Jeder tickt anders. Menschen mit dem Asperger-Syndrom tanzen jedoch völlig aus der Reihe. Schade nur, dass sie in keine Asperger-Familien hineingeboren werden, die ihr andersartiges Verhalten unvermittelt nachempfinden könnten. Colin hat es jedoch gut mit seinen Eltern getroffen. Sie wissen aus leidvoller Erfahrung, wie sie am besten ohne Katastrophenprovokation mit ihm umzugehen haben. Nur sein jüngerer Bruder Danny spielt da meist nicht mit.
Auch in der Schule hat Colin bezüglich seiner Eigenarten nicht immer Wohlwollen und Rücksichtnahme zu erwarten. Vor allem der tumbe Wayne hat es schon seit der 1. Klasse auf ihn abgesehen. Seine Feindschaft wird aber völlig über den Haufen geworfen, als sich Colin auf seine Seite stellt, als er beschuldigt wird, eine Pistole in die Schule geschmuggelt zu haben, die bei der kleinen Geburtstagsfeier von Melissa (dem ersten Mädchen, welches Colin toll findet) losgegangen ist. Colin hat den besonderen Blick und widmet sich aus rein rationalen Gründen der Wahrheitsfindung wegen der detektivischen Arbeit ..
Eine illustre Mischung aus Krimi und Jugendschulroman, vermischt mit der Asperger-Problematik, ergibt ein recht lesenswertes Buch, bei dem man ganz nebenbei auch noch einige Informationen und Wissenswertes vermittelt bekommt, wie man zum Beispiel am effizientesten eine Parklücke findet (das sogenannte „Parkplatzproblem“; endlich weiß ich Bescheid, danke, danke!) oder was es mit dem Gefangenendilemma auf sich hat oder was es zum Verhalten von Haifischen und Primaten Spezielles zu sagen gibt. Außerdem war es mir auch vergönnt, eine Reihe neuer Wörter zu lernen, wie z.B. Kakophonie oder ektomorph. Etliche erklärende Fußnoten lassen fast einen Hauch von „wissenschaftlicher Arbeit“ durch die Geschichte wehen.
Die Figur des Colin wird nachvollziehbar und sympathietragend geschildert. Natürlich liegt auf der Hand, dass es sich um eine konstruierte Geschichte handelt. Dennoch gelingt es, Colin „ein Gesicht zu geben“. Mit Großbuchstaben gedruckte Wörter geben eindrucksvoll laute Sequenzen oder Kategorisierungsraster von Colin wieder.
Wer sich weiter mit dem Asperger-Syndrom bzw. Autismus auseinandersetzen möchte, dem sei das Buch von Daniel Tammet „Elf ist freundlich und fünf ist laut“ ans Herz gelegt und der Film „Mozart and the Whale“ empfohlen.
Fazit: Kurzweilige Unterhaltung mit Bildungsbonus