Cover des Buches Calendar Girl - Verführt (Calendar Girl Quartal 1) (ISBN: 9783548288840)
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Rezension zu Calendar Girl - Verführt (Calendar Girl Quartal 1) von Audrey Carlan

Rezension: Calendar Girl - Verführt von Audrey Carlan

von Herzkirschee vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Enttäuschende Lesestunden: platt, vorhersehbar, unlogisch. Schade!

Rezension

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Herzkirscheevor 8 Jahren

Calendar Girl handelt von Mia Saunders, deren Vater einem Kredithai ein Vermögen schuldet und die sich so sehr für die Situation verantwortlich fühlt, dass sie keinen anderen Ausweg weiß, als Escort-Girl zu werden.

Drei Monate voller Leidenschaft und Lesestunden voller Irritation

Erotik und ich, das ist ja ein schwieriges Thema seit den Peitschenhieben von Mr. Grey aus der allseits bekannten Bestsellerreihe. Denn das auf Sex fokussierte Genre wartet mit einem Bataillon an Klischees auf, an denen ich an schlechten Tagen durchaus ersticken könnte. Doch von einem Escort-Girl zu lesen, versprach schon beinahe lustig zu werden – ich stellte es mir schmutzig, kalt und selbstverstümmelnd vor mit einer kaputten Protagonistin und viel Sex – aber am Ende waren alle nur heiß, reich und wunderschön, die Welt funkelnd und … na gut, es gab viel Sex. Doch Moment! Ich hatte es gar nicht explizit mit Erotik zutun, denn das Buch sollte wie vom Verlag kommuniziert primär eine Liebesgeschichte sein. Escort bedeutet ja auch nicht zwangsweise, Sex mit den Kunden zu haben. Jedenfalls: ich war verwirrt und mein Kopf brummte, so oft las ich etwas mit knisternden Gefühlen und Leidenschaft, Frauenliteratur und Liebe Liebe Liebe. Und dazu dann Escort? Der Trailer zur Buchreihe im Kino schuf dann allerdings Abhilfe – Erotik, ganz klar.

Aber beginnen wir mit der beliebten, selbstbewussten und heißen Protagonistin Mia, deren überzeugende Eigenschaften dem Leser subtil alle zwei Seiten mitgeteilt werden. In Erinnerung ist mir geblieben, dass ihre schwarzen Haare nachtblau glänzen, wenn die Sonne darauf scheint. Diese und andere Blüten findet man häufig während des Lesens. Ihr könnt euch bestimmt denken, was das bedeutet: Mia hat optisch alles zu bieten, auch die übernatürlichen Dinge und jeder Mann, dem sie begegnet, steht auf sie.

Aber noch mehr als das hat mich genervt, dass ihr kurviger Körper als die schönste und von Männern begehrteste Körperform dargestellt wurde. Dünne Menschen waren im Buch allesamt Hungerhaken und die meisten großen Brüste – wenn sie nicht Mia gehörten – operiert, was ein großes Fragezeichen in mir ausgelöst hat, denn gibt es keine anderen Methoden als Bodybashing, um die Protagonistin von anderen Frauen abzugrenzen? Irgendwann konnte ich es wirklich nicht mehr lesen und musste die Stellen überfliegen, in denen Mia (samt oder gerade wegen ihres Körpers) in den Himmel gelobt wird. Das ist allerdings nur eine Kleinigkeit im Vergleich zum großen Knackpunkt an der Geschichte.

Ich verstehe nämlich nicht, wieso Mia keine andere Wahl hat, als Escort-Girl zu werden und ich sehe nicht, wieso ich anscheinend meinen Kopf ausschalten soll, um einen Erotikroman zu lesen. Die Autorin hat versucht, ein stimmiges Bild zu erzeugen und eine runde Geschichte zu konstruieren, doch mich damit nicht überzeugt.

Mias Tante führt diesen Escort-Service und stellt bereitwillig ihre junge Nichte ein? Okay. Der Leser wird in die Escort-Verdiensttabelle eingeweiht und wundert sich vielleicht nur minimal über die Summen und ob das wohl auch noch versteuert werden muss? Okay. Auch Mias brenzlige Situation wird an vielen Stellen thematisiert und Escort als einziger Ausweg gezeichnet, in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen? Von mir aus. Doch dann verliebt sich Mia in ihren ersten Kunden, der liebt natürlich auch sie (nach einem Monat, aber OKAY!) und bietet ihr die Lösung für all ihre Probleme an.

Wenn sie das Angebot angenommen hätte, gäbe es zwar keine drei weiteren Bände und nach 150 Seiten wäre Schluss gewesen, aber ich wünschte, Mia hätte sich selbst nicht wie eine Escort-Mutter-Teresa dargestellt, sondern dem Leser klipp und klar gesagt, dass sie ein Luder ist. Dass sie eben das Abenteuer will, fremde Männer und am besten Sex mit allem, was ihr vor die Nase kommt. Hätte sie zugegeben, dass sie genauso tickt, hätte ich mit ihr leben können – mit dem ganzen Buch.

In der heutigen Zeit ist nichts verwerflich daran, wenn eine Frau ihre Sexualität auf diese Weise ausleben will – jedem das seine – aber so dreist zu sein, alles trotzdem noch unter dem Deckmantel von Keine-andere-Wahl-als-Escort laufen zu lassen, hat mir das ganze Buch ruiniert. Denn leider wartet die Geschichte nicht mit so vielen überraschenden Wendungen auf, dass man hoffen könnte, Mias „Liebe“ zu Mann Nummer Eins verfliegt, sondern ich stelle einfach mal die Vermutung an, dass sie am Ende des vierten Teils zusammenkommen werden. Denn es wird praktisch deutlich, dass Mia zwanghaft die Gute sein soll, die schlussendlich ihr Happy End nach der harten Arbeit verdient hat. Doch es hat nicht gepasst. Wenn schon verklärt (Welt, Männer, Geld), dann doch bitte aufgeklärt!

Wie immer nach solchen Geschichten hoffe ich, niemand denkt, dass Escort wirklich bedeutet, viele neue Klamotten, eine luxuriöse Bleibe und Techtelmechtel mit jungen, durchtrainierten und schwerreichen Typen zu haben. Die Schattenseiten des Geschäfts beleuchtet das Buch nämlich nicht. Und auch Mia tut etwaige psychische Probleme des Jobs erstaunlich schnell ab, die jedoch ohnehin kaum Erwähnung finden.

Die Handlung ist alles in allem sehr vorhersehbar und oberflächlich, denn ich wusste schon beim Lesen vom ersten Monat, dass es wahrscheinlich noch einen Franzosen, einen Sportler, einen Schwulen, einen Rapper, einen Italiener, einen Politiker und die dazugehörigen Klischees geben würde, obwohl die männlichen Stereotypen ja schon selbst eins sind. Dennoch kann das Buch an dieser Stelle spannend werden, wenn man nicht weiß, wer im nächsten Monat – im wahrsten Sinne des Wortes – kommt.

Trotzdem haben die Männer alle eins gemeinsam: sie sind heiß und reich, sodass Mia am laufenden Band die Augen rausfallen. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Mia und dem jeweiligen Mann, sodass Nebenhandlungen schnell untergehen und der Schreibstil ist sehr einfach, doch die ständigen Wiederholungen haben mich gestört. Mit Kleinigkeiten, wie wenn Mia ihre beste Freundin Miststück nannte und das als Kosewort gebrauchte, konnte ich mich ebenfalls nicht anfreunden – ich bin wohl einfach anders sozialisiert.

Die zahlreichen erotischen Szenen im Buch sind gut geschrieben und können unterhalten, ohne dabei allzu ausgefallen zu werden. Natürlich gab es auch hierbei einige billige Umschreibungen wie das berüchtigte Wort „Spalte“ und Mias Zurückdenken an unzählige Orgasmen, die ich beflissentlich überlesen habe, aber wer explizite Szenen in Büchern mag und kein Problem damit hat, wenn darunter die Handlung schwächelt, wird gewiss auf seine Kosten kommen.

Mein Fazit

Wenn man nicht zu sehr beim Lesen nachdenkt, dann kann Calendar Girl bestimmt gut und kurzweilig unterhalten. Die Charaktere sind eindimensional, die Handlung vorhersehbar und die Dialoge wirken gezwungen, doch die Sexszenen reißen es raus – wer also gerne Erotik liest und die wechselnden Partnerschaften eines Escort-Girls faszinierend findet, wird viel Freude beim Lesen haben. Allen anderen rate ich von der Lektüre ab!

Ich vergebe einen halben Herzfaktor für das Cover, einen für die erotischen Szenen und einen halben für die Idee, aus der man einiges hätte machen können.

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