Augusto Cruz

 3,1 Sterne bei 29 Bewertungen
Autor von Um Mitternacht.

Lebenslauf

Der mexikanische Schriftsteller Augusto Cruz wurde 1971 in Tampico geboren. In Amerika lernte er szenisches Schreiben und lies sich zum Privatdetektiv ausbilden. Zusammen mit seinem Bruder betreibt Cruz in seiner Heimatstadt eine Bäckerei. Sein Debütoman "Um Mitternacht" wurde international viel beachtet.

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Cover des Buches Um Mitternacht (ISBN: 9783518424773)

Um Mitternacht

(29)
Erschienen am 06.07.2015

Neue Rezensionen zu Augusto Cruz

Cover des Buches Um Mitternacht (ISBN: 9783518424773)
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Rezension zu "Um Mitternacht" von Augusto Cruz

Legenden, Erinnerungen, Träume
Nymphenbadvor 5 Jahren

Augusto Cruz García-Mora hat mit diesem Roman Ehrgeiz und Mut gezeigt, der eine Mischung aus Detektivroman und kinematografischem Delirium mit einem Hauch Abenteuergeschichte darstellt, gespickt mit einer traumartigen Fantasie. Vielleicht finden Stummfilmliebhaber auf diesen seltsamen Seiten eine gewisse emotionale Komplizenschaft und wissen den Roman sogar noch mehr zu schätzen.

Das Objekt der Begierde

Der Film “London after Midnight” (Nach Mitternacht) ist der erste amerikanische Film, der sich mit Vampiren beschäftigt. Nosferatu wurde 1922 veröffentlicht, ein weiterer seltsamer Film namens “Dracula Halla” 1921, außerdem soll es noch einen geheimnisvolleren russischen Vampirfilm geben, über den absolut nichts bekannt ist. Das also sind die ersten Vertreter ihrer Art, aber in diesem Buch von Augusto Cruz geht es vor allem um die Suche nach dem als verschollen geltenden “London after Midnight” (Um Mitternacht). Dass sich um diesen Film so viele Legenden ranken ist natürlich ein gefundenes Fressen für einen Schriftsteller. Schon die Entstehungsgeschichte ist merkwürdig. Lon Chaney war zu dieser Zeit der Horror-Darsteller Nr. 1. Sehr berühmt und zurückhaltend, galt dieser Darsteller als äußerst mysteriös, ging nie aus, bevorzugte die erbärmlichen, verkrüppelten und seelisch deformierten Charaktere, und als er starb, hielten alle Kinos des Landes für einen Moment inne und gedachten seiner. Um seine Augen tränen oder verschleiert wirken zu lassen, steckte er sich Drähte in die Augen oder träufelte sich Eiweiß hinein.

Das Buch

1927 wurde der Film “London after Midnight” im MGM-Filmstudio veröffentlicht. Ein Stummfilm unter der Regie von Tod Browning mit dem legendären Lon Chaney. Der Film war nicht nur finanziell, sondern auch künstlerisch ein großer Erfolg, vor allem wegen Lon Chaney’s beeindruckendem Schauspiel. Die letzte Kopie des Films ging bei einem Großbrand 1967 verloren. Seit dem Brand kursieren Gerüchte, dass sich noch immer eine Kopie des Films in den Händen eines unbekannten Sammlers befindet, was “London after Midnight” auf die Liste der begehrtesten Filme aller Zeiten setzt.

Der exzentrische Artefaktsammler der Stummfilmära Forrest J. Ackerman ruft den pensionierten FBI-Agenten Scott McKenzie um Hilfe. Er befiehlt ihm, die einzige verbliebene Kopie des Films “London after Midnight” zu finden. McKenzie, einst Vertrauter des FBI-Direktors J. Edgar Hoover, nimmt den Auftrag an und beginnt damit eine manchmal äußerst gefährliche Suche nach dem Heiligen Gral des Stummfilms. McKenzie hat nicht viel Zeit, denn Ackerman befindet sich im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit und beginnt, Dinge zu vergessen.

Halb verbürgte Realität, halb fiktionale Ambition, basiert “London after Midnight” auf einer wahren Geschichte, denn der Film existierte und bleibt bis heute verschwunden. Die aufgeführten Personen in diesem Roman sind genauso real, die gesamte akribische Dokumentation dieser Jahre ist es, die gleich zu Beginn ein ausgeprägtes Stimmungsbild liefert. Cruz hat, ausgehend von einigen sehr mysteriösen Fakten, eine sehr konsistente Handlung um diesen Film herum konstruiert. Zu Beginn mag der Stil etwas eigenwillig erscheinen, weil er diese gewisse mexikanische Note besitzt, die den Rhythmus und die Kraft der Erzählung wie ein Destillat erscheinen lässt, wie ein Traum, der die Magie und das Geheimnis nur durch Andeutungen unterstützt.

In zwei temporalen Bögen entspinnt sich die Geschichte – einer beschäftigt sich mit der Suche nach dem Film, ein zweiter zeigt die Vergangenheit, als McKenzie Hoovers Assistent war – und der Roman arbeitet dabei wie ein Schweizer Uhrwerk, der die Handlung abwechselnd ineinanderschlingt. McKenzies Erinnerungen an den Direktor werden hier klassisch vorgetragen, während seine Suche mit seltsamen Geschehnissen gespickt ist. Da gibt es Schlösser, Monster, Geisterstädte, Schatten, Legenden, Erinnerungen, Träume in einem abenteuerlichen Setting, das nicht nur Freunde des frühen Films begeistern kann. In einem Kontrapunkt kreist die Erzählung um das Erinnern und das Vergessen. Hiervon zeugen einerseits McKenzies Erinnerungen an Hoover, aber auch an seine Frau und seine Tochter, die eines Tages unauffindbar verschwunden waren und blieben.

Augusto Cruz hat einen herausragenden ersten Roman geschrieben, der zwar etwas an Austers wunderbares “Buch der Illusionen” erinnert, aber dennoch ganz eigene Wege geht.

Augusto Cruz García-Mora ist ein mexikanischer Autor, der 1953 in Tampico geboren wurde. Er studierte Kinematographie in Mexiko und an der University of California. Für seine filmischen Arbeiten erhielt er unter anderem Preise vom Instituto Tamaulipeco para la Cultura y las Artes und vom Centro de las Artes von Oaxaca. Cruz steckte viele Jahre Forschungsarbeit in den Roman, und Cruz kann als großer Kenner auf dem Gebiet des Films gelten. Er hat einen erstaunlich visuellen und farbenfrohen Schreibstil, der den Leser in die Welt des Stummfilms einführt. Jeder Schauspieler, von dem er spricht, hat wirklich gelebt, alle Geschichten, die um Filme herum kursieren, sind wahr, und das macht das Buch äußerst interessant. Der Autor hat sich in einem Fernstudium zum Privatdetektiv ausbilden lassen, bevor er sein Debüt zu Papier brachte. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass er alles, was er dabei gelernt hat, in diesem Roman ausbreitet.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass sich in verschiedenen Besprechungen darüber beschwert wird, dass der Autor wohl noch nie etwas von einem Absatz oder von Satzzeichen gehört hat. Wer also ebenfalls zu jenen gehört, die ein Schriftbild für ABC-Schützen dringend benötigen, um einen Text lesen zu können, denen sei noch etwas Übung verordnet, bevor sie hier zugreifen.

Rezension erschien erstmals im Phantastikon.

Cover des Buches Um Mitternacht (ISBN: 9783518424773)
J

Rezension zu "Um Mitternacht" von Augusto Cruz

Um Mitternacht
Jonas1704vor 9 Jahren

Ich werde zu diesem Buch leider nicht viel Gutes schreiben können, denn es ist mir ziemlich schwergefallen es zu lesen. Als ich die Leseprobe las konnte ich mir noch nicht vorstellen, dass das ganze(!) Buch ein einziger Erzählstrang ist, ohne direkte Dialoge. Mir gefallen solche Bücher leider gar nicht und ich langweile mich oft bei ähnlichen Schreibstilen. Auch hier erging es mir nicht anders, ich verstehe nicht warum der Autor und der Verlag diese Schreibweise gewählt hat. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Leser von so endlos langen Sätzen begeistert ist. Die Aufmachung des Buches, die Farben und das Cover fand ich schön, nur den Preis fand ich etwas zu hoch weil das Buch ja nicht so viele Seiten hatte, knapp 23.- Eur bei einem gebundenen Buch, da denkt man schon an manche dicken Schmöcker. 
Zum Inhalt gibt es, ohne dass man das Ende nicht verrät, nicht viel mehr zu erzählen als in dem Klappentext schon erwähnt wurde. Ein ehemaliger FBI-Agent, Scott McKenzie, begibt sich auf der Suche nach einem, scheinbar verschollenen, Stummfilm und gerät dabei in so manche Gefahren auf seiner Reise durch Amerika. Auf diesen Stummfilm, der ein Vampirfilm war, soll ein Fluch lasten. Was zu diesem Punkt mysteriös und gruselig klingt, wird im Nachinein eine langweilige Story mit zu vielen Personen, die hier und da auftauchen, ohne das am Ende ein konkretes Ziel bevorsteht. Das Ende des Buches ist genauso wie der Rest: unklar und verschwommen. 
Von mir leider nur 2 Sterne und das nur, weil das Thema interessant war und weil es der Debüt Roman des Autors ist wobei ich nicht allzu streng sein mag.

Cover des Buches Um Mitternacht (ISBN: 9783518424773)
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Rezension zu "Um Mitternacht" von Augusto Cruz

Um Mitternacht
Lucvor 9 Jahren


Augusto Cruz greift in seinem Buch „Um Mitternacht“ nicht nach barbusigen Filmsternchen, eher nach finsteren Vampir Darstellern aus den Anfängen der Hollywoodzeit. Sein klassischer Privatdetektiv McKenzie ist ein Zögling von Edgar Hoovers Gnaden. McKenzie ist genau der richtige für den Job. Er ist ein besessen Suchender, ein einsamer Jäger, seit seine Familie ausgelöscht wurde und er das Attentat an Kennedy nicht verhindern konnte. Die letzte Hoffnung für Forrest J. Ackermann, dem bedeutendsten Sammler von Horrorfilmen in den USA. Für ihn soll McKenzie den verloren gegangen Filmklassiker „Um Mitternacht“ finden.

Und nun könnte einer jener 08-15 Krimis vom Stapel laufen, die den Buchmarkt beherrschen. Stattdessen spürt man als Leser nichts mehr, als brüchiges Treibeis unter den Beinen. Mit zunehmender Seitenzahl erfordert das Lesen eine gewisse Ausdauer und erhöhte Konzentration. Derart Alptraumartig und surreal breiten sich die Geschehnisse aus. Mckenzie verliert den Boden unter den Füßen, was er durchaus mit den Lesern gemein hat, die ganz schön ins Schwimmen geraten in diesem kruden Road Movie auf den Weg in den Dschungel. Wofür nicht zuletzt, die weggelassene Kennzeichnung der wörtlichen Rede verantwortlich ist. Keine Leserfreundliche Maßnahme, wie ich finde.

Ansonsten finde ich wenig zu mäkeln. Der Roman ist halt sehr eigen und unkonventionell. Fiction und Realität verschwimmen in dem Roman auf eine sonderbare Weise, so gilt „Um Mitternacht“ tatsächlich seit Jahrzehnten als verschollenes Kulturgut und wird wohl nie mehr auftauchen. Denn die amerikanische Wegwerfgesellschaft kennt keine Erinnerung, nur die Zukunft. Augusto Cruz greift diesen Faden des vergessen Werdens auf. Soweit ich das beurteilen kann hat sich der Autor tief in die Materie des Kunst Sammelns und mutwilligen Zerstörens eingearbeitet. Dabei herausgekommen ist ein beachtenswertes Buch, voller skurriler Details und einem Gänsehauteffekt. Mir hat der Roman in seiner Andersartigkeit imponiert. Ein außergewöhnliches Leseereignis!

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