Asja Bakić

 3,3 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor*in von Mars und Leckermäulchen.

Lebenslauf

ASJA BAKIĆ, geboren 1982, ist eine bosnischkroatische Autorin und Kulturkritikerin. Sie hat bisher einen Gedichtband mit dem Titel »Es kann ein Kaktus sein, solange er sticht« (2009) sowie zwei Kurzgeschichtensammlungen, »Mars« (2015) und »Sweetlust« (2020), veröffentlicht. Ihr viertes Buch »Komm, ich sitze auf deinem Gesicht« (2020) ist eine Sammlung von Essays über Popkultur. Bakić wurde als eine der New Voices from Europe 2017 von Literary Europe Live ausgewählt. Sie lebt in Zagreb.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Asja Bakić

Cover des Buches Mars (ISBN: 9783957324740)

Mars

(5)
Erschienen am 08.03.2021
Cover des Buches Leckermäulchen (ISBN: 9783957326096)

Leckermäulchen

(2)
Erschienen am 17.02.2025

Neue Rezensionen zu Asja Bakić

Cover des Buches Leckermäulchen (ISBN: 9783957326096)
L

Rezension zu "Leckermäulchen" von Asja Bakić

Lust_auf_literatur
Leckermäulchen

Ich wollte ja dieses Jahr meinen Kurzgeschichtenkonsum etwas reduzieren. Bis jetzt bin ich damit auch einigermaßen erfolgreich, aber bei dem neuen Erzählband von Asja Bakić bin ich dann doch schwach geworden.

Schon ihre erste Sammlung von Erzählungen „Mars“ wurde hier auf #Bookstagram und in der Presse so gut besprochen, dass ich unbedingt auch was von der bosnisch-kroatischen Autorin lesen wollte.


Thematisch wird in der Beschreibung ganz viel versprochen, was mich anspricht:   dystopische Welten, Genderfluidität, Klimawandel, Zeitreisen, Unterwelten, Außerirdische ….und, äh ja, durchaus auch ganz viel Sex.


Und ich finde diese kleine inhaltliche Zusammenstellung noch untertrieben. Die Geschichten und die Welten, die Bakić in jeder der 11 Erzählungen entwirft sind einzigartig, unglaublich fantasievoll und ziemlich abgefahren. Alles Elemente, die ich in Kurzgeschichten lesen will. Allerdings finde ich die Erzählungen teilweise auch ein bißchen anstrengend, denn Bakić spart nicht an Metabezügen, literarischen Querverweisen und mythologischen Anspielungen.

Definitiv konnte ich da nicht überall mithalten und wurde manchmal regelrecht von der Geschichte mitgeschleift und hinterhergezogen.


Auch wenn ich alle Erzählungen gerne gelesen habe, gefiel mir besonders „1998“, in der Bakić kreativ und fantastisch in Form einer Horrorgeschichte über das Einsetzen der ersten Menstruation einer Teenagerin in einem Zeltlager schreibt.

Generell finde ich das viele der Erzählungen ziemlich gruselige Elemente beinhalten. Es ist gerade das Reizvolle an den den Geschichte, dass ich wirklich nie ahnen kann, in welche Richtung mich Geschichte führt. Bakić bedient und verbindet sowohl die Genres Weird Fiction, Horror und Erotik.

Ich mag es, wie feministisch, sexuell empowerend und tabulos viele Geschichten sind, beispielsweise „Die Leiden der jungen Lotte“ - eine Neuschreibung der Leiden des jungen Werther aus weiblicher Sicht.

Für mich eignete sich der Erzählband nicht zum Binge-Reading, da mich die einzelnen Stories jeweils eine gewisse intellektuelle Anstrengungen gekostet haben. Für mich persönlich ist das schon ein kleiner Kritikpunkt, da ich gerne ein fast and heavy consumer bin. Das muss es aber für dich nicht sein.


Wenn du Lust auf sehr ungewöhnliche, feministische und gesellschaftskritische Erzählungen hast, ist Asja Bakić auf jeden Fall ein starker Tipp für dich! 

