Zum Inhalt verweise ich auf den Klappentext oder ggf Leseprobe
Ich liebe die Sylt Forever-Reihe von Astrid und war wahnsinnig gespannt, wie es weitergeht und mit wem. Dieses Mal begleiten wir Louisa, die wir durch Annika und Maya schon ein wenig kennen. Doch eins kann ich vorweg sagen, diese Geschichte wird so ganz anders als seine Vorgänger...sie hat mich wahnsinnig berührt, sie geht wahnsinnig tief und ist einfach ein Herzensbuch!
Man kann ihn komplett unabhängig von den anderen Bänden lesen, es fehlt nichts an Hintergrundwissen. Lediglich ein paar Charaktere tauchen kurz wieder auf.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Louisas und Finns Sicht in der ICH-Perspektive erzählt.
Astrids Schreibstil ist einfach unbeschreiblich. Er ist so locker-fluffig-leicht, dass ich die Geschichte in eins inhaliert habe, da eine angenehme Grundspannung da war und gleichzeitig hat sie ernste Themen mit einer Leichtigkeit eingebaut, so dass sie einen nicht erdrücken, sondern berühren und nachdenklich stimmen. Die Emotionen springen sofort über und haben mich passend zur stürmischen Nordsee durchs Buch gewirbelt. Dazu kommt der bildliche Schreibstil, ich hatte das Gefühl, wieder auf Sylt zu sein und alles selbst mitzuerleben, zu spüren und zu sehen. Den Wind, den Salzgeschmack, die Kälte, aber auch Die kleine Teestube, den Leuchtturm und das Strandgut zu sehen. Es war wiedereinmal ein wunderschönes Kopfkino.
Der Humor kommt nicht zu kurz, manchmal rabenschwarz und doch so wahr und manchmal einfach zum wegschmeißen, weil Louisa unfreiwillig in missliche Lagen kommt.
Wer hier explizite Szenen sucht, sucht vergeblich. Es wird kurz angedeutet, dass war es. Hier würden auch keine reinpassen! Dafür fliegen hier ordentlich die Funken und die Gefühle gehen von Anfang viel tiefer.
Die Handlung ist sehr gut durchdacht, authentisch und nachvollziehbar. Hier sind es eigentlich drei Stränge, die sich am Ende zu einem wunderschönen, emotionalem Gesamtbild zusammenfügen.
Zum einen ist hier Louisa. Louisa, die die Schnauze voll hat von oberflächlichen Beziehungen, von dahingehalten werden. Die eigentlich, auch wenn sie es Anfangs nicht so recht wahrhaben will, endlich zur Ruhe kommen will. Sie steht hier an einem Wendepunkt in ihrem Leben, da kommt der Brief aus Sylt grade zur rechten Zeit. Doch so einfach, wie Louisa sich das vorstellt, wird es nicht und mit Gisela trifft sie auf einen weiteren Sturkopf und es stehen so einige Fettnäpfchen im Weg...und so kommt, was kommen muss - der erste Zusammeknall...Doch so schnell gibt Louisa nicht auf und mit dem Rückhalt ihrer Familie kehrt sie zu Gisela zurück. Die beiden haben mich zusammen wahnsinnig berührt. In meinen Augen haben sich beide geheilt. Denn durch Gisela bekommt Louisa einen anderen Blickwinkel aufs Leben und manchmal braucht es direkte Konfrontationen und ehrliche Worte, bis man selbst das Wesentliche erkennt. Für mich hat Louisa hier die größte Entwicklung durchgemacht. Von Unruhe getrieben, findet sie langsam zur Ruhe und es öffnen sich neue Perspektiven für die Zukunft.
Dann ist da natürlich Gisela. Louisas Urgroßmutter. Ihre Geschichte hat mich unglaublich berührt. Sie ist eine Generation, die viel durchgemacht hat, viel Schreckliches auch, dass ich wie Louisa auch, manchmal denke, wir jammern auf ganz hohem Niveau. Doch Gisela ist ihr Leben lang ihre Schuldgefühle nicht losgeworden, auch wenn sie ein glückliches Leben hatte. Durch Louisa besteht die Möglichkeit, sich ihren Schuldgefühlen zu stellen, doch gehören da immer noch andere dazu und da ist Louisas Vermittlung gefragt. Mir gefiel es, mit wieviel Feingefühl die Autorin dieses Generationen Treffen ausgearbeitet hat, mit all ihren Problemen dazwischen. Vor allem sprachlich und technisch, was mich mehr als einmal hat laut lachen lassen. Wie beide voneinander lernen und wie sie sich annähern. Zeitweilig hatte ich wirklich Gänsehaut. Wie ich oben schon erwähnt habe, haben sich beide irgendwie geheilt. Louisa konnte ihr viel Angst nehmen, ihr aufzeigen, dass es nachvollziehbar war, warum sie gehandelt hat, wie sie es damals getan hat und das ja im Grunde niemand zu Schaden kam, im Gegenteil, es anders vielleicht viel schlimmer gekommen wäre. Manchmal braucht es Zeit und den Willen, vergeben zu können, um glücklich zu werden.
Und dann ist da die Liebesgeschichte um Louisa und Finn. Sie schmiegt sich wunderbar in diese schwere Thematik ein, lockert die Handlung auf. Für mich ist sie fast ein Nebenstrang. Denn der eigentliche ist Giselas und ihr Wunsch nach Vergebung.
Die Liebesgeschichte ist anders, als man erwartet. Es ist die berühmte Liebe auf den ersten Blick und so authentisch ausgearbeitet. Beide haben in der Vergangenheit nur lose Beziehungen gehabt und merken nun, dass sie angekommen sind. Doch Finn läuft die Zeit davon, da Louisa ja nur für kurze Zeit da ist. D.h. Nägel mit Köpfen machen, um sie nicht zu verlieren. Doch das geht er mit soviel Liebe, Feingefühl und Respekt an, dass ich beim Lesen echt Herzchen in den Augen hatte. Er gibt Louisa Freiraum, respektiert ihre Entscheidungen. Ich konnte Louisas Ängste, Zweifel und Überlegungen absolut nachvollziehen, man schmeißt nicht mal eben alles hin und sie hat ja auch noch ihre Familie.
Was mit hier besonders gefällt, dass die Geschichte mit einem halboffenem Happy End endet und trotzdem absolut rund ist. So wie es im wahren Leben auch wäre. Die Zeit ist zu kurz, um wirklich zu sagen, ja, es ist für immer, aber der Anfang, der Grundstein ist gelegt und es haben sich für Louisa Türen geöffnet, um Sylt eine Chance zu geben. Doch ist grade hier das Realistische, dass es Zeit braucht und nichts überstürzt wird. Und vielleicht treffen wir Beide ja irgendwann nochmal wieder...
Die Charaktere haben eine sagenhafte Tiefe. Vor allem kommt die Geschichte mit einer handvoll Charaktere aus und trotzdem lebt sie, ist bunt und authentisch. Man muss Louisa, Finn, Gisela und alle anderen einfach ins Herz schließen. Auch Helga ist auf ihre Art liebenswert, denn sie macht sich nur Sorgen.
Mein kleiner Liebling - Herr Holm ❤️
Ganz klare Leseempfehlung ❤️