Etwas von Liebe und Hass
von Horst_Berger
Kurzmeinung: Das Buch behandelt ein aktuelles Problem: die Sanierung alter Bausubstanz, um Geld zu verdienen. Und 2 uralte Probleme: Liebe und Hass.
Rezension
Wovon wird in diesem Buch erzählt?
Von Anton, der das Versprechen abgibt, zu bleiben bis Johanna zurückkommt und von ihrer Schwester Judith, die bleibt, weil sie auf Anton, der seine Skulpturen endlich fertigstellen muss, aufpassen soll. Von Henrik wird erzählt, der Judiths Freund ist. Die Rede ist auch von Vleutz, dem das Haus gehört und der es sanieren will, damit sich Gewinn erzielen lässt. Dafür muss das Haus aber leer sein. Anton muss raus, und Judith seine Untermieterin ebenfalls. Schon fängt in Antons Kopf ein Plan an zu reifen, den man nicht gutheißen kann.
Schon sind wir im 2. Kapitel, in einem kleinen Dorf bei Zürich, und durch den Wechsel der Perspektive, mitten in Judiths Denken und Handeln. Der Name Sobowski taucht auf. Wer ist Sobowski?
Judith ist bei ihren Eltern. Alle drei reden sie wenig, und aus dem Wenigen ist herauszuhören, dass Judiths Schwester, Johanna, verunglückt ist. Judith besucht Johanna im Krankenhaus und redet und redet, und Johanna schweigt, weil es nicht anders geht. Am Ende aber weiß der Leser, wer mit Sobowski gemeint ist.
Als Judith zurück in München ist, eröffnet sie Anton, nochmals in die Schweiz zu fahren; dieses Mal mit Vleutz. Sie verspricht Anton, dem verhassten Vleutz ein Geheimnis zu entlocken.
Inzwischen wird im Haus heftig umgebaut und dann kommt der Schreck, der nur einem Menschen, der versucht als Künstler Fuß zu fassen, so durch die Glieder fahren kann. Antons Skulpturen sind zerstört worden.
Vleutz erzählt Judith aus seinem Leben, und dass er einfach nur das macht, was ihm vorgelebt wird, was ihm das System der westlichen Welt aufdrängt, … wenn er Erfolg haben will.
Wir kehren zurück in Judiths Gedanken, die jetzt neben Vleutz erwacht und trotzdem ihr Versprechen nicht vergessen hat. Oder sucht sie nur eine Rechtfertigung? Es ist nicht ganz klar.
Wieder sind wir bei Anton, dessen Hass nun seinen Höhepunkt erreicht hat. Mit einem Beil wartet er auf Vleutz. Es kommt jedoch anders, denn Judith lädt zu einer Abschiedsfeier ein. Auch Vleutz ist eingeladen und bringt den Auflösungsvertrag mit und ein Geschenk, das Anton nicht würde ablehnen können. Am Ende wendet sich alles doch in eine unerwartete und verblüffende Richtung. Einiges bleibt offen, so dass sich der Leser fragen muss, ob Judith die Kraft aufbringen wird, ihr Vorhaben zu vollenden. Ganz am Schluss gibt es noch einen Toten, und Anton ist allein und rennt aus der Dunkelheit auf das Licht zu, als würde er zurück ins Leben laufen.
Fazit: Eine etwas skurrile Geschichte, die durch ihre dichte Erzählweise schon ihren Reiz hat, sich für meinen Geschmack aber zu sehr im gedanklichen Bereich abspielt. Fachleute für Literatur — zu denen ich ganz sicher nicht gehöre — werden Arwed Vogels Roman vermutlich der E-Literatur zuordnen. Ich verneige mich nicht ehrfurchtvoll vor dieser zweifelhaften, deutschen Einteilung und vergebe 4 Sterne. Leseempfehlung? Ja, durchaus. Es ist mal was anderes.