Rezension zu "Der Riss im Kummer" von Astrid Reimann
Über Kummer oder Trauer, wodurch er auch immer entstanden ist, sprechen viele nicht gerne. Es gibt jedoch den alten Spruch: Kummer, der nicht spricht, nagt am Herzen bis es bricht. Die Figuren in Astrid Reimanns Geschichten haben genau dieses Problem und sie gehen sehr unterschiedlich damit um. Da grämt die Erinnerung an eine unüberlegte Äußerung noch jahrelang und hemmt den Wunsch, sich hübsch zu machen. Oder die Fähigkeit, Gefühle auszudrücken scheint durch Trauer verloren zu sein. Auch die Verantwortung für die Einhaltung einer Verfügung, die einen humanen Abschied für immer ermöglicht, kann die Seele sehr stark belasten, wenn darüber geschwiegen wird. Aber da gibt es auch den Trost, das gesprochene Wort oder eine Erinnerung an etwas Schönes, das den Kummer ein wenig lindern kann, auch wenn es anfangs nur ein kleiner Riss ist. Die Geschichten haben bei aller Vielfalt das Tröstliche, was oft gebraucht wird, die Gewissheit, das Leben geht weiter.