Dieses kleine Kinderbuch kann man getrost als eine Initiativbewerbung für einen Literaturpreis verstehen. Hat ja auch geklappt. Gefördert von verschiedenen staatlichen Organisationen in Deutschland und Frankreich befasst es sich auf kindliche Weise mit dem Alltagsrassismus, der in diesem Fall nun auch schon Hunde befallen hat. Da es sich um ein Kinderbuch handelt, kann man sich über seine naive Weltsicht nicht beschweren.
Ein kleiner Junge findet einen kleinen Hund, der offenbar keinem Hausbewohner gehört, vor seiner Wohnungstür. Zunächst behält die Familie den kleinen Stromer. Der hat allerdings eine sehr merkwürdige Angewohnheit: Er kläfft alle farbigen Menschen an. Das kriegen zunächst einige Hausbewohner zu spüren, dann aber auch die Verwandtschaft. Bei einem Spaziergang verschwindet der kleine Rassist. Und als er Tage später völlig fertig wieder auftaucht, wird er von einer jungen Frau aus dem Haus gerettet, die zufälligerweise auch schwarz ist. Danach ist die Verhaltensauffälligkeit des rassistischen Hündchens plötzlich verschwunden. Und auch im Haus verstehen sich alle viel besser.
So einfach kann das Leben sein. Wir müssen uns eben nur besser kennenlernen. Die Lebenswirklichkeit sieht allerdings leider völlig anders aus. Für Rassismus gibt es tiefsitzende Ursachen, die man nicht so einfach mit netten Gesprächen oder besserem Kennenlernen ausrotten kann. Dass allerdings Kindern zu erklären, ist etwas schwierig, zumal es nicht einmal alle Erwachsenen begreifen.
Man kann das Büchlein natürlich niedlich finden und Kindern schenken. Hoffentlich erwischt es dabei aber nicht solche, die Fragen stellen: Sind nicht alle Hunde Rassisten, weil sie zum Beispiel Katzen überhaupt nicht leiden können? Sollten sich Katzen und Hunde deshalb nicht einfach besser kennenlernen? Muss man, um Rassist zu sein, gar nicht denken können? Und wenn das so ist, kann man dann überhaupt etwas dafür? Und wie ist das überhaupt umkehrt: Ist Mama Rassistin, weil sie alle Spinnen gleich totschlägt?
Auf solche Fragen kommt man, wenn man einen einstmals klar und sauber definierten Begriff überdehnt, weil man damit alle möglichen nicht erwünschten Verhaltensweisen erfassen und verurteilen möchte. Vermutlich aber hat die Autorin soweit nicht gedacht.
Die Sterne gibt es für die schöne Geschichte, auch wenn sie etwas problematisch wird, sollte man etwas darüber nachdenken.
Wie man Hunden Rassismus abgewöhnt