Rezension zu "Das Wunder des Jetzt" von Toni Packer
Zuerst stand ich diesem Buch skeptisch gegenüber, da ich mir ein praktisches Arbeitsbuch erwartet hatte, was man definitiv hier nicht geboten bekommt. Toni Packer, eine deutsche Halbjüdin, die den zweiten Weltkrieg mitgemacht hat und jetzt in den USA lebt und lehrt, bietet stattdessen fundierte Überlegungen zu einer Meditationspraxis jenseits aller Methoden wie Zen-Buddhismus usw. Packer geht es rein um das Konzept der Achtsamkeit und der kurzzeitigen Befreiung vom "Ich". Die Idee des (Zen?-)Buddhismus, dass wir eigentlich gar kein Ich und Persönlichkeit besitzen, behagt mir nicht sonderlich, Packer spinnt diese Idee aber etwas anders und überzeugend weiter: Jeder von uns ist individuell, indem er eine individuelle Mischung und Ausprägung der einen Lebenskraft ist. Mit der platonisch anmutenden Methode, bestehende Konzepte und Begriffe immer wieder zu hinterfragen, kommt Packer in ihren spannenden und erhellenden Überlegungen immer wieder auf den einen Punkt zurück: Was ist Gewahrsamkeit und wie erreiche ich sie? Für mich eine sehr interessante theoretische Basis zu dem Buch "Die Zeit kann man anhalten", das ich auch rezensiert habe.