Rezension zu "Lilienblut" von Ascan von Bargen
Von dem Autor hab ich vor einiger Zeit "Die Legenden des Abendsterns"
gelesen; ebenfalls eine düstere, historische Geschichte, die mich durch
ihre Wortgewalt beeindruckt hat. In Lilienblut besticht der Autor
ebenfalls mit einer unheilschwangeren Atmosphäre und einer
ausdrucksvollen Sprache.
Dieses Mal entführt er den Leser ins
Paris des 19. Jahrhunderts. Schon während des Prologs wird klar, dass es
ein dunkles, unerbittliches Geheimnis gibt. Auf dieser Spur sind der
Arzt Dr. Joaquin Ferrier, der zu einer todkranken Patientin gerufen wird
und der junge Frédéric Morean, der von heimtückischen Träumen
heimgesucht wird.
Der Autor wechselt beim Erzählen die Perspektiven
hauptsächlich zwischen den beiden Protagonisten, und hält die Kapitel
sehr kurz aber intensiv. Überhaupt ist die ganze Szenerie sehr
bildgewaltig ... eine finstere, unheimliche Fassade, die erst am Ende
offenbart, welche Grauen hinter all den bösen Vorzeichen stecken.
Es
geht um Vampire, klassisch, aber auch mit einigen neuen Eigenschaften,
die die Bösartigkeit noch unterstreichen. Ich hab mich die ganze Zeit
wie in einem Film gefühlt, ähnlich wie in Bram Stokers Dracula oder auch
Vidoq. Es gibt viele Hinweise, falsche Fährten und eine bizarre
Täuschung von Umständen, die mich immer wieder in verschiedene
Richtungen geführt haben.
Obwohl die Figuren dabei alle eher
unnahbar geblieben sind, waren sie greifbar und mit den wenigen Akzenten
anschaulich getroffen. Ich konnte von der ersten bis zur letzten Seite
direkt in diese alte Zeit eintauchen, mit Kutschen auf
Kopfsteinpflaster, den gesitteten Herren mit Gehröcken, der salonfähigen
Pariser Gesellschaft und der erschreckenden Seuche, der Krankheit,
durch die in dieser Stadt viele einem mysteriöses Siechtum anheim
gefallen sind.
Trotz der "nur" 188 Seiten war es genau richtig,
denn zum einen sind sie dicht beschrieben und geben dem ganzen ohne
unnötige Ausschmückungen genug Raum, um immer auf den Punkt zu kommen.
Ich war jedenfalls wieder sehr fasziniert von der gehaltvollen, fast
schon poetischen Schreibweise und der Stimmung, die mich voll und ganz
eingenommen hat.
Fazit: 4.5 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer