Audrey Magee

 4,8 Sterne bei 17 Bewertungen
Autor*in von Die Kolonie, The Colony: The International Bestseller und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Audrey Magee ist in Irland geboren und lebt in Wicklow. Ihr Debüt »The Undertaker« war für mehrere Literaturpreise nominiert und unter anderem auf der Shortlist des Women's Prize for Fiction. Der Roman wird aktuell verfilmt. Ihr neuer Roman »Die Kolonie« war auf der Longlist des Booker Prize 2022 und erscheint in 10 Sprachen. 

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Audrey Magee

Cover des Buches Die Kolonie (ISBN: 9783312012893)

Die Kolonie

(15)
Erschienen am 28.01.2025
Cover des Buches The Colony: The International Bestseller (ISBN: 9780571367597)

The Colony: The International Bestseller

(2)
Erschienen am 03.02.2022

Neue Rezensionen zu Audrey Magee

Cover des Buches Die Kolonie (ISBN: 9783312012893)
Haverss avatar

Rezension zu "Die Kolonie" von Audrey Magee

Havers
Ein literarisches Kleinod

Audrey Magee verbindet in ihrem Roman „Die Kolonie“ (2022 auf der Longlist des Booker Prize) auf ungewöhnliche Weise die nordirischen „Troubles“ mit dem Leben auf einer übersichtlichen, namenlosen Insel vor der westlichen Küste der irischen Republik. Beschreibungen des Inselalltags wechseln sich ab mit Meldungen über die Todesopfer, die die gewaltsamen Auseinandersetzungen auf beiden Seiten in Nordirland fordern. Diese Einschübe sind zu Beginn kurz, meist nur wenige Zeilen, was ihnen aber nicht die Eindringlichkeit nimmt. Im Verlauf des Romans nimmt die Länge der Terrormeldungen zu und sie werden auch in den Gesprächen zwischen den Inselbewohnern thematisiert. Aber das ist nur die Klammer, die alles zusammenhält.

Wir schreiben 1979, die Bevölkerung auf der kleinen Insel ist mittlerweile stark geschrumpft, nur noch zweistellig. Wer der englischen Sprache mächtig ist, verlässt das Eiland und versucht, sich in England eine Existenz aufzubauen, während die Zurückgebliebenen ihrem traditionellen Tagwerk nachgehen. Die Männer fahren zum Fischen aufs Meer, die Frauen kümmern sich um Haus, Hof und die Kinder. So, wie es schon immer war. Im Sommer 1979 treffen dort zwei Besucher ein, die diese beiden Pole verkörpern und zwischen denen ein Kampf der Kulturen entfacht wird.

Mr Lloyd, ein erfolgloser, mittelmäßig talentierter englischer Maler, der sich von der ursprünglichen, rauen Natur und dem Inselleben neue Inspirationen erhofft, ist zum ersten Mal vor Ort. Egoistisch beharrt er auf seinem Bedürfnis nach Einsamkeit, ist er doch zahlender Gast, und sucht den Kontakt zu den Bewohnern nur dann, wenn sie ihm von Nutzen sind. Er bewohnt ein isoliertes Cottage und empfängt dort Mairéad, deren Mann, Vater und Bruder dem Meer zum Opfer gefallen sind. Dass sie ihm heimlich Modell sitzt, muss ihr Geheimnis bleiben. Und auch James, ihr 15-jähriger Sohn, ist von dem Maler fasziniert und freundet sich mit ihm an. Lloyd zeigt ihm die Basics und ermuntert ihn, es auch einmal zu versuchen. Es dauert nicht lange, bis er erkennt, dass der Junge sehr talentiert und viel besser als er selbst ist. Und nicht ohne Eigennutz schildert Lloyd James die Möglichkeiten, die James Umzug nach England und die Vermarktung seiner außergewöhnlichen Gemälde dort mit sich bringen könnte. Gleichzeitig ermuntert er ihn, eigene Wege zu gehen, die Insel und deren kulturelles Erbe hinter sich zu lassen.

Jean-Pierre Masson, ein französischer Linguist mit einer algerischen Mutter, hat quasi Heimrecht, war er doch im Zuge seiner Habilitation über die gälische Sprache schon öfter auf der Insel. Er ist fast schon besessen davon, diese zu bewahren, weshalb er sich auch über die Anwesenheit des Engländers ärgert, der des Gälischen nicht mächtig ist und deshalb in seiner englischen Muttersprache kommuniziert. Und deshalb muss sich Lloyd immer wieder mit der Anschuldigung Massons auseinandersetzen, dass er die Reinheit des Experiments gefährde und auch nicht besser als die britischen Kolonialisten sei. Masson ist ihm gegenüber ruppig und übergriffig, gleichzeitig aber im Umgang mit James‘ Großmutter mitfühlend und empathisch. Jemand, dessen Verhalten man erst dann einordnen kann, wenn man mehr über seinen persönlichen Hintergrund erfährt.

Es ist eine Vielzahl von Themen, die in diesem Roman ihren Platz finden. Es geht um Leben und Zusammenleben, um Identität und Selbstverwirklichung, um das Bewahren von Traditionen und Neuanfänge, um Sprache und künstlerischen Ausdruck und um die leidvolle Geschichte eines zerissenen Landes. Last but not least ist „Die Kolonie“ vor allem wegen der sprachlichen Qualität ein Juwel, wie man es nur selten findet. Deshalb geht ein dickes Dankeschön auch an Nicole Seifert, die eine großartige Übersetzung abgeliefert hat.

Ein Highlight, das man nicht verpassen sollte. Lesen. Unbedingt!

Cover des Buches Die Kolonie (ISBN: 9783312012893)
Lia48s avatar

Rezension zu "Die Kolonie" von Audrey Magee

Lia48
Ein Maler sucht Ruhe auf einer irischen Insel - atmosphärisch & überzeugend!

𝗜𝗡𝗛𝗔𝗟𝗧:
Der Londoner Künstler Mr. Lloyd reist 1979 auf eine kleine irische Insel, um sich dort den Sommer über in aller Ruhe der Malerei zu widmen.
Die Skepsis der Insulaner ist groß, zumal der Fremde sich Motiven widmet, die den Einwohnern gar nicht behagen.
Der 15-jährige James findet jedoch Gefallen an dem Maler und seiner Arbeit, hat ein gutes Auge für Details und träumt davon, selbst Künstler zu werden, um dem kargen Leben auf der Insel zu entfliehen. 

Gleichzeitig versucht der französische Linguist Mr. Masson vor Ort, die irische Sprache zu erforschen, um sie vor dem Aussterben zu retten. Ein Vorhaben, von dem nicht jeder überzeugt zu sein scheint. 

Eigentlich möchte jeder die Insel für sich haben - vor allem ihre Bewohner wollen überwiegend wieder ihre Ruhe.
Werden sie es schaffen, sich nicht gegenseitig auf die Füße zu treten? 

„Ich brauche Stille, sagte Lloyd. Deshalb bin ich hier.“
„Und ich brauche Gespräche.“
„Führen Sie die Gespräche woanders.“
„Hier und nirgendwo anders ist mein Arbeitsplatz, Mr. Lloyd.“ 

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𝗠𝗘𝗜𝗡𝗨𝗡𝗚:
Bücher über Kunst und Kunstschaffende reizen mich immer wieder aufs Neue. Dazu noch atmosphärische Naturbeschreibungen der Landschaft, die das raue Leben auf einer Insel am Meer aufzeigen - das war eine tolle Mischung und für mich genau die richtige Lektüre!
Häufig werden die Bilder, die Mr. Lloyd und der junge James zeichnen und malen, genauer beschrieben. Aber auch die Umgebung mit all ihren Farben, Lichtern und Schatten und wie sie diese durch ihre Augen wahrnehmen.
Und der Künstler aus London hat für fast jede Szene gedanklich einen passenden Bildtitel parat.
Beim Lesen riecht man die Farbe, hört die Kohle über das Papier ziehen, man spürt den Wind, der einem um die Nase weht, das kalte, salzige Wasser auf der Haut und man sieht das stürmische Meer direkt vor sich. 

Neben den atmosphärischen Beschreibungen fand ich die Sprache insgesamt recht angenehm, stellenweise fast ein wenig poetisch.
Das Buch kommt trotz vieler Dialoge ohne Anführungszeichen aus. Damit muss man zurechtkommen. Dies ist mir die meiste Zeit auch gelungen.
Insgesamt würde ich das Buch gefühlsmäßig als sehr melancholisch beschreiben, was ich immer wieder gerne mag. 

Die Beziehungen untereinander sind ein weiteres großes Themenfeld, welches mir sehr gut gefallen hat.
Dabei rückt das Verhältnis zwischen dem Künstler Mr. Lloyd und dem jungen Insulaner James mit in den Fokus. Deren Entwicklung habe ich besonders interessiert verfolgt. Mit James habe ich später sehr mitgefühlt, während ich andere Figuren am liebsten auf den Mond katapultiert hätte. 

Darüber hinaus fand ich die Frage spannend, wie man mit dem Wandel einer alten Sprache umgehen sollte. Kann und sollte man hier eine Veränderung wirklich verhindern? Macht das Sinn? 

Abwechselnd mit der Hauptgeschichte wurden zudem einzelne tödliche Terroranschläge der IRA eingestreut, die zu dieser Zeit stattfanden. Das Anschneiden des Nordirlandkonflikts wirkte auf mich zwar etwas abgehackt, dafür drückte dies durch die sachliche Berichterstattung weniger auf das Gemüt. Ich hätte die Thematik jedoch nicht unbedingt benötigt, sie wirkte hier etwas lieblos in die Geschichte eingebunden. Dies bleibt mein einziger Kritikpunkt. 

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𝗙𝗔𝗭𝗜𝗧:
Ein melancholisches Buch, welches mich vor allem durch die Kunst-Thematik, die atmosphärischen Beschreibungen der Natur und Landschaft der Insel am Meer und durch den Fokus auf den Beziehungen der Figuren, überzeugen konnte.
Wer sich für besagte Punkte interessiert, sollte sich die Lektüre genauer anschauen! 4-4,5/5⭐️! 


(𝗖.𝗡.: Häusliche Gewalt, Töten & Zerlegen von Tieren)

Cover des Buches Die Kolonie (ISBN: 9783312012893)
YukBooks avatar

Rezension zu "Die Kolonie" von Audrey Magee

YukBook
Über Sprache, Kunst und Identitätsbewahrung

Der Londoner Maler Lloyd verbringt einen Sommer im Jahr 1979 auf einer abgelegenen irischen Insel, um sich von der Natur inspirieren zu lassen und ein besonderes Kunstwerk zu schaffen. Das klingt zunächst unverfänglich, wären da nicht die Rahmenbedingungen. Sein Auftreten bringt Unruhe in die Gastfamilie mit mehreren Generationen, die eine unterschiedliche Einstellung zur Traditionserhaltung haben. Als sich dann noch der französische Linguist Masson, der sich mit dem Aussterben der irischen Sprache beschäftigt, als weiterer Gast einquartiert, spitzen sich die Feindseligkeiten zu. 

Mit entlarvender Ironie beschreibt die Autorin, wie zwei Eindringlinge Besitzansprüche auf der Insel stellen, um ihre persönliche Mission zu erfüllen. Koloniale Muster spiegeln sich nicht nur in ihrer Eitelkeit und Überheblichkeit wider, sondern auch in ihrem Umgang mit dem 15-jährigen James, der durch Lloyd sein malerisches Talent entdeckt und auf eine Zukunft außerhalb der Insel hofft. Welche Wendung die scheinbar gegenseitig bereichernde Beziehung nimmt, ließ mich sprachlos zurück. 

Audrey Magee beherrscht nicht nur psychologische, sondern auch erzählerische Raffinessen. Der fließende Übergang von der dritten in die erste Person und die sprachliche Anpassung erlauben uns, in die Gedanken und Erinnerungen der verschiedenen Figuren einzutauchen und ihren Antrieb und ihre Träume zu begreifen. Auf dem Festland spitzt sich derweil der Nordirlandkonflikt zu und ist durch aktuelle Meldungen über grausame Attentate, die den Kapiteln vorangehen, ständig präsent. Ein meisterhafter Roman, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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