Jakob hat eine Mail geschrieben, Jakob wird kommen. Er ist einfach so verschwunden und Juli war allein und konnte es nicht verstehen. Einfach so weg und jetzt will er einfach so wieder kommen. Sie beginnt eine Mail, aber immer wieder löschen. Zwölf Tage begleiten wir Juli und begegnen mit ihr zwölf Menschen, Situationen, Erinnerungen, Begebenheiten und lesen immer wieder von Jakob. Irgendwie am taumeln, am suchen, vergessen wollen, ärgern, lieben, finden, all das kommt.Astrid Rosenfeld ist eine großartige Autorin und hat mir ihren beiden ersten Büchern wirkliche Highlights geschaffen und so war die Messlatte enorm hoch. Ich finde leider, dass Zwölf mal Juli nur bedingt funktioniert. All zu oft stolpert man mit Juli durch Geschichten und verliert sich und findet den Sinn nicht wirklich. Ich habe es zweimal komplett probiert und dazwischen war fast ein halbes Jahr. Weil ich die Autorin auch bei Lesungen so toll fand, wollte ich das Buch mögen, aber für mich gab es leider zu viele Längen und verworrenes. Ich freue mich aber auf weitere Bücher und hoffe auf besondere Geschichten
Astrid Rosenfeld
Lebenslauf
Alle Bücher von Astrid Rosenfeld
Adams Erbe
Elsa ungeheuer
Zwölf Mal Juli
Kinder des Zufalls
Sing mir ein Lied
Die einzige Strasse
Elsa ungeheuer
Zwölf Mal Juli
Neue Rezensionen zu Astrid Rosenfeld
Robert Stadlober ist einer der besten Hörbuchsprecher und auch ein begnadeter Schauspieler. Leider sieht man ihn nicht mehr so oft, aber Gott sei Dank kann man ihn immer wieder hören und das ist mehr als gut so. Karl und Lorenz sind zwei ungleiche Brüder und wachsen gemeinsam auf. Der Vater verfällt mal mehr und mal weniger dem Alkohol und die Haushälterin ist sehr gläubig und spricht vom armen "Herz Jesulein." Es gab im Ort mal eine wunderschöne Frau, aber sie ging eines Tages fort und hinterließ ein Kind. Elsa. Sie wächst bei ihren Onkeln auf und man hört viel von diesem scheinbar bösen Mädchen und so ist die Neugier der Jungs geweckt. Dann tritt sie in ihr Leben. Anders als erwartet, aber sie wird zum alles bestimmenden Teil. Viele Jahre gehen so ins Land und jeder verfällt auf seine Weiße dem Mädchen, aber mit 16 ist Schluss, denn da geht sie weit weg und heiratet in der Ferne. Zurück bleibt ein unfüllbares Loch. Astrid Rosenfeld macht hier einen Sprung und wir treffen auf die Brauer Brüder als junge Männer. Lorenz ist in der Kunstszene tätig und wird selbst mehr oder weniger zum Künstler und Karl zieht mit und verfällt Frauen, Sex, Drogen und wünscht sich Elsa zurück. Als irgendwie alles aus dem Ruder zu laufen droht, muss sich etwas ändern und alte Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte wollen befriedigt werden und so zieht Konrad los. Astrid Rosenfeld hat mit "Adams Erbe" ein bombastisches Debüt hin gelegt und so waren die Erwartungen enorm. "Elsa Ungeheuer" erfüllt sie fast. Die kunstvolle Sprache Rosenfelds die einen prall gefüllten Geldbeutel auf der Theke "wie ein faules Kätchen" beschreibt ist durchweg toll, aber in der Mitte des Buches gerät die Geschichte kurz ins stocken. Karl erzählt uns die Geschichte und so bekommen wir einen tiefen Einblick in seine Seele und seine Gefühle und so ist seine Veränderung in der Mitte des Buches wie ein Schock, aber man erholt sich davon und kann es mit fühlen und dann ist man auch schon wieder mitten drin und Astrid Rosenfeld einfach nur dankbar, für so eine Geschichte. Und Robert Stadlober holt alle Facetten großartig heraus.
„Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen, wie entbehrlich man in der Welt ist.“ – S. 14 (Goethe Zitat aus: Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6. 7. Buch, 8. Kap., Wilhelm zu Madame Melina)
Der 162-Seiten schmale Roman „Zwölf Mal Juli“ von Astrid Rosenfeld ist 2015 im Diogenes Verlag erschienen und handelt von Juli, die nach Jahren ihrer großen Liebe Jakob wiederbegegnen soll. Bisher habe ich bereits ein Werk von Astrid Rosenfeld, „Adams Erbe“ gelesen, welches mir außerordentlich gut gefallen hat. Sowohl der besondere Schreibstil als auch das Gespür der Autorin für Humor haben es mir damals angetan, weshalb ich auch bei „Zwölf Mal Juli“ Großartiges erwartet habe.
Die mittellose und mäßig erfolgreiche Schriftstellerin Juli wird von ihrem langjährigen Freund Jakob aus heiterem Himmel verlassen. Die Jahre vergehen – ohne ein Lebenszeichen. Bis Juli eine E-Mail erhält, in der Jakob seinen Besuch ankündigt. In genau 12 Tagen…
Die 12 (kurzen) Kapitel stehen für 12 Tage in Julis Leben. Der Lesende erwartet, wie Juli, die Ankunft von ihrer verloren geglaubten Liebe: Jakob. Die gespannte Erwartung auf dieses Zusammentreffen liegt in der Luft und baut sich auch beim Lesenden immer weiter auf, je mehr Tage vergehen. Das Warten auf Jakob ist das übergeordnete Geschehen.
In dem Buch folgt man ausschließlich Juli aus der personalen Erzählweise und in der Vergangenheitsform. Sprachlich fällt auf, dass sie immer wieder belanglose Fakten und unnützes Wissen rezitiert, wenn sie aufgeregt oder emotional verwirrt ist. Dies dient ihr ganz offensichtlich als Bewältigungsstrategie. Am Ende der einzelnen Kapitel stehen regelmäßig Zitate bekannter Autoren. Die Geschichte wird in kurzen, elliptischen Sätzen und Wiederholungen erzählt.
Das Cover ziert ein Gemälde eines Vogels. Dies ist sehr passend, denn eine tote Taube und ihre Verwesungsstadien dienen der Geschichte als Rahmenhandlung. Zudem hat der Roman etwas Episodenhaftes. Denn jedem Kapitel liegen die Begegnungen mit unterschiedlichsten Personen zugrunde. Dies können enge Verwandte (Mutter), Freunde (Nachbarn) oder auch völlig Fremde und Zufallsbekanntschaften sein. Dabei verliert man den Fokus, der auf Juli gerichtet ist, nie, sondern lernt, im Gegenteil, sie immer besser kennen.
Nach Julis erfolgreichem Debüt als Autorin verlässt sie der Mut und sie verfällt in eine Sinneskrise, in der sie sich zunehmend fragt, ob und was sie der Welt überhaupt zu erzählen hat. An dieser Entwicklung ist der Weggang von Jakob maßgebend schuld, denn Juli sucht seit Jahren nach einem Grund für seine stille Flucht. Als Charakter ist sie kindlich und glaubt an Mythen, Sagen und Wunder. Sie nimmt diese ungeheuer ernst und wartet auf ein Zeichen. In ihren Gesprächen mit anderen Personen wird klar, dass sie eigenbrötlerisch ist und auch immer wieder auf Unverständnis trifft.
„Was macht man, wenn alles, was man geliebt hat, plötzlich nicht mehr da ist?“ (S. 52)
Der Verlust von Jakob hat ihr Selbstbewusstsein stark angeknackst. Sie leidet darunter, verlassen worden zu sein. Es wird deutlich, dass Jakob nicht nur Julis Geliebter gewesen ist, sondern auch ihr Vorbild. Mit all‘ ihren Taten versucht sie, ihn zu beeindrucken.
„Und wer bestimmt, was echte Probleme sind und was nicht? Wer bestimmt, wann jemand traurig sein darf?“ (S. 72)
Es gibt Anzeichen, dass Juli Probleme mit ihrer mentalen Gesundheit hat. Sie scheint unter Zwängen zu leiden und ist schnell überfordert. Außerdem verbringt sie Tage auf dem Sofa, grübelt über den Sinn des Lebens und verliert sich in düsteren Gedanken. An anderen Tagen ist sie geradezu manisch, streicht ihre Wand halb oder tätigt Impulskäufe.
Dann gibt es noch eine Reihe von skurrilen Nebencharakteren, die jedoch immer nur kurz und fragmentarisch auftreten.
Mir hat gefallen, dass das Buch einen episodenhaften Charakter hat und man an jedem Tag eine neue Facette von Juli entdecken konnte. Innerhalb des Romans wird dem Lesenden zunehmend klar, dass es sich bei der vorherigen Beziehung von Jakob und Juli um keine auf Augenhöhe handelt. Denn er nimmt sie nicht ernst, flirtet vor ihren Augen fremd und macht sich über sie lustig. Es wird deutlich, dass Jakob Juli für jederzeit abrufbereit und eine sichere Nummer hält, sodass man sich fragt, ob es nicht sogar besser ist, dass er weg ist. Es regt einen geradezu auf, wie Juli sich auf Jakobs Rückkehr freut und das sie sein Verhalten nicht richtig einordnen kann. Diese Darstellung der Beziehungsdynamik fühlt sich realistisch an. Als Lesender entwickelt man eine emotionale Beziehung zu Juli, in der man hofft, dass sie ihren eigenen Weg findet und selbstbestimmt in ihr neues Leben starten kann. Auch aus dieser Hoffnung heraus wartet man gespannt auf den Ausgang der Geschichte.
Ebenfalls mochte ich, dass große Themen wie Freiheit, Verlust, die eigene Bestimmung und das Loslassen leise und humorvoll angesprochen werden, den Lesenden aber nachdenklich zurücklassen. Ich empfand es als passend, dass nicht jede Frage abschließend geklärt, sondern lediglich Denkanstöße gegeben wurden. Mir hat es außerdem gefallen, dass das Cover des Buches zum Romaninhalt passt. Außerdem genießt man als Buchliebhaber die literarischen Anspielungen und Zitate, die Juli bringt.
Negativ anmerken könnte man höchstens, dass der Roman nicht allzu umfangreich ist. Sich jedoch über die Länge eines Buches zu beschweren, impliziert nur, dass man gerne mehr gelesen hätte, was man durchaus als gutes Zeichen werten kann.
Ich würde das Buch denjenigen empfehlen, die ruhige und nachdenkliche Geschichten mögen und am Ende eines Buches nicht jede Frage bis ins kleinste Detail geklärt haben müssen. Es geht um Liebe, Verlust, die eigene Bestimmung und Daseinsberechtigung sowie das Loslassen. Mich hat besonders die Sprache und der Charakter von Juli beeindruckt. Ich gebe 5 von 5 Sterne.
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Wie viel Unglück verträgt das Glück? Was tun, wenn sich das Leben immerzu im Kreis dreht? Die halbe Welt liegt zwsichen Maxwell und Elisabeth. Der Zufall führt sie zusammen und an einen mystischen Ort in der texanischen Wüste. Sie wissen nichts voneinander und erkennen sich sofort. Der amerikanische Cowboy, der kein Cowboy mehr ist, und die deutsche Tänzerin, die nicht mehr tanzen kann ...
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