Rezension zu "Nicholas" von Aurelia L Porter
Nicholas – Zwischen den Welten, das Erstlingswerk von Aurelia L. Porter, erzählt die Geschichte des kleinen Nicholas, der Mitte des 19. Jh im viktorianischen England aufwächst. Es ist eine Zeit, in der sich die Welt durch technische Fortschritte und bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse im Umbruch befindet.
So gerät Nicholas zwischen die realistische Welt seines Vaters, einem ehrgeizigen Londoner Geschäftsmann, und der romantischen Welt seiner schöngeistigen Mutter. Aber auch die unterschiedlichen Welten der anderen Familienmitglieder machen es ihm schwer, Orientierung zu finden. Da ist der strenggläubige Großvater, der ein stetes Auge auf die Frömmigkeit seines Enkels hat, die irischstämmigen Urgroßeltern, die Nicholas’ Phantasie durch die Sagen der heidnischen Welt der Kelten beflügeln, die rational denkende und für ihre Zeit hochemanzipierte Tante, die sich nicht scheut, die Dinge beim Namen zu nennen, als auch ein globetrottender, lebeleichter Patenonkel, der von seinen Reisen allerlei frischen Wind mit auf die Insel bringt. Sie alle prägen und verwirren Nicholas’ Weltbild, das noch im Entstehen bereits aus den Fugen gerät.
Doch dieser Roman ist weit mehr als nur eine spannungsgeladene Familiengeschichte mit historischem Hintergrund. Von der ersten Zeile an ahnt der Leser, dass Nicholas anders ist, als andere Kinder und seine Träume ihm verschlüsselte Botschaften übermitteln. Es geht mystisch zu in diesem Buch, das einen durch Freud und Leid des kleinen Protagonisten führt und am Ende in einer Tragödie endet.
Damit ist der Autorin ein Crossover aus historischem Familienroman und Mystery gelungen. Wer sich in beiden Kategorien wohl fühlt, ist hier bestens aufgehoben.