Was für ein schönes und berührendes Leseerlebnis!
Im Zentrum von "Gute Nacht, Tokio" steht der fünzigjährige Nachttaxifahrer Matsui, der in seinem nachtblauen Taxi die unterschiedlichsten Menschen in Tokio transportiert. Da wären zum Beispiel Mitsuki, eine junge Requisiteurin, die im Fundus einer Filmproduktionsfirma arbeitet und nachts immer unterwegs ist, um besondere Requisiten für die Filmdrehs aufzutreiben, Kanako, eine Telefonseelsorgerin, die nachts arbeitet und immer für die Probleme anderer ein offenes Ohr hat, Shuro, ein berühmter Privatdetektiv, der in seinem Leben schon achtzehn Mal umgezogen ist und Moriizumi, eine Telefonentsorgerin, die tagsüber im Bestattungsunternehmen ihrer Eltern aushilft und nachts Telefone entsorgt. Die vier Frauen Kisa, Yorië, Fumina und Ayano haben sich vor einiger Zeit zusammengeschlossen und gemeinsam ein Bistro eröffnet, in dem der Taxifahrer Matsui inzwischen Stammgast ist und auch seine Kundschaft ab und zu mitbringt.
Was diese Menschen alle gemeinsam haben, ist ihre Einsamkeitund und ihre Suche nach ein wenig Liebe und Zugehörigkeit. So ist Kanako, die Telefonseelsorgerin, auf der Suche nach ihrem Bruder Ren, der vor zwölf Jahren spurlos verschwunden ist. Matsui kann jene Frau nicht vergessen, die er einmal in seinem Taxi chauffiert hat und hofft, dass sie eines Tages wieder einsteigt. Ayano kann jenen jungen Mann nicht vergessen, der regelmäßig in ihrem Imbiss, den sie vor dem Bistro betrieben hat, "Ham & Eggs" aß. Eines Tages blieben seine Besuche einfach aus, und Ayano fragt sich bis heute, was aus ihm wohl geworden ist. Mitsuki, die Requisiteurin, hat zwar einen Verlobten, aber zufrieden ist sie nicht so recht mit ihm, und sie überlegt, ob es nicht besser wäre, die Verlobung zu lösen. Shuro, der Privatdetektiv, streicht in der Nacht durch Tokio, um seine ehemaligen achtzehn Wohnorte zu besuchen, Erinnerungen aufleben zu lassen und in diversen Nachtkinos die vergessenen Filme mit seinem Vater anzusehen, damit er ihm nahe sein kann. Maedo, Mitsukis Chef, wäre eigentlich gerne Barkeeper, doch er hat bis jetzt noch nicht den Mut aufbringen können, seinen Job in der Filmproduktionsfirma an den Nagel zu hängen.
All diese liebenswerten und auch ein wenig schrulligen Menschen finden durch den Taxifahrer Matsui auf Umwegen zusammen, schließen Freundschaften, helfen einander, hören zu und schaffen es gemeinsam, Probleme zu lösen.
Mich erinnert die Geschichte ein wenig an den französischen Film "Zusammen ist man weniger allein", in dem sich einsame Menschen, die etwas außerhalb der Gesellschaft stehen, zu einer liebevollen Wohngemeinschaft zusammenschließen, in der jeder so akzeptiert wird, wie er ist. Genau diese Atmosphäre entsteht auch in "Gute Nacht, Tokio". Atsuhiro Yoshida erzählt unglaublich warmherzig und mit leisem Humor von einsamen Außenseitern, die sich verbinden, um Probleme zu lösen und ihre Träume wahr werden zu lassen. Gemeinsam geht eben vieles leichter!
Mich hat das Buch wirklich sehr berührt, daher gibt es eine klare Leseempfehlung dafür!