Rezension zu Das Buