Rezension zu "I'm Still Alive" von Roberto Saviano
Es ist noch keine zwei Jahre her, dass ich meinen ersten Post auf Instagram getätigt habe. Es war das Buch von Roberto Saviano: „Gomorrha“ , ein Tatsachenbericht über die Machenschaften der Mafia rund um Neapel. Der Autor musste mit 27 Jahren in den Untergrund gehen, da ihm ständige Lebensgefahr droht. Seitdem zieht er von Hotel zu Kaserne von Ort zu Wohnung von Isolation zur Bewachung. Seine Unterkünfte sind klein, voller Bücher und einsam. Über sein Exil erzählt er in dieser großartigen Graphic Novel
Wie schon in seinem Sachbuch schreibt auch hier Saviano in eindrücklich Texten passend zu den Bildern, was die Isolation und dieses eine Buch der Wahrheit mit ihm gemacht hat.
Dabei spart er nicht mit Anklagen gegen Obrigkeiten. Die Verantwortung, die er gegenüber seiner Familie hat, lässt ihn sehr emotional werden. Wir werfen kurze Blicke in seine Kindheit, aber auch in die Ebene zwischen Realität und Zukunft, nämlich zu all den Sachen, die er nie machen konnte . Der israelische Comic Zeichner Hanuka hat das sehr kreativ umgesetzt. Vor allem die realistische Porträtierung vieler Figuren, die den Comicstil trotzdem erhält, finde ich großartig, aber auch außergewöhnliche Ideen die große Gefühle transportieren haben mich zum Fan gemacht. Ich muss unbedingt schauen, welche Comics er noch gezeichnet hat.
Saviano hat mein volles Mitgefühl. Jung, wie er war, hat er die Konsequenzen seines Tuns nicht überblicken können und zahlt dafür sein Leben lang die Rechnung. Zunehmend muss er feststellen, dass die Öffentlichkeit sich nur mit ihm solidarisch erklärt, wenn die Chance besteht, dass er stirbt. Jede vermeintliche Annehmlichkeit, die ans Tageslicht kommt (und die oft gar keine ist) wird ihm vorgeworfen. Frei nach dem Motto: „So schlimm kann es ja nicht sein…“ . Sein Fazit ist, dass er den wenigen Spielraum, den er hat, nutzt und sich die Stimme nicht verbieten lässt, dass er Tiefschlägen trotzt und uns wissen lässt: Ich lebe noch!