Artur Weigandt erzählt seine eigene Lebensgeschichte. In seinem noch jungen Leben hat er die östliche und westliche Welt bereits gesehen und erlebt täglich, was es heisst, im Grunde genommen heimatlos zu sein. Seine Eltern, Grosseltern und Verwandten haben ganz verschiedene Identitäten, seine Generation nennt sich die postsowjetischen Migranten bzw. PostOst. Sie alle haben Bezug zu dem geografischen und kulturellen Raum Russlands und den postsowjetischen Staaten.
Ich habe das Buch mit grossem Interesse und Respekt gelesen. Der Autor schreibt sehr eindrücklich, was es heisst, zwischen zwei Lebenswelten aufgewachsen zu sein. In Deutschland ‘der Russe, der Fremde, der Ausländer’ und in Kasachstan ‘der Deutsche’ zu sein, erzeugt unter anderem eine Heimatlosigkeit, die schwer zu ertragen ist. So spürt man beim Lesen eine grosse Machtlosigkeit und Melancholie.
Neben allen Sachberichten zum aktuellen Krieg in der Ukraine, sind es gerade die persönlichen Lebensberichte, die uns zeigen, was dieser Krieg mit den Menschen macht und geben tiefgreifende Einblicke in eine Gesellschaft, Kultur und Geschichte, die unserem westlichen Verständnis nicht fremder sein könnten. Ein wertvolles Buch, dem ich sehr viele Leser/innen wünsche.