Zur Handlung
Faty und ihre Schwester Kadi sind in einem Armenviertel von Bamako bei ihren Großeltern aufgewachsen. Nach dem Abitur schickt sie ihre Familie auf Veranlassung eines Onkels, der angeblich als Ingenieur in Deutschland arbeitet, auf Kosten eines Vereins zum Studium nach Bonn. Faty soll Medizin, Kadi Informatik studieren. Ein mysteriöser Magier in einem abgelegenen Bergdorf sagt zwei getrennte Lebenswege voraus. Mit vielen Ratschlägen und einem Märchen, das von den Erlebnissen zweier sehr unterschiedlicher Brüder in der Fremde handelt, bereitet ihre Oma die beiden Schwestern auf das Leben in Deutschland vor.
Im Roman begleitet der Leser die beiden Schwestern auf einer abenteuerlichen Reise vom Flughafen in Bamako nach Bonn. Es folgen Ankunft in Bonn ohne Deutschkenntnisse und Verständigungsschwierigkeiten, Besuch einer Sprachschule und des Studienkollegs, Bewerbung um Studienplätze und Geldprobleme, nachdem die finanzielle Unterstützung mit und mit ausbleibt. Kadi, die mit der ungewohnten Situation ohne familiären Schutz nicht klarkommt, gleitet ab, geht eine Scheinehe ein und gelangt in eine dubiose Mafiawelt. Fatys studiert zielstrebig und begegnet Studentinnen und Studenten verschiedener Nationalitäten, die ganz andere Auffassungen und Moralvorstellungen als sie haben. Die Gespräche empfindet sie als sehr interessant, aber gleichzeitig machen sie sie wegen ihrer traditionellen muslimischen Erziehung betroffen und zwingen sie immer wieder, ihre Seele zu dehnen", weil vieles ihren Moralvorstellungen widerspricht. Sie besteht am Ende die Prüfungen und kehrt als Ärztin nach Mali zurück. Auch für ihre Schwester gibt es ein Happy End.
Zur Aussage des Romans
Der Roman ist aus der Sicht einer jungen afrikanischen Frau geschrieben, die gegen ihren eigenen Wunsch zum Studium der Medizin nach Deutschland geschickt wird und dann mit viel Elan versucht, es zu meistern, um als Ärztin in ihre Heimat zurückkehren zu können. Sie macht sich während ihres Aufenthalts Gedanken über das interkulturelle Zusammenleben, die Situation der Frauen in verschiedenen Gesellschaften, die friedliche Koexistenz der Religionen, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen in Afrika und Europa, das Medizinstudium und den Arztberuf, Erfahrungen und Alltag deutscher und ausländischer Studentinnen und Studenten, die Akzeptanz von Minderheiten. Sie begegnet während ihres Studiums einem Kommilitonen, der unter salafistischen Einfluss geraten ist, einem Palästinenser, der Hitler als Held ansieht, einem Juden, der Anspruch auf ganz Palästina erhebt, weil Gott den Juden das Land versprochen hat. In allen Gesprächen versucht Faty zu vermitteln und wendet sich gegen extreme und einseitige Meinungen. Stets denkt sie an die Lehren aus den Märchen, die ihre Großmutter den beiden Schwestern erzählt hat: "Man darf nie vergessen, dass es nicht nur eigene Wahrheiten gibt, sondern auch Wahrheiten anderer." Als sie zum Beispiel erfährt, dass ein Studienfreund homosexuell ist, ist sie zunächst entsetzt und denkt daran, wie Homosexuelle in ihrer Kultur gesehen werden. Aber das negative Bild passt ihrer Meinung nach gar nicht zu ihrem Kommilitonen. Sie entscheidet sich daher, ihn weiterhin als einen wunderbaren Menschen anzusehen, der nur "etwas anders orientiert" ist.
Beim Lesen des Buchs ist man manchmal betroffen, wie die eigenen Auffassungen und das eigene Verhalten, das man nicht hinterfragt, von einem Außenstehenden gesehen wird. Ein Freund gibt ihr Ratschläge, wie man mit den Deutschen gut klarkommt. Und man bekommt einen Spiegel vorgehalten.
Der Roman liefert am Rande der Handlung auf spannende und amüsante Weise viele Informationen über Mali und das Medizinstudium in Deutschland.
Fazit
Ein sehr empfehlenswerter Roman, der durch seine Spannung überzeugt, Werte wie Toleranz und Offenheit anderen Kulturen gegenüber vermittelt und viele Informationen über Mali und das Medizinstudium in Deutschland bereitstellt.