Cover des Buches Zwölf Mal Juli (ISBN: 9783257069358)
Rezension zu Zwölf Mal Juli von Astrid Rosenfeld

Zwölf Mal Juli

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Fingerübung einer großartigen Autorin, die den Leser jedoch ratlos zurücklässt.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Worum geht’s?

Eine kurze E-Mail ist das erste Lebenszeichen von Julis Exfreund Jakob, seit er vor Jahren plötzlich verschwunden ist und ihr damit das Herz gebrochen hat. Am 24. Mai kommt er, damit bleiben Juli zwölf Tage, um sich mental auf das Treffen vorzubereiten. In diesen zwölf Tagen begegnen ihr zwölf Menschen – bekannte wie ihre Eltern, der beste Freund oder die Cousine und fremde wie ein Polizist – und bringen sie dazu, über ihr Leben nachzudenken. Über den Liebeskummer hinaus steckt die Schriftstellerin Juli auch noch in einer Schaffenskrise. Doch die tote Taube, die sie im Park gefunden hat und die ihr seitdem im Kopf herumspukt, ist der Schlüssel zu einer neuen Geschichte, da ist sie sicher.

Meine Meinung

Ich war mir ehrlich gesagt lange nicht sicher, wie ich diesen Roman bewerten soll. Er hat mich aufgewühlt, verwirrt und vor allem sehr deprimiert zurückgelassen. Astrid Rosenfeld hat zweifellos einen beeindruckenden, außergewöhnlichen Schreibstil. Sie schafft es, unglaublich viel Gefühl und Aussagekraft in wenigen kurzen Sätzen zu verpacken. Jede der zwölf Begegnungen ist sprachlich ein kleines Glanzstück, emotional und poetisch. Die Autorin hat außerdem einen ganz besonderen Humor, sodass man selbst in absurd-witzigen Momenten zwischen Lachen und Weinen schwankt. Ich persönlich habe den Roman insgesamt als tieftraurig empfunden. Gebrochene Versprechen, verlorene Träume und vergebliche Hoffnungen gehören nun mal zu den deprimierenden Seiten des Lebens.

Während wir die Personen, denen Juli in den zwölf Tagen vor Jakobs Ankunft begegnet, (leider) nur oberflächlich kennenlernen, erhalten wir einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben. Im Grunde ist das Ganze mehr eine Charakterstudie als ein Roman mit einer zusammenhängenden Handlung. Juli hatte ihr ganzes Leben an Jakob orientiert, sich von ihm abhängig gemacht und alles getan, um ihm zu gefallen. Ohne ihn ist sie unsicher und weiß nicht mehr, wer sie eigentlich ist. Auch Jahre später hat sie nicht das Gefühl, es herausgefunden zu haben. Der Autorin gebührt auf jeden Fall Respekt dafür, so eine komplexe und lebendige Hauptfigur geschaffen zu haben. Juli ist aber teilweise eine sehr anstrengende Protagonistin und über manche ihrer Handlungen konnte ich wirklich nur den Kopf schütteln. Wider aller Vernunft hält sie an Jakob fest, obwohl in ihren Erinnerungen deutlich wird, dass er ihr bei weitem nicht so viel Respekt entgegengebracht hat wie sie ihm.

Ich fürchte, das hier war einer dieser Fälle, in denen ein Roman mich einfach auf dem falschen Fuß erwischt. Vielleicht habe ich mich von seiner Kürze dazu verleiten lassen, zu schnell zu lesen, und konnte ihn deshalb nicht in seiner ganzen Komplexität erfassen und wertschätzen. Jedenfalls habe ich die ganze Geschichte als irgendwie vage und diffus empfunden. Am Ende bleiben einfach zu viele offene Fragen, zu viel Interpretationsspielraum, um den Roman befriedigt abschließen zu können.

Fazit

„Zwölf Mal Juli“ ist mehr eine literarische Fingerübung als ein ausgereifter Roman und lässt den Leser mit vielen offenen Fragen zurück. Nichtsdestotrotz beeindruckt Astrid Rosenfeld mit großem Talent und Menschenkenntnis.

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