Cover des Buches Leckermäulchen (ISBN: 9783957326096)
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Rezension zu "Leckermäulchen" von Asja Bakić

dunis-lesefutter
Ein wilder Ritt

Kurzgeschichten und ich, das sind so ein eigenes Ding. Meist hab ich keine Lust, mich auf so kurze Ereignisse einzulassen. Doch wenn diese in dystopischen Settings angesiedelt sind und dazu noch aus Kroatien kommen, muss ich sie doch lesen!


Na, das ist mal ein weirdes Buch! Schon das Cover ist schräg und und als ich die erste Geschichte zu lesen begann, fiel ich in eine Art Vergnügungspark der Crazyness. Hier befriedigen Maschinen Menschen, Masturbation führt zu Blindheit, es wird überlegt, ob man die eigene Mutter missbrauchen sollte und Menstruation findet im kollektiv statt und hat Züge eines Splatter Movies. Dann wiederum erwacht die Antike zu neuem Leben und man buhlt um die Gunst der ICH - Erzählerin. Abschließend erzählt uns Lotte ihre Sicht auf Werther.


Asja Bakić hat sich so richtig ausgetobt! Zeitgenössische Themen werden hier mit Einfallsreichtum dargeboten. Es gibt Zeitmaschinen, Unterwelten Außerirdische. Diese stoßen auf Klimawandel, Genderfluidität und vor allem auf Beziehung, die sich physisch und psychisch offenbaren


Wie so oft bei Kurzgeschichten hat mir nicht jede gleich gut gefallen. Ich musste mich erst mal darauf einlassen, dass wir es hier mit nichts mir Bekanntem zu tun haben. Alle Grenzen sind aufgehoben, alle Moralvorstellungen infrage gestellt. Dabei fließt es sprachlich nur so aus der Autorin hinaus. Sie plappert ohne Unterlass und Bilder ziehen an mir vorbei, die ich in meiner Vorstellung bisher nicht existierten. Was mir wiederum sehr geläufig war, sind die Orte, die benannt werden und das übte auf mich natürlich ein ganz besonderen Reiz aus. Auch die Bezugnahme auf historische Ereignisse Kroatiens oder Jugoslawiens haben für mich die einzelnen Geschichten interessanter gemacht.


Manchmal war es schon ein hartes Stück Arbeit gedanklich nicht abzuschweifen und mich auf diese andere Art von Alice im Freigeistland einzulassen. Andererseits hat es mir einen Heidenspaß bereitet. Ich liebe Literatur aus meiner zweiten Heimat, die jenseits des Traditionellen Zugang zu den Lesern findet. Ich freu mich schon auf meinen nächsten Urlaub, wenn ich meine doch eher konservativen Familie über die Freizügigkeit kroatischer Literatur aufklären werde. Das Bakić meinem Empfinden nach ab und zu ein bisschen zu sehr über die Stränge schlägt finde ich nicht so schlimm. Sie gönnt mir immer mal wieder, den Moment auf den Teppich zu kommen, mich neu zu sortieren, tief Luft zu holen und in den nächsten Abschnitt, die nächste Geschichte einzutauchen.


Eine Empfehlung für Alle, die etwas Verrücktes lesen möchten, Freund*innen von Kurzgeschichten und literarischen Abenteuern, die Wege abseits des Mainstream beschreiten wollen.

Cover des Buches Mars (ISBN: 9783957324740)

Rezension zu "Mars" von Asja Bakić

Ein LovelyBooks-Nutzer
Phantastische Kurzgeschichtensammlung

Phantastische Literatur lag von Anbeginn im Spannungsverhältnis zwischen Eskapismus und Emanzipation. Wobei ich den Vorwurf des Eskapismus eher als moralischen Chauvinismus begreife. Die Flucht vor der Wirklichkeit ist angesichts der Pathologie der Normalität vielmehr Ausdruck geistiger Gesundheit oder zumindest der Versuch der Psychohygiene. Nichtsdestotrotz kann Fantastik aber auch einen emanzipatorischen Anspruch hegen. So schreibt Annette Kautt im Rossipotti-Literaturlexikon: „Phantastische Erzählungen können im Besonderen bekannte Sichtweisen durchbrechen. Sie können also einen subversiven, umstürzlerischen, aber gleichzeitig auch konstruktiven, visionären Charakter haben.“ Asja Bakićs Kurzgeschichtensammlung „Mars“ ist vor allem Letzteres, ohne das eskapistische Moment des Phantastischen zu negieren. „Ich habe immer sehr aufmerksam Dystopien gelesen, doch ich konnte nicht ahnen, dass ich eine erleben würde“, beklagte sich Bakićs Alter Ego in Mars, der titelgebenden Erzählung und damit scheint das Leitmotiv für die 10 Kurzgeschichten gegeben.

„Die Menschen können verschwinden alles andere muss unberührt bleiben.“

Die Versprechungen der Realität, die Behauptungen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit entpuppen sich zunehmend als Blendwerk kapitalistischer Produktionsweise, die eher „der Mensch ist des Menschen Feind“ kultiviert. Wobei es zahlreiche graduelle Abstufungen der Feindschaft gibt. Das dahinsiechende Patriarchat ist genauso erfinderisch wie der im Todeskampf befindliche Kapitalismus. Und so kämpfen die Besitzstandwahrer mit alle Mitteln und verwandeln dabei langsam und fast unbemerkt die Realität in die Dystopie. Insofern sind die Anderen tatsächlich die Hölle. Und Angst- und Furchtbilder brechen sich vor allem Nachts Bahn. So sind es vornehmlich alptraumhafte Szenarien in denen sich die Protagonistinnen wiederfinden. Und ganz wie der Traum zeugen die Geschichten von Verdichtung, Verschiebung und der Verschleierung von Inhalten durch Übertragung. Die psychoanalytische Traumdeutung hätte hier große Freude.

Aber auch die Leser*innen kommen nicht zu kurz. Wer sich dem Genre der Fantastik mit Anleihen an Horror- bzw. Gruselgeschichten, Science Fiction oder der guten alten Romantik verbunden fühlt, bekommt hier 10 Geschichten, die es in sich haben. Das ist keine Bahnlektüre, das ist Kunst und genauso will Mars auch gelesen werden. Und zwar gerne auch mehrmals. Denn Die Geschichten sind hochgradig assoziativ, wie es Träume nun mal so sind. Ohne echten Anfang, ohne Ende. Dafür mit interpretativem Tiefgang. Ein Potpourri der Wunsch- und Furchtbilder eingebettet in luzide Träume. Alle klassischen Themen der psychoanalytischen Trauminhalte werden benannt. Tod, Leid, Grandiosität, Nacktheit bzw. Sexualität und Prüfungssituationen. Dabei erinnern Schreibstil und Inhalt ein ums andere Mal an Edgar Allen Poe.

Schreiben als Wunsch- und Furchtbild

Und mit Sigmund Freud lässt sich auch festhalten, dass der Traum oft da am tiefsinnigsten ist, „wo er am tollsten erscheint. Zu allen Zeiten pflegten die, welche etwas zu sagen hatten und es nicht gefahrlos sagen konnten, gerne die Narrenkappe aufzusetzen.“ Und so narrt der Traum und tut als wäre er Fantastik, wo er doch nichts anderes ist als die Wirklichkeit. Es ist nicht unbedingt die Wirklichkeit der Leser*innen, auch wenn die Wirklichkeit gesellschaftlich konstruiert ist, so ist es hier doch eher die Realität von Asja Bakić, der wir geisterhaft folgen dürfen.  Bakićs Traumwelten sind wie ein Freizeitpark des Grauens. Selbst im schriftstellerischen Bardo entkommt man nur durch Leistung, Androiden, Klone und Ehefrauen durchbrechen die Geißeln der Objektivierung und sind Hyperbel der Selbstermächtigung oder zumindest der Selbstwirksamkeit, wahnhafte und absurde Reisen ins Ich oder besser ins ES, in das Unbewusste, sind die Achterbahnfahrt bevor es mit Vollgas in den Looping geht, der die Menschen aus Europa nach Afrika flüchten lässt und die verkehrte Welt zum Abschluss bringt.

Und es ist wieder Freud, der das Fazit für Asja Bakićs Mars-Erzählungen liefert:

Der Traum gibt sich nie mit Kleinigkeiten ab; um Geringes lassen wir uns im Schlaf nicht stören. (…). Die scheinbar harmlosen Träume erweisen sich als arg, wenn man sich um ihre Deutung bemüht; wenn man mir die Redensart gestattet, sie haben es »faustdick hinter den Ohren«.

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