
Wofür stehst du?
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Rezension zu "Wofür stehst Du?" von Axel Hacke
Girl56
Hoch gelobt, hat mich dieses in einer Art Dialog geschriebene Buch der beiden Freunde Hacke und diLorenzo irgendwie nicht so begeistert. Ich bin merkwürdig ungerührt geblieben, obwohl ich beide Autoren sonst schätze. Vielleicht war mir das alles zu privat und zu weichherzig, zu wenig intellektuell. (Sollte vielleicht so sein?!)- 2
Susanne68
12. September 2012 um 20:52Rezension zu "Wofür stehst Du?" von Axel Hacke
rumble-bee
Axel Hacke und Giovanni Di Lorenzo, wer hätte das gedacht. Eine für mich nicht unbedingt zu erwartende Kombination. Beide kenne und schätze ich einzeln - wobei ich aber von Axel Hacke eher Lustig-Leichtes gewöhnt bin. Der Autor der "Wumbaba"-Bücher schreibt ein Buch über Werte?? Für mich kam das überraschend, zumal er Giovanni Di Lorenzo schon lange zu kennen scheint. Auch das war mir neu. Wie gesagt, ich stolperte über dieses Buch, und hatte dementsprechend wenig bis keine Erwartungen. Vermutlich war das auch gut so. Zudem bin ich ein eifriger Leser von Vorworten und Einleitungen. Und gerade bei diesem Buch finde ich das entscheidend. Denn hier erklären die beiden Schreiberlinge, was sie mit diesem Buch eigentlich wollen. Sie wollen eben kein umfassendes Kompendium schreiben, oder dem Leser seine eigene Werte-Wahl abnehmen. Sie wollen nichts abschließend klären - sie wollen nachdenken, und in ihren eigenen Erfahrungen umher streifen. Sie verwenden zwei Begriffe, die ich für dieses Buch sehr treffend finde; und zwar einerseits "Bekenntnis der Ambivalenz" sowie "Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit". Gut, letzteres klingt ein wenig hochgestochen. Aber im Großen und Ganzen stimmt es. Aus diesen Zeilen spricht der Wunsch, die Öffentlichkeit wieder mehr zum Nachdenken zu bringen, überhaupt wieder Lust an der Sinnsuche zu wecken. Und das gelingt den Beiden ganz passabel bis gut. Gut, die Auswahl der Themen scheint ein wenig zufällig - aber es ist ja, wie gesagt, kein streng wissenschaftliches oder umfassendes Werk. Es geht in den sieben Kapiteln um Politik, Heimat, Familie, Weltuntergangsstimmung, soziale Gerechtigkeit, Depressionen und Versagensängste, und die Suche nach Vorbildern. Nett gemacht ist dabei die Tatsache, dass das Gespräch jeweils von einem der Beiden aufgenommen wird - deutlich erkennbar an den jeweils verschiedenen Schrifttypen. Sobald der Andere meint, etwas dazu zu sagen zu haben, schaltet er sich ein, und berichtet aus seiner Sicht. Man muss erst einige Seiten lesen, bevor man entdeckt, welche der beiden Schriftarten zu welchem Autor gehört. Doch sobald man diese Nuss geknackt hat, besteht ein nicht unwesentlicher Reiz des Buches darin, im Geist die einzelnen Puzzle-Teile zusammenzusetzen, und sich sozusagen eine eigene Biographie desjenigen zu "basteln". Was da zutage kommt, hat nur teilweise mit dem Thema des jeweiligen Kapitels zu tun. Ziemlich oft schweifen die Herren auch ab, berichten Einzelheiten und Anekdoten aus der eigenen Jugend, oder auch Dinge, die weltpolitisch im Umschwung waren. Das hat nur mittelbar mit "Werten" zu tun. Oder zumindest erst auf den zweiten bis dritten Blick. Dennoch wird man als Leser sozusagen mit einbezogen. Denn die privaten Details, die hier enthüllt werden, sind schon nicht unerheblich, und man kann die Herren teilweise für ihren Mut nur bewundern. Zumindest erhält man ein recht deutliches Bild ihrer Generation - von kriegsversehrten Vätern über resolute Großmütter bis hin zu engstirnigen Studienräten oder brüllenden Offizieren. Ja, man könnte dem Buch eventuell vorwerfen, die Herren hätten es sich zu leicht gemacht. Das Vorwort spricht sie ja von allzu großer Tiefenschürfung und Alltagsrelevanz frei. Und manche Themenbereiche kommen mir auch einfach zu kurz. Giovanni Di Lorenzo ist der Einzige, der sich - und das auch nur verschämt ganz am Schluss - zu Fragen der Religion äußert. Und in ein Buch über Werte hätte zumindest für mich unbedingt auch ein Abschnitt über Ethik und Genetik gehört. Nun ja. Zumindest aber wurde ich durch dieses Buch prächtig unterhalten, und habe ein wesentlich genaueres Bild zweier Kulturschaffender erhalten. Und das ist doch auch schon mal was.- 2
Rezension zu "Wofür stehst Du?" von Axel Hacke
Avatarus
13. November 2010 um 04:33Ein Buch zweier Freunde, die sich über einen Teil ihres Lebensweges unterhalten und damit versuchen, dem Leser Werte zu vermitteln, die sie teilweise selber vermissen lassen. Sie schildern manche Erlebnisse und wünschen sich im nachhinein, sie hätten damals anders reagiert. Die eine oder andere Geschichte fingiert als verspätete Entschuldigung für ihr damaliges Verhalten. Damit wollen sie vielleicht aber auch aufzeigen, dass man manche Entscheidungen, auch wenn es für den Augenblick unangenehm erscheint, durchziehen sollte. Denn für manche Entscheidungen leidet man lange nach und ein Entschuldigen nach Jahrzehnten ist dann fast unmöglich. Nach knapp 200 Seiten wurde es für mich langsam interessanter, da Persönlichkeiten in das Buch mitaufgenommen wurden, die mich persönlich mehr interessieren und die für ihre Wertevorstellungen mit ihrem Leben einstehen. Eine Leseempfehlung gibts für knapp 20 Euro dann aber nicht.Rezension zu "Wofür stehst Du?" von Axel Hacke
Clari
24. September 2010 um 18:12Freundesgespräche; eine Zwischenbilanz Zwei gute Freunde fragen sich eines Tages, für welche Werte sie eigentlich stehen. Der eine von beiden ist Journalist, der andere arbeitet als freier Schriftsteller. Aus einer Art Zwiegespräch ist ein sehr bemerkenswerter Dialog entstanden, der Schulzeit, Familie und Herkommen, Rebellion, politische Entwicklung seit Beginn der siebziger Jahre und die eigene Gesinnung bis heute thematisiert. Dass die gedanklichen und politischen Überzeugungen und Lebensgewohnheiten der 68 Generation bis weit in die Jugendzeit jener hineinreichte, die erst Ende der fünfziger Jahre geboren wurden, ist gut nachvollziehbar. Unsicherheiten über die politischen Unruhen jener Jahre kennzeichnen das Leben beider Freunde. Hier sprechen zwei Männer mittleren Lebensalters, die aus der Rückschau ihrer Entwicklung zu eigenen Standpunkten gelangt sind. Sie geben deutlich zu verstehen, dass sie heute an Politiküberdruss leiden, dass ihnen eindrucksvolle Politikerpersönlichkeiten fehlen, und dass sie die tägliche Berieselung mit Talkshows aller Couleur verdrießlich stimmt. Sie üben harsche Kritik an der ständig öffentlich ausgetragenen Nörgelei über unser gut ausgestattetes Gemeinwesen, in der die Fürsorge für den einzelnen und das Recht in jeder Lebenslage funktioniert; eines der besten in der Welt übrigens, wie sie anmerken. Aus wechselnden Perspektiven beleuchten Axel Hacke und Giovanni Di Lorenzo die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in jeder Hinsicht anders verlieft als die erste Hälfte, in der zwei Kriege menschliche Existenzen vernichteten oder als seelisch Beschädigte zurück ließen. Beide spiegeln in ihren Beiträgen, wie zerstrittene Herkunftsfamilien das Leben der nachfolgenden Generation beeinträchtigten. Die eigene Familiengründung muss da lange zurückstehen. Wie Erziehung heute gegenüber früher verläuft ist ein Thema, das neben vielen anderen die Gegensätze früherer und heutiger Generationen zeigt. Und doch: die Elterngeneration der heutigen Elterngeneration liest die Passagen zur Erziehung auch deshalb mit Gewinn,weil sie eine gewisse Gelassenheit erfasst: Erziehung hat viel mehr mit dem "Sein" als mit dem Wissen zu tun. Und jede Generation erlebt mit der Ablösung aus der vorherigen ihr eigenes Werden. Allerdings lässt sich mit Fug und Recht feststellen, dass hier eine Generation herangewachsen ist, die es sich zur Gewohnheit gemacht hat, Ursachen für gesellschaftliche Vorgänge zu hinterfragen. Zwei nachdenkliche und reflektierte Männer versuchen, ihre Herkunft, Vergangenheit und Gegenwart kritisch zu durchleuchten. Wegschauen und Schweigen ist nicht mehr angesagt. Insgesamt bietet diese Reflexion über ein ganzes Generationengeschehen einen sehr gründlichen Einblick in eine Gesellschaft, in der mehr als 60 Jahren kein Krieg herrschte, und in der weitgehende Freiheit und Liberalität ein friedliches Leben gewährleisten. Nutzt sie das auch? Eine umfassende Bilanz ist den beiden Autoren gelungen; persönlich, ohne indiskret zu sein, nüchtern, selbstkritisch und ehrlich. Man liest das Buch mit Anteilnahme und Interesse!