Cover des Buches Sherlock Holmes - Sammlung: Alle Geschichten und Romane - Illustriert und kommentiert (Sherlock Holmes bei Null Papier) (ISBN: 9783954187577)
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Rezension zu Sherlock Holmes - Sammlung: Alle Geschichten und Romane - Illustriert und kommentiert (Sherlock Holmes bei Null Papier) von Arthur Conan Doyle

Der erste Profiler seiner Zeit

von Betsy vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Viele spannende Einblicke in einen scharfen Verstand. Leider mit einigen Logikfehlern und irgendwann bieten die Geschichten wenig Neues.

Rezension

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Betsyvor 8 Jahren
"Wenn Du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch ist."

Wer kennt ihn nicht? Den wohl bekanntesten Detektiv in der Geschichte, der für so viele Ermittler egal ob in Buch- oder Filmform als Anlehnung diente. Natürlich geht es um niemand geringeren als Sherlock Holmes. In dieser Gesamtausgabe mit seinen 4 großen Romanen ("Eine Studie in Scharlachrot", "Das Zeichen der Vier", "Der Hund von Baskerville", "Das Tal des Grauens") sind auch alle Kurzgeschichten versammelt und so kommt man in den ganzen Genuss von Arthur Conan Doyles Detektivfigur.

Hier werden zuerst chronologisch die 4 Romane aufgelistet und danach alle Kurzgeschichten in der Reihenfolge ihre Erscheinens.

So gut wie alle Erzählungen sind aus der Sicht von Holmes Begleiter und Freund Dr. Watson geschrieben, der diese als Bericht dem breiten Publikum zugänglich macht. Nur 2 Kurzgeschichten erzählt Sherlock selbst und 2 werden in der dritten Person erzählt.

Nicht nur Watson ist immer wieder über die von Sherlock so unglaublichen Erkenntnisse verblüfft, sondern auch der Leser, wobei manches einfach schon zu fantastisch klingt. Die Figur des Sherlock ist sehr vielschichtig. Einerseits drängt er mit seinen Fällen nicht an die Öffentlichkeit, da es ihm vor allem um die Benützung seines Verstandes und der Herausforderung geht, andererseits ist er Schmeicheleien durchaus nicht abgeneigt und liebt es die Polizei und Watson im Dunkeln tappen zu lassen, wenn er der Lösung schon auf der Spur ist. Er bleibt eher für sich und als wirklichen Vertrauten und Freund hält er sich an Watson. Man trifft ihn so gut wie nie ohne seine Pfeife und auch anderen Substanzen ist er nicht abgeneigt (wie Morphium oder Kokain), wenn ihn die Langeweile packt und er sich antriebslos fühlt. Er ist ein Mensch des Verstandes, der wenig auf sich selbst achtet und sehr selten rührselig wird oder Lob ausspricht, aber dennoch Milde walten lässt, wo die Polizei keine kennen würde und bewegt sich in allen Gesellschaftsschichten, wo ein interessanter Fall sein Interesse findet.

Watson, ist es hier, der darauf achtet, dass Sherlock nicht zu sehr in seine eigene Welt abdriftet und ihn seit ihrem ersten Zusammentreffen sehr bewundert für seine Art scheinbar alles über sein Gegenüber zu wissen. Obwohl dieser bei so einigen Fällen direkt dabei ist und unmittelbar auch beteiligt, bleibt er immer im Hintergrund und auch sein medizinisches Wissen, wird leider nur in sehr geringem Maße benutzt. Irgendwie dachte ich, er hätte hier eine viel aktivere Anteilnahme mit seinem eigenen Wissen als Arzt. Während Sherlock alleine bleibt, heiratet Watson und hat zeitweise eine eigene Praxis, was ihn allerdings nicht davon abhält, quasi alles stehen und liegen zu lassen, wenn dieser nach ihm ruft, was teilweise dann auch wieder etwas komisch anmutet.

Ein sehr ungleiches Paar welches, trotz Sherlocks zeitweise recht unterkühlter und abwertenden Art, eine sehr innige Freundschaft verbindet. Dies liegt wohl auch daran, dass Watson schweigen kann und zuhört, wenn Sherlock einfach nur jemanden braucht um seine Gedankengänge laut auszusprechen und hin und wieder durch Watsons Unwissenheit auf neuen Input hofft.

Was hier stellenweise verwirrend ist, ist das bei der Übersetzung beide in einigen Geschichten noch per Sie sind, obwohl sie sich schon lange kennen und auch schon beim Du waren. Auch haben sich einige andere Fehler eingeschlichen, bzw. wird manches nebenbei erwähnt, was den Leser dann etwas ratlos zurück lässt. Positiv anzumerken sind hier die verschiedensten Illustrationen, die hier bei natürlich das Bild von Watson und Sherlock über die Jahre geprägt haben.

Fazit: Man sollte sich zumindest einmal einen seiner 4 großen Romane zur Hand nehmen, um diesen bis heute unerreichbaren und auch ziemlich eigenwilligen Meisterdetektiv kennenzulernen. (Mir persönlich gefiel "Eine Studie in Scharlachrot" und "Der Hund von Baskerville am besten.) Allerdings wird hier in der Gesamtausgabe auch schnell klar, dass der Autor wohl selbst mit der Chronologie der Geschichten etwas durcheinander kam und einige Logikfehler produziert hat. Generell ist es schwer diese Geschichten wirklich chronologisch zu lesen, da die Kurzgeschichten in den Zeiten hin und her wechseln und auch die Romane mit ihrem Erscheiungsdatum nicht wirklich zur Chronologie passen. Alles in allem kann man sagen, dass es hier sehr spannende und überraschende Geschichten gibt, allerdings je mehr man liest, desto mehr kommt einem alles bekannt vor und es gibt dann auch etliche Fälle die sehr vorhersehbar sind. Originell und überraschend am Anfang, danach läuft es eigentlich immer nach dem selben Schema ab und bietet wenig Neues. Nichtsdestotrotz, ist die Figur des Sherlock Holmes so einzigartig wie sie in ihrer Darstellung nur sein kann.
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