Arundhati Roy

 3,9 Sterne bei 465 Bewertungen

Lebenslauf

Arundhati Roy wurde 1961 in Indien geboren. Sie gilt heute als eine der bedeutendsten indischen politische Aktivisten und Globalisierungskritiker. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, studierte sie in Delhi Architektur. Durch das Kennenlernen ihres zweiten Ehemannes, einem Produzenten, wurde ihr Interesse am Film geweckt. 1992 aber begann sie mit der Schriftstellerei, vier Jahre später wurde ihr erstes Buch "Der Gott der kleinen Dinge" veröffentlicht. Die dadurch erlangte Bekanntheit nutzte Roy zum Aufmerksammachen ihrer politischen Anliegen. 2004 wurde sie für ihr soziales Engagement und ihr Eintreten für Gewaltfreiheit mit dem Sydney Peace Prize ausgezeichnet. 2017 erschien ihr zweiter Roman "Das Ministerium des äußersten Glücks" und wurde für die Longlist des Booker-Preises 2017 nominiert.

Alle Bücher von Arundhati Roy

Cover des Buches Der Gott der kleinen Dinge (ISBN: 9783596521685)

Der Gott der kleinen Dinge

 (298)
Erschienen am 22.02.2018
Cover des Buches Das Ministerium des äußersten Glücks (ISBN: 9783596522286)

Das Ministerium des äußersten Glücks

 (68)
Erschienen am 26.06.2019
Cover des Buches Die Politik der Macht (ISBN: 9783442729876)

Die Politik der Macht

 (8)
Erschienen am 01.03.2002
Cover des Buches Azadi heißt Freiheit (ISBN: 9783103971132)

Azadi heißt Freiheit

 (3)
Erschienen am 27.10.2021
Cover des Buches Wahrheit und Macht (ISBN: 9783442733040)

Wahrheit und Macht

 (2)
Erschienen am 01.11.2004
Cover des Buches Aus der Werkstatt der Demokratie (ISBN: 9783100660664)

Aus der Werkstatt der Demokratie

 (1)
Erschienen am 11.03.2010

Videos zum Autor

Neue Rezensionen zu Arundhati Roy

Cover des Buches Aus der Werkstatt der Demokratie (ISBN: 9783100660664)
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Rezension zu "Aus der Werkstatt der Demokratie" von Arundhati Roy

Das schwindende Licht der Demokratie
HansDurrervor einem Monat

Die Essays in „Aus der Werkstatt der Demokratie“ sind all denen gewidmet, „die gelernt haben, Hoffnung und Vernunft zu trennen“ - ein Satz, mit dem sich auseinanderzusetzen lohnt. Man stösst in diesem Band übrigens immer mal wieder auf solche Sätze, die einen innehalten und sie bedenken lassen. Diese hier zum Beispiel: „In Russland sagt man, dass die Vergangenheit nicht vorauszusagen ist. Dank der jüngsten Erfahrungen mit den Schulgeschichtsbüchern wissen wir nun auch in Indien, wie wahr das ist.“

Bereits auf den ersten Seiten der Einleitung, die den Titel trägt „Das schwindende Licht der Demokratie“; stösst man auf Sätze, die klar machen, warum sich die Auseinandersetzung mit diesen Texten lohnt - denn diese Frau ist nicht nur kritisch mit andern, sondern auch mit sich selber: „Als Schriftstellerin, Romanschriftstellerin, habe ich mich oft gefragt, ob der Versuch, immer präzise zusein, alles faktisch richtig darzustellen, das epische Ausmass dessen, was gerade geschieht, schmälert. Verschleiert er womöglich eine grössere Wahrheit? Ich sorge mich, dass ich mich dazu verleiten lasse, prosaische faktische Präzision anzubieten, wo wir vielleicht einen wilden Schrei bräuchten oder die alles verändernde Kraft und wahre Präzision der Poesie. Etwas an der listig-verzwickten, brahmanisch-bürokratischen, aktenverliebten „Halten Sie sich an den Dienstweg“-Natur des Regierens und Unterwerfens in Indien scheint eine Buchhalterin aus mir gemacht zu haben.“

Das ewige Dilemma der Intellektuellen also, eben Merkerin und nicht Täterin zu sein, doch Roy ist eben keine Durchschnittsintellektuelle, sondern eine aufbegehrende, wütende, sich wehrende und sie weiss sich auszudrücken: „Und wer daran glaubt, dass eine Regierung die Pflicht hat, für Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherheit ihrer Bürger zu sorgen, bekommt zu hören: 'Bist du gegen den Markt?' Und wer ausser einem Idioten ist schon gegen den Markt?“

Man lernt einiges über Indien bei der Lektüre dieser Aufsätze (die übrigens alle bereits andernorts erschienen sind) und vor allem, dass man so recht eigentlich von den politischen Verhältnissen in diesem Land so ziemlich gar nichts weiss, obwohl man doch mit indischen Autoren so unvertraut nun auch wieder nicht ist. Im Unterschied zu Romanautoren berichtet Roy jedoch von konkreten politisch/kriminellen (da besteht häufig kein Unterschied) Machenschaften und stellt diese dann in einen grundsätzlichen Zusammenhang. „... ist die Kluft zwischen Wissen und Information, zwischen dem, was wir wissen, und dem, was uns erzählt wird, zwischen dem Vermuteten und dem Bestätigten, zwischem dem Verheimlichten und dem Veröffentlichten, zwischen Fakt und Hypothese, zwischen der wirklichen und der virtuellen Welt ein Ort endloser Spekulation und potentiellen Wahnsinns. Es wird ein giftiges Gebräu angerührt und gekocht und einem überaus abstossenden, zerstörerischen politischen Zweck zugeführt.“

Arundhati Roy zu lesen, bedeutet dringend benötigte Informationen, die man so nicht in der Mainstream Presse findet, zur Kenntnis zu nehmen. Zu den Attentaten in Mumbai im November 2008, bemerkt sie unter anderem: „Uns wird gesagt, dass eines der beiden Hotels ein Symbol der Stadt Mumbai ist. Das stimmt. Es ist ein Symbol für die leichtfertige, obszöne Ungerechtigkeit, die gewöhnliche Inder tagtäglich erdulden müssen.“ Und unter dem Titel: 'Die Heuschrecken fallen  ein. Vom Leugnen und Feiern des Völkermords' hält sie fest: „Völkermord ist ein alter Brauch der Menschen. Er hat eine aussergewöhnliche Rolle beim Vormarsch der Zivilisation gespielt ... Die USA sind das reichste und mächtigste Land der Erde, und auch wenn es darum geht, Völkermorde zu leugnen, stehen sie an erster Stelle. Sie feiern immer noch den Columbus Day, den Tag, an dem Christoph Kolumbus in Amerika landete und der einen Holocaust einleitete, dem Millionen Indianer, fast 90 Prozent der eingeborenen Bevölkerung, zum Opfer fielen. Nach Lord Amherst, dem Mann, dessen Idee es war, mit Windpockenviren infizierte Decken an die Indianer zu verteilen, wurden in Massachusetts eine Universitätsstadt und ein angesehenes geisteswissenschaftliches College benannt.“

Noch à propos Genozid: die Bombardierungen von Tokio, Hiroshima, Nagasaki, Dresden und Hamburg - bei den Hunderttausende Zivilisten umkamen - werden von den USA nicht als Verbrechen (und schon gar nicht als Genozide) anerkannt. Die Begründung? Die Regierung habe nicht geplant, Zivilisten zu töten. „Hierbei handelt es sich um ein frühes Entwicklungsstadium des Konzepts Kollateralsschaden“, merkt Roy trocken an.

Summa summarum: Die in diesem Band versammelten Texte haben das Potential, uns aufzurütteln - wir sollten es nutzen.

Cover des Buches Der Gott der kleinen Dinge (ISBN: 9783596521685)
W

Rezension zu "Der Gott der kleinen Dinge" von Arundhati Roy

Intensiv
Willsonvor einem Jahr

Ein sehr intensives Buch, welches einem nicht mehr loslässt. 

Cover des Buches Das Ministerium des äußersten Glücks: Roman (ISBN: B071V5Q1V6)
usum56s avatar

Rezension zu "Das Ministerium des äußersten Glücks: Roman" von Arundhati Roy

Indien in all seinen Facetten - gewaltig
usum56vor einem Jahr

Einfach überwältigend diese Geschichte über Indien. Da der Kaschmirkonflikt darin eine sehr wichtige Rolle spielt, ist es verhältnismässig schwere Kost, doch keineswegs trostlos. Jede Figur in der Handlung ist auf spezielle Art ein Aussenseiter und findet ihren ganz eigenen Weg in dieser gemischten Gesellschaft Indiens. Das macht trotz der vielen menschlichen Grausamkeiten doch immer wieder Hoffnung.

Ja, es ist das pralle Leben. In Indien aber eben noch farbiger, noch vielschichtiger, noch grausamer.

(Das Cover stellt übrigens einen Grabstein dar. Das passt sehr gut und ist auch gut zu wissen, denn ich hatte es zuerst nicht erkannt.)

Gespräche aus der Community

Und es geht weiter mit Buchraettins Leserunden im Rahmen ihres "SuB-Aufbaus mit Niveau".

Wir lesen im August/September "Der Gott der kleinen Dinge" von Arundhati Roy.

Während der Leserunde zu "Das Ministerium des äußersten Glücks" (von der selben Autorin) kam sie auf die Idee, dass man im Anschluss Roys ersten Roman lesen könnte.
 
Jede/r, die/der mitmachen möchte, ist herzlich willkommen!

Ich wünsche allen viel Spaß! Das Buch habe ich schon gelesen und kann ich natürlich empfehlen. Es ist etwas ganz Anderes als ihren zweiten Roman.

Eine Anmerkung zu Arundhati Roys Romanen:

Zwischen "Der Gott der kleinen Dinge" und "Das Ministerium des äußersten Glücks" sind 20 Jahre vergangen. Das bedeutet nicht, dass Frau Roy 20 Jahre lang an einem Roman geschrieben hat.

"Das Ministerium des äußersten Glücks" ist ihr zweiter Roman, aber keinesfalls ihr zweites Buch. Sie hat in den 20 Jahren viel geschrieben: Essays, Sachbücher, jede Menge Publikationen in verschiedenen Zeitungen, hat Filme gemacht und Reportagen gedreht, etc. Und ist politisch sehr aktiv.

Viel Spaß!
32 Beiträge
Letzter Beitrag von  Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Ich schaffe es leider zeitlich tatsächlich nicht. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß.

Zusätzliche Informationen

Arundhati Roy wurde am 24. November 1961 in Shillong, Meghalaya (Indien) geboren.

Community-Statistik

in 834 Bibliotheken

auf 94 Merkzettel

von 10 Leser*innen aktuell gelesen

von 6 Leser*innen gefolgt

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