Cover des Buches Kalliope (ISBN: 9783958351776)
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Rezension zu Kalliope von Arthur Gordon Wolf

Intelligenter Thriller über die Gefahren des Autorendaseins

von Melanie_Vogltanz vor 8 Jahren

Rezension

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Melanie_Vogltanzvor 8 Jahren
Markus Reuther, einigermaßen erfolgreicher Krimiautor, hat ein Problem: Er leidet unter der gefürchteten Schreibblockade. Seine Hauptfigur "spricht" einfach nicht mit ihm, und alles ist im Moment interessanter als sein Manuskript. "Ich wünschte, jemand würde mich mit vorgehaltener Pistole zum Schreiben zwingen", sagt er im Suff zu einer Fremden in einer Bar - einen Wunsch, den er besser für sich behalten hätte, denn bald darauf erreichen ihn mysteriöse Drohungen, alle mit dem Imperativ: "Schreib. Tag und Nacht." Was anfangs wie ein schlechter Scherz aussieht, wird schon bald bitterer Ernst, und Reuther findet sich selbst in einem Krimi wieder, schlimmer und abgedrehter als alles, was er selbst je geschrieben hat.

Arthur Gordon Wolf hat sich ein Thema vorgenommen, das Angehörigen der schreibenden Zunft nur zu bekannt ist - "writer's block", oder Schreibblockade, die Angst vor dem leeren Papier oder einfach nur die Verlockung der Prokrastination. Dieses Thema verpackt er ausgesprochen kunstvoll in eine Welt aus glaubwürdigen, individuellen Charakteren, die weit mehr als bloße Platzhalter sind, und beängstigenden Vorkommnissen, die immer bedrohlicher und unheimlicher werden, je weiter die Geschichte voranschreitet.

In einem zweiten Handlungsstrang sieht der Leser das Ergebnis von Reuthers seltenen produktiven Phasen, die Geschichte in der Geschichte - eine Idee, die zwar nicht gänzlich neu, aber sehr gut umgesetzt ist und den anfangs relativ eintönigen Alltag von Reuther auflockert.

Zusätzlich zur Erzählung aus der 3. Person aus Reuthers Sicht und dem zweiten Handlungsstrang von Reuthers Roman beginnt Reuther im Laufe des Romans auch, Tagebuch zu schreiben, wodurch seine Erzählung aus der 1. Person hinzukommt. Dieser Tagebuch-Part macht Sinn, denn nicht immer scheint das, was Reuther zu sehen glaubt, zu sein, was auch tatsächlich passiert. Allerdings wirkt das Buch dadurch teils etwas uneinheitlich, und meiner Meinung nach hätte man sich auf die Tagebuch-Sicht beschränken können, um diesen Effekt zu erreichen.

Alles in allem ist "Kalliope" eine intelligent geschriebene Geschichte voller Spannung und lebensnahen Charakteren. Da der ereignislose Alltag von Reuther vor den Drohungen durch "Kalliope" den Einstieg in die Geschichte leider etwas erschwert und auch zwischendurch unnötige Längen die Spannung etwas dämpfen, gebe ich "Kalliope" vier gute Sterne.
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