Cover des Buches Die Stille meiner Worte (ISBN: 9783764170790)
T
Rezension zu Die Stille meiner Worte von Ava Reed

Emotional, ergreifend, tiefgründig - und schlichtweg etwas ganz Besonderes

von thebookishniffler vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein ergreifendes, herzzerreißendes und absolut wundervolles Buch. Ava Reed ist eine wahre Wortkünstlerin!

Rezension

T
thebookishnifflervor 6 Jahren

Meine Meinung:
Ava, you did it again! Mit ihrem neuen Jugendbuch hat mich die Autorin wieder einmal vor eine emotionale Herausforderung gestellt ...
„Die Stille meiner Worte" handelt von Hannah, die ihre Zwillingsschwester Izzy verloren hat. Eine absolute Horrorvorstellung für jedermann - und auch Hannah ist psychisch vollkommen am Ende. Wem soll sie sich denn jetzt anvertrauen, mit wem kann sie noch glücklich sein, mit wem kann sie über all ihre Probleme reden? Wie es scheint, mit niemandem. Und so ist sie völlig verstummt.
Dadurch, dass die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, wird man als Leser völlig mitgerissen: Man fühlt ihren Schmerz und ihre Trauer und erlebt auf eine unglaublich intensive Art und Weise all das, was sie gerade durchmacht, hautnah mit. Ihre Gedanken, ihre Gefühle, all das erschien mir während des Lesens zum Greifen nah.
Ich war vor allem beeindruckt darüber, wie laut sie wirkte, obwohl sie die ganze Zeit über kein einziges Wort spricht. In ihr stecken so viele Emotionen, so viele unausgesprochene Worte und so viel Leben - auch wenn sie letzteres selbst stark bezweifelt. Man spürt deutlich, wie sehr sie innerlich zerrissen ist und wie sehr ihr Herz an Izzy hängt, ihrer Schwester, die all das nicht mehr mit ihr teilen kann. Und weil sie nicht mehr mit ihr sprechen kann, schreibt Hannah Briefe. Briefe voller Liebe und Trauer, Hoffnungslosigkeit und Hoffnung zugleich. Mehr als alles andere wünscht sie sich, dass Izzy, wo immer diese jetzt auch sein mag, ihre Briefe lesen kann.

„Ich kann dich nicht festhalten, aber noch weniger kann ich dich loslassen. Wieso hast du mich halb hiergelassen und halb mitgenommen?" - Zitat

Gerade am Anfang merkt man, wie schlecht es Hannah geht und wie sehr sie eine Veränderung herbeisehnt und gleichzeitig will, dass alles wieder so wird wie zuvor. Insbesondere die ersten 50 Seiten sind geradezu deprimierend, weil alles so ausweglos erscheint. Danach geht es langsam, aber schleppend voran. Und auch dann dauert es noch eine ganze Weile, bis es tatsächlich wieder aufwärtsgeht.
Hannah wird in ein Sommercamp für Jugendliche geschickt, in dem alle ihr „Päckchen" zu tragen haben. Dort lernt sie zum ersten Mal Gleichaltrige kennen, die mit ähnlichen oder auch ganz anderen Problemen kämpfen. Insbesondere Hannahs Zeltgenossin Sarah, die aus einem ganz bestimmten Grund panische Angst vor der Dunkelheit hat und deshalb regelmäßig Panikattacken bekommt, hat mich mit ihrem Schicksal und ihrer Geschichte sehr bewegt.

Auf ganz natürliche, ungezwungene und dennoch eindrucksvolle Art und Weise schildert Ava Reed dabei, dass es die verschiedensten Arten von psychischen Problemen und Möglichkeiten, damit umzugehen, gibt. Zu sehen, wie all die Jugendlichen, die auf den ersten Blick wie „kaputt" und nicht mehr zu reparieren aussehen, nach und nach auftauen und eine Gemeinschaft bilden, die sich gegenseitig stützt und hilft, war einfach wundervoll. Es wird klar: Freundschaft und Zusammenhalt machen zwar nichts weniger schlimm, aber doch vieles leichter erträglich.

Während des Sommercamps trifft Hannah dann auch auf Levi. Ihre erste Begegnung verläuft eher zufällig und Levi jagt ihr dabei auch noch einen Riesenschrecken ein. Nicht unbedingt das, was man als gute Vorraussetzungen bezeichnen würde, und doch ist er fasziniert von ihr. Er will sie kennenlernen, hinter die Fassade blicken, erfahren, was es mit der Stille ihrer Worte auf sich hat.
Und langsam, ganz langsam, baut sich zwischen den beiden so etwas wie eine Beziehung auf. Keine leidenschaftliche, berauschende Liebesgeschichte, sondern vielmehr ein unendlich zartes, zerbrechliches Gebilde. Und doch etwas ganz Besonderes.
Einen Teil der Geschichte steuert Levi dabei aus seiner Perspektive bei. So lernt man auch ihn im Verlauf der Handlung immer besser kennen und ergründet seine verschiedenen Facetten.

Ebenfalls absolut begeistern konnte mich Hannahs Kater Mo. Dieser war und ist ihr noch immer eine riesige Stütze - gerade jetzt, nach Izzys Tod, scheint er der Einzige zu sein, der sie so richtig versteht.
Er ist nicht nur zuckersüß, sondern verleiht manchen Situationen durch seine bloße Anwesenheit eine gewisse Leichtigkeit. Eins steht fest: Ich habe mich in den kleinen Vierbeiner verliebt - und ich bin mir sicher, ihr werdet es auch tun!

Ich denke, es ist längst kein Geheimnis mehr, dass ich Avas Schreibstil geradezu vergöttere. Es gibt nur wenige Autorinnen und Autoren, die es schaffen, immer die richtigen Worte zu finden und mich so tief zu berühren, wie sie es immer wieder tut. Mal ist er melancholisch angehaucht, mal traurig und voller Verzweiflung und dann wieder lustig und schön, ja, geradezu poetisch - und in jedem Fall einzigartig. Die Autorin schafft es, auf ihre ganz eigene Weise das Leben und alles, was dazugehört, einzufangen und auf Papier zu bannen. Und so fühlt sich auch diese Geschichte unglaublich lebendig an: Man kann gar nicht anders, als mitzufiebern, mitzuleiden und mitzulachen.

„Wenn ich es laut aussprechen müsste, wenn ich das könnte, würde es bescheuert klingen. Wenn ich andere doch nur dazu bringen könnte, das zu fühlen, was ich fühle ..." - Zitat

Erst ganz am Ende erfahren wir, was es wirklich mit Izzys Tod auf sich hat und was genau in jener verhängnisvollen Nacht geschehen ist. Und Hannahs tiefe Zerrissenheit erscheint auf einmal in einer ganz anderen Dimension. Gerade, wenn man glaubt, sie verstanden zu haben, tut sich ein völlig andere Blickwinkel auf die gesamte Situation auf und man begreift endlich, warum Hannah sich die Schuld am Tod ihrer Zwillingsschwester gibt.
Zugegebenermaßen, ich war wirklich schockiert. Und nachdem der anfängliche Schock überwunden war, konnte ich mich besser in ihre Situation hineinversetzen als je zuvor. Auch mich hat diese eine Gewissheit innerlich förmlich zerrissen ...
Vollkommen überflüssig, zu sagen, dass gerade gegen Ende hin auch nicht gerade wenige Tränen geflossen sind. „Die Stille meiner Worte" ist ein wirklich unglaublich emotionales und einfach wunderschönes Buch, das ich euch nur ans Herz legen kann! Ich bin mir sicher, ihr werdet eures ebenfalls an diese Geschichte, an die Charaktere und an die Message dahinter verlieren. Ich bin begeistert!



Fazit:
Es gibt Bücher, die packen dich völlig unvermittelt, reißen dich mit und lassen dich auch nicht mehr los. „Die Stille meiner Worte" ist eines dieser Bücher. Auf mitfühlende, berührende und authentische Art und Weise erzählt Ava Reed von den Schicksalen zweier mehr oder weniger kaputter Jugendliche, die zueinander finden und dabei auch ein Stück von sich selbst wiederfinden. Mir hat die Geschichte sogar so gut gefallen, dass ich mir, nachdem ich das E-Book gelesen habe, unbedingt auch die Printausgabe holen musste.
Eine ganz große Herzensempfehlung!

Vielen Dank an den Verlag für das E-Book-Rezensionsexemplar!

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (3)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks