Cover des Buches Elsa ungeheuer (ISBN: 9783257242942)
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Rezension zu Elsa ungeheuer von Astrid Rosenfeld

Elsa ungeheuer

von Saralonde vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Große Erzählkunst

Rezension

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Saralondevor 9 Jahren

Ein Dorf in der Oberpfalz, irgendwann in den 80ern: Es sind Sommerferien, doch Karl und sein älterer Bruder Lorenz sind traurig, denn ihre Mutter hat sich das Leben genommen. Der Vater ergibt sich in seiner Trauer nach und nach dem Suff und das Regiment in der Pension übernehmen mehr oder weniger Haushälterin Frau Kratzler und Dauergast Herr Murmelstein, genannt Murmeltier. Und dann kommt Elsa … eine rotzfreche Göre, Tochter eines Dorfbewohners, dessen Frau einst mit einem reichen Porschefahrer durchbrannte – samt Kind. Nun soll sie bei ihrem Vater bleiben und bringt ordentlich Leben in das Dorfleben …

Ich muss gestehen, dass ich etwas skeptisch war, was dieses zweite Werk von Astrid Rosenfeld betrifft. Mit “Adams Erbe” hatte sie bei mir ins Schwarze getroffen, doch die Inhaltsbeschreibung dieses zweiten Buchs hat mich nicht sonderlich gereizt. Aber wie so oft wurde ich überrascht, ich mochte dieses Buch fast noch mehr als “Adams Erbe”. Astrid Rosenfeld hat es einfach drauf, so zu erzählen, dass man immer weiter zuhören, d. h. weiterlesen könnte. Ich habe nicht umsonst zunächst “zuhören” geschrieben, der Schreibstil ist so lebhaft, dass man das Gefühl hat, sich mitten im Geschehen zu befinden. Das nenne ich große Erzählkunst, und die macht einfach Spaß, auch wenn man zunächst denkt, das Thema interessiere einen gar nicht so sehr. Echtes Kopfkino eben. An Humor lässt das Buch auch nichts zu wünschen übrig, herrlich, wenn Elsa angesichts des kürzlichen Unglücks in Tschernobyl andere Kinder mit Pfifferlingen als Waffen in die Flucht schlägt.

Dass das Buch mir so gut gefallen hat, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass Elsa, Karl und Lorenz genau meine Generation sind – wie Astrid Rosenfeld selbst auch.

Im weiteren Verlauf der Handlung begleitet uns der Ich-Erzähler uns in die Kunstszene, die Lorenz für sich entdeckt hat. Doch nun, wo Lorenz und Karl um die 20 sind, fehlt ihnen etwas – und nicht nur ihnen, sondern auch dem Leser (was sicherlich absolut beabsichtigt und meisterhaft gemacht ist). Was das ist, sage ich nicht, das würde zu viel verraten. Es wird jedoch noch einmal vorkommen und auch eine Auflösung wird es geben.

Ein wunderbares Buch von einer großen Erzählerin!

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