Aurélie Engel ist mir bereits durch ihre erotischen Kurzgeschichten bekannt gewesen, so dass ich ziemlich gespannt auf ihren erotischen Roman war. Durch die Kurzgeschichten kannte ich den angenehmen, zumeist packenden Stil der Autorin. Sie beschreibt direkt, ohne niveaulos zu wirken. Auch bei Honigkäfer war das wieder der Fall. Dennoch bin ich nach Ende der Lektüre nur teilweise überzeugt, was hauptsächlich an der Hauptfigur des Buches lag.
Die Geschichte beginnt sehr spannend, als Jeanne, die Protagonistin, plötzlich, auf dem Weg durch Frankreich zu ihrer kranken Großmutter, erst ausgeraubt und dann auch noch entführt wird. Fortan soll sie als Sexsklavin für drei sehr unterschiedliche Brüder dienen, was zu einigen Verwicklungen führt. Gerade zu Beginn musste ich ab und an schlucken, weil die Szenen für mich nach Vergewaltigung klangen, aber die Autorin hat meiner Ansicht nach immer gerade noch die Kurve bekommen, so dass es nicht komplett in diese Richtung abdriftete.
Das Setting hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert in Frankreich und ich konnte mir die Kleidung, die Gebäude, den Wald und so manche Begebenheit wunderbar vorstellen. Aurélie Engel hat es in dieser Hinsicht geschafft, mein Kopfkino zu aktivieren. Die komplette Geschichte ist hier total stimmig. Die Handlung wird übrigens aus der ICH-Perspektive von Jeanne erzählt, wodurch man eigentlich die Protagonistin leichter verstehen kann.
Warum ich mit dem Buch nicht komplett umgehauen hat, lag tatsächlich an der Protagonistin. Mit Jeanne wurde ich die meiste Zeit nicht warm. Sie ist 17 Jahre alt, hat bislang keine positiven Erfahrungen mit dem Thema Erotik/Sex gemacht und macht trotzdem jedes erotische Spiel mit, als hätte sie jahrelange Erfahrung. Sie denkt auch mehr darüber nach, was Balthasar (ihr Entführer) von ihr hält und wie es ihm geht, anstatt an eine mögliche Flucht. Hier hört für mich die Logik auf, da gerade am Anfang des Buches doch härtere Szenen zu finden sind, die ein solchen Verhalten für mich unglaubwürdig machen. An ihre Verwandte, die sie besuchen sollte, wird kaum noch ein Gedanke verschwendet und später verteidigt sie Balthasar sogar noch vor seinen beiden Brüdern.
Die drei männlichen Hauptcharaktere hingegen waren sehr unterschiedlich gestaltet, so dass praktisch jede sexuelle Richtung vertreten war. Es gibt viele, viele Sexszenen und mir persönlich zu wenige tiefere Gespräche zwischen den Figuren. Ich hätte mir mehr Hintergründe zu den drei Brüdern gewünscht, aber vor allem auch zu Jeanne. Außer den paar Informationen, die man schnell zu Beginn der Handlung bekommt, bleibt Jeanne blass.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich der Fortsetzung eine Chance geben werde. Irgendwie hat es mich einfach nicht komplett gepackt. Im Vergleich zu Honigkäfer gefielen mir die Kurzgeschichten um Längen besser, so dass ich im Endeffekt doch enttäuscht war. Trotzdem ist das Buch nicht schlecht. Mich hat die Geschichte nicht mitreißen können, aber ich habe schon viele positive Bewertungen entdeckt, so dass es wohl auch eine Geschmacksfrage ist.
Bewertung
Honigkäfer hatte viele interessante Ansätze, konnte mich aber letztendlich nicht ganz überzeugen. Das Setting ist super, ebenso der Stil der Autorin. Auch das Niveau stimmt, aber ich wurde mit Jeanne nicht wirklich warm. Oft konnte ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen, weswegen ich nur begrenzten Lesespaß hatte. Wer gerne erotische Romane liest und über logische Fehler hinwegsehen kann, darf aber gerne zugreifen.