Avni Doshi

 3 Sterne bei 11 Bewertungen
Autor*in von bitterer zucker, Burnt Sugar und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Avni Doshi wurde 1982 in New Jersey geboren, heute lebt sie in Dubai. Sie studierte Kunstgeschichte am Banard College in New York und am University College London. Texte von ihr erschienen in »Vogue«, »Granta und »The Sunday Times«. Ihr Debütroman »Bitterer Zucker« war ein sensationeller internationaler Erfolg: er stand auf der Shortlist für den Booker-Preis und erscheint in mehr als 25 Ländern.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Avni Doshi

Cover des Buches bitterer zucker (ISBN: 9783442771615)

bitterer zucker

 (9)
Erschienen am 09.11.2021
Cover des Buches Burnt Sugar (ISBN: 9781419752926)

Burnt Sugar

 (1)
Erschienen am 26.01.2021

Neue Rezensionen zu Avni Doshi

Cover des Buches bitterer zucker (ISBN: 9783442771615)
wandablues avatar

Rezension zu "bitterer zucker" von Avni Doshi

Vom Band, das ewig hält.
wandabluevor 6 Monaten

Der Debütroman von Avni Doshi „Burnt Sugar“, deutscher Titel „Bitterer Zucker" und von mir in der deutschen Fassung gelesen, ist ein Paradebeispiel dafür, wie jemand sozusagen aus dem Nichts kommend, einen Bestseller schreibt. Denn “Bitterer Zucker“ war 2020 auf der Shortlist des Man Booker Preises 2020 – und das völlig zu Recht! Die Autorin Avni Doshi, (geb. 1982 in New Jersey) ist Amerikanerin und hat einen indischen Migrationshintergrund. Sie besuchte regelmäßig die Familie im indischen Pune (Puna), wo auch die Romanhandlung angesiedelt ist. Die Romanfigur Antara hat sicherlich autobiografische Züge, man darf sie aber nicht eins zu eins zum Leben der Autorin setzen.
Antara ist Künstlerin und Inderin. Sie oszilliert zwischen moderner junger, selbstbestimmter Frau und dem traditionellen indischen Rollenbild einer Frau, Unterordnung, Primat des Mannes und Primat der Schwiegermutter. Dieses Schwanken und Suchen ist primär wirtschaftlicher Abhängigkeit geschuldet. Nun ist Antara schwanger und ihre Mutter dement.
Antara hat einige psychische Probleme, die sie geschickt verbirgt: sie kann sich nicht gut gegen ihre Umgebung abgrenzen, wo hören die anderen auf, wo fange ich an, sie hat Probleme mit ihrem Körpergefühl und dissoziiert von Zeit zu Zeit. Von klein auf leidet sie unter Trennungsangst, da ihre eigene, damals blutjunge Mutter sie als Kleinkind mit in einen Ashram nahm, wohin sie sich aus ihrer lieblosen Ehe flüchtete und in diesem Ashram überließ die überforderte Mutter ihre Tochter Antara mehr oder weniger sich selbst oder den anderen Sektenmitgliedern und wurde die Geliebte des Guru. Mutter und Tochter verbindet ein enges Band, geschmiedet aus Bedürftigkeit und Liebe, einer Hassliebe ähnelnd. Leider ist Antara recht mundfaul; es gelingt ihr nicht, sich und ihre Probleme jemand anderem als den Lesern mitzuteilen, sie hält ihre Umgebung misstrauisch auf Abstand. Ihr Innenleben geht niemanden etwas an.

Der Kommentar und der Leseeindruck: 
Die Autorin vermag es in klarer und moderner Sprache, die wuselige Atmosphäre einer indischen Großstadt mitsamt ihrem mannigfaltigen Konfliktpotential einzufangen als da sind: Vernachlässigte Tiere, die Grenzen zur Tierquälerei sind fließend, fremde, dem Westen abergläubisch anmutende Riten und Gebräuche, schwere Gerüche, stets gefährdete (oder nicht vorhandene) Privatsphäre der Unterschicht, mangelnde Hygiene, der Kampf darum, Gesicht zu wahren und als Frau Lebenssinn zu finden. Das alles steckt in den Zeilen der Autorin, die einen eigenwilligen, nicht uninteressanten, phrasenlosen Stil pflegt. Je kleiner die räumliche Distanz unter den Menschen, so scheint es, desto größer wird die innere.
Ohne Lamento, dennoch eindringlich kämpft Antara gegen die Demenz der Mutter an, bis sie aufgibt und sie kontraproduktiv mit Zuckerhaltigem füttert, damit der Verfall schneller vonstatten geht, von ihrem Ehemann und der Schwiegermutter fälscherlicherweise als Affenliebe interpretiert.
Avnis Doshi überzeugt mit der Darstellung der Zerrissenheit der Tochter, deren kindliches Urvertrauen durch frühkindliche Vorkommnisse erheblich aus dem Gleichgewicht geraten ist , was wieder negativ zu Buche schlägt, als sie selber Mutter wird. Eine tiefe Depression nach der Geburt ihres Kindes, geboren aus dem Gefühl von Unsicherheit und Unzulänglichkeit, wird von ihren Angehörigen nicht erkannt. Es bleibt offen, ob Antara die Kraft aufbringt, sich wieder zu fangen. Ob sie weiterhin Kompromisse machen wird oder ob sie aus dem traditionellen „gut anständigen“ Leben ausbrechen wird. Ein Vorbild hätte sie ja. Schließlich erkennt Antara deprimiert, dass das belastende Band zwischen ihr und ihrer Mutter auch durch deren Tod nicht aufgelöst werden wird und gibt auf, gegen die übermächtige Mutterfigur anzukämpfen (Interpretation).

Avni Doshi lebt in Dubai, weitere Werke sind bisher nicht bekannt. Hoffentlich greift sie wieder zu Tinte und Papier bzw. zu Tastatur und Drucker! Mir hat ihr Roman sehr gut gefallen, da und dort hätte ich mir etwas mehr Eindeutigkeit gewünscht.

Fazit: Leicht zu lesender und doch verstörender Blick in das Innenleben einer modernen jungen Frau in der indischen Gesellschaft. 

Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
Btb, 2021
Auf der Shortlist des Man Booker, 2020

Cover des Buches bitterer zucker (ISBN: 9783442771615)
Anna625s avatar

Rezension zu "bitterer zucker" von Avni Doshi

In vielen Punkten zu unscharf
Anna625vor 3 Jahren

Als Tara nach und nach beginnt Dinge zu vergessen und so zur Gefahr für sich selbst und andere wird, übernimmt ihre Tochter Antara ihre Pflege. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist geprägt von Spannungen, die seit der Kindheit Antaras bestehen. Denn über viele Jahre hinweg war sie, die ohne wirkliche Vaterfigur aufgewachsen ist, den Launen ihrer Mutter ausgesetzt, hat Ablehnung und Gewalt erfahren müssen und sich nie wirklich angekommen und geborgen fühlen dürfen.
Die Handlung wechselt zwischen Episoden aus der Gegenwart und solchen aus Antaras Kindheit, in der sie unter anderem in einem Ashram aufwuchs, in welches Tara sich aus einer unglücklichen Ehe heraus geflüchtet hat. Antara selbst blieb dabei meist auf der Strecke, wurde mehr von fremden Menschen aufgezogen als von ihrer eigenen Mutter, die Antara nicht die Liebe entgegenbringen konnte, die das Mädchen sich von ihr ersehnt hat.

Jetzt, Jahre später, ist Antara gefangen in einem Zwiespalt aus Liebe und Hass und hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und dem Unwillen, für ihre Mutter zu sorgen. Auch die Beziehung zu ihrem Freund ist angespannt, und so muss Antara einen ständigen inneren Konflikt mit sich selbst ausfechten, dem sie nicht entkommen kann.

Meine anfängliche Vorfreude hat sich relativ schnell in Ernüchterung gewandelt, da der Fokus der Geschichte zwar deutlich auf die Mutter-Tochter-Beziehung gerichtet war, mir diese aber insbesondere in den Episoden aus der Gegenwart häufig zu oberflächlich blieb und sich mehr wie eine andauernde Klage Antaras las. Deutlich besser kam ich mit den Kapiteln aus Antaras Kindheit und Jugend zurecht, in denen der starke Wunsch des Mädchens nach der Liebe ihrer Mutter und die tiefe Enttäuschung darüber, diese nicht zu erhalten, eindringlich beschrieben wurden. Erhofft hatte ich mir dennoch eine stärkere und konkretere Beschreibung der Beziehung der Protagonistinnen in jener Zeit, in der die Tochter ihrer Mutter die Liebe entgegenbringen muss, die sie selbst nie von ihr erfahren hat. Obwohl mich die Handlung gegen Ende nochmal positiv überrascht hat, blieb mir vieles insgesamt zu unscharf.

Cover des Buches bitterer zucker (ISBN: 9783442771615)
UlrikeZas avatar

Rezension zu "bitterer zucker" von Avni Doshi

Ungewöhnlich
UlrikeZavor 3 Jahren

Gleich der erste Satz des Buchs ‚knallt‘: „Zu behaupten, ich hätte mich niemals über das Leid meiner Mutter gefreut, wäre eine glatte Lüge.“

Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern sind zwar nicht immer einfach. 

Dass aber jemand Gefühle gegenüber seiner Mutter in einer solchen Radikalität äußert, ist dann doch etwas ungewöhnlich. 

Und so begann ich die Lektüre von Avni Doshnis Debütroman „bitterer zucker“ mit einer ganz bestimmten Erwartungshaltung. Gleich vorweg. Der Roman erwies sich für mich nicht als das Psychogramm einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung und schon gar nicht als Liebesgeschichte, wie der Klappentext zum Buch suggeriert. 

Im Mittelpunkt steht natürlich die komplizierte Beziehung zwischen Antara und ihre Mutter Tara. Diese brach in jungen Jahren aus ihrer arrangierten Ehe aus und flüchtete in einen Ashram, wo sie die Geliebte des Gurus wurde, ihre kleine Tochter sich mehr oder weniger selbst überlassen ist. Später lebt sie mit Antara als Bettlerin auf der Straße. Das birgt natürlich erhebliches Konfliktpotenzial, als die Mutter immer vergesslicher wird und die Tochter sich um die Frau kümmern muss, die ihrer Mutterrolle nie so richtig gerecht wurde. 

Ich fand das Buch sehr interessant und hatte auch das Gefühl, streckenweise in Indien einzutauchen, besonders an den Stellen, an den Indien durch Taras in Amerika aufgewachsenen Mann der westlichen Welt gegenübergestellt hat. Seltsamerweise hat mich die Geschichte die ersten ¾ des Buchs emotional nicht so gepackt, wie ich bei dem Stoff vermutet hätte. Ich fand die Darstellung der Autorin doch etwas distanziert. 

Insgesamt finde ich, dass es ein interessantes, lesenswertes Buch ist, das aber meine Erwartungen nicht immer ganz erfüllen konnte. Aber muss ein Buch das?

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