Artur Weigandt

 4,7 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Die Verräter.

Lebenslauf

Artur Weigandt wurde 1994 in Uspenka (Kasachstan) geboren. Studierte in Frankfurt am Main Ästhetik, verbrachte aber auch längere Zeit in Prag, Kyjiw und Tbilissi. Er absolvierte eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München. 2021 wählte ihn das Medium-Magazin zu den Top-30-bis-30-Journalisten. Journalistische Stationen unter anderem bei F.A.Z., ZEITmagazin, ZEIT und WELT. Bei Hanser Berlin erschien 2023 sein Debüt Die Verräter.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Artur Weigandt

Cover des Buches Die Verräter (ISBN: 9783446275904)

Die Verräter

(6)
Erschienen am 20.03.2023

Neue Rezensionen zu Artur Weigandt

Cover des Buches Die Verräter (ISBN: 9783446275904)
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Rezension zu "Die Verräter" von Artur Weigandt

beccaris
heimatlos und verraten

Artur Weigandt erzählt seine eigene Lebensgeschichte. In seinem noch jungen Leben hat er die östliche und westliche Welt bereits gesehen und erlebt täglich, was es heisst, im Grunde genommen heimatlos zu sein. Seine Eltern, Grosseltern und Verwandten haben ganz verschiedene Identitäten, seine Generation nennt sich die postsowjetischen Migranten bzw. PostOst. Sie alle haben Bezug zu dem geografischen und kulturellen Raum Russlands und den postsowjetischen Staaten.

Ich habe das Buch mit grossem Interesse und Respekt gelesen. Der Autor schreibt sehr eindrücklich, was es heisst, zwischen zwei Lebenswelten aufgewachsen zu sein. In Deutschland ‘der Russe, der Fremde, der Ausländer’ und in Kasachstan ‘der Deutsche’ zu sein, erzeugt unter anderem eine Heimatlosigkeit, die schwer zu ertragen ist. So spürt man beim Lesen eine grosse Machtlosigkeit und Melancholie.

Neben allen Sachberichten zum aktuellen Krieg in der Ukraine, sind es gerade die persönlichen Lebensberichte, die uns zeigen, was dieser Krieg mit den Menschen macht und geben tiefgreifende Einblicke in eine Gesellschaft, Kultur und Geschichte, die unserem westlichen Verständnis nicht fremder sein könnten. Ein wertvolles Buch, dem ich sehr viele Leser/innen wünsche.

Cover des Buches Die Verräter (ISBN: 9783446275904)
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Rezension zu "Die Verräter" von Artur Weigandt

whatklarareads
Ein präzises und bewegendes Buch über die Menschen, die wir so lange vergessen haben.

"PostOst, das ist eine fluide Selbstbezeichnung für alle Menschen, die einen Bezug zum geografischen Raum des Warschauer Paktes haben."

Artur Weigandt hat einen Roman geschrieben, den ich am liebsten mal wieder jedem und jeder als Pflichtlektüre auferlegen würde. Die erweiterte Russische Invasion der Ukraine 2022 hat sie wieder auf den Plan geholt, die postsowjetische Welt, die bis dahin so vergessen dalag, so vernachlässigt und belächelt vom Westen. 

Aber was hat der Zerfall des Sowjetunion eigentlich mit denjenigen gemacht, die in den 90ern nicht in Ostdeutschland, sondern in der Ukraine, in Georgien, in Belarus oder, wie Artur Weigandt und seine Familie, in Kasachstan waren? Wer sind diese Familien, was ist ihre Geschichte? Wie geht es der bunten, der vielfältigen PostOst-Szene in Deutschland heute, vor allem jetzt, wo der Russische Angriffskrieg Trennlinien durch Stammbäume zieht, die es vorher nie gab?

Artur Weigandt ist Journalist - und das merkt man. Lesbar, präzise, prägnant, verständlich und trotzdem emotional nahbar sind die Texte, die zwischen den Buchdeckeln von "Die Verräter" auf uns Leser*innen warten. Ich für meinen Teil hätte beim Lesen gerne durchgängig genickt. Weil dieser Roman Millionen von Menschen ein Gesicht verleiht, das sie in der westlichen Öffentlichkeit so lange nicht hatten. 

Ich denke an meine Freunde in der Ukraine, an meine Bekanntschaften aus Georgien, meine Kontakte in Belarus. Wann immer ich vor Februar 2022 von ihnen erzählt habe, wollte niemand zuhören. Weil meine Geschichten gar nicht zu den herrschenden Vorurteilen passten. Linke Hipster in Untergrundbars? Veganes Essen in Kyiv? Gute Literatur aus Georgien? Konnte alles nicht sein. Und ich hasse es, dass es erst dieses Morden brauchte, damit Menschen hingucken, mal ganz genau hingucken und sich ums Verstehen bemühen. 

Ich habe auch noch so viel zu lernen, so viele Gespräche zu führen und so viel zuzuhören. "Die Verräter" ist ein hervorragender Einstieg für alle, die offen dafür sind, PostOst endlich zu sehen und das eigene Weltverständnis wieder gen Osten zu öffnen. Fünf von fünf Sternen. Jetzt lesen.

Danke an Hanser Berlin für das Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Die Verräter (ISBN: 9783446275904)
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Rezension zu "Die Verräter" von Artur Weigandt

book_sorcery
Berührend

Ich bin ganz ehrlich: Ich war fassungslos, wie passgenau dieser journalistische “Heimat”roman auf mich zugeschnitten ist. In “Die Verräter” erzählt uns Artur Weigandt nämlich erinnerungshaft davon, wie es war, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mit einer komplizierten Herkunftsgeschichte aus eben dieser in den 90ern nach Deutschland migriert zu sein & wie sich das auf unser jetziges Leben - mit besonderem Blick auf den aktuellen Krieg - auswirkt. Ich habe mich in meiner Identität/Herkunft/Heimats/Geschichte authentisch im Text wiedergefunden; allein die Erinnerungen, die er hier aufzählt wurden, haben mich wirklich sprachlos gemacht - gebrannte PS1-Spiele, Tanten und Onkel an Küchentischen… So ziemlich alles in diesem Buch kenne ich. Und das war  ein seltsames, aber auch befreiendes - und irgendwie ein gemeinschaftsstiftendes - Gefühl, das ich bisher kaum aus der Literatur kenne.

Wie gründlich reflektiert, kritisch und bodenständig auf diverse Begriffe, Erinnerungen und Erfahrungen eingegangen wurde ist bereichernd für alle, ob ihr nun selbst eine ähnliche Geschichte habt oder außenstehend seid. Und insbesondere die Schlussworte sind unglaublich ermutigend. Absolute Leseempfehlung.

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