Eine Linguistin, die durch ihre konzentrierte Arbeit und ihr Know-how ein spannendes Geheimnis aufdeckt - da habe ich mir mehr versprochen, als ich dann erhalten habe.
Zuerst: Was ist das denn bitteschön für ein ellenlanger Kodex? Es ist mehr als unrealistisch, das ein solches Schriftstück in mehreren Abschriften über 2000 Jahre so gut erhalten bleibt. Zum Vergleich: Das Hildebrandslied ist eines der ältesten Schriftstücke in deutscher Sprache, es stammt aus dem 9. Jahrhundert, ist also nicht einmal so alt wie der im Buch erwähnte fiktionale Kodex, und es ist uns nur der Anfang bekannt und endet am Seitenende. Die Merseburger Zaubersprüche sind uns nur erhalten, da sie auf die Rückseite eines anderen Schriftstücks gekritzelt wurden. Die Materialien waren damals unsagbar teuer und nur begrenzt verfügbar. Woher hatte der Schreiber die Materialien, um sein langes Tagebuch zu schreiben ganz abgesehen von der Überlieferung über so viele Epochen - trotzt dem Verfall, den Witterungsbedingungen, Bibliotheksbränden???
Zweitens: Eine! Expertin für diesen langen Text? Sie muss sich doch in Zweifelsfällen der Wortbedeutung, Orthografie und anderem mit anderen austauschen, oder zumindest mal in einem Buch nachschlagen. Niemand kann das alles mal ebenso von Latein über Altgriechisch, Altenglisch u.a. aus dem Ärmel schütteln. Da hätte ich mal gerne das fiktive Original gesehen.
Drittens: Dieser angeblich so hochbrisante Text ist inhaltlich totaler theologischer Mist. Ich gebe zu, als Atheistin fand ich diese Geschichte vom Onkel von Jesus Christus sowieso unrealistisch. Im Klappentext wird darauf leider kein Hinweis gegeben. Ich kann auch die Intention der Autorin nicht recht verstehen. Welche Quellen hat sie genutzt? Worauf beruht ihre Theorie???
Viertens: Ich habe das Buch preisreduziert als Mängelexemplar ergattert und fühlte mich durch den Klappentext und die schönen Farben auf dem Cover angesprochen. Ich hatte nicht einmal hohen Ansprüche an die Geschichte, einfach nur eine nette, seichte, aber auch etwas spannende Unterhaltung mit einem Tick Romantik. Was bekam ich? Enttäuschung, Seufzer und Kopfschütteln. Dann habe ich es nach 9 Kapiteln, bei Seite 66 abgebrochen. Es hat sich nicht gelohnt, lasst euch nicht von der Aufmachung ablenken.
Fünftens: Es kommen keine Bienen im Buch vor :(
Das Geheimnis der Bienenvilla| Aubrey Rhodes| Harper Collins| 2021| 334 Seiten| 12,00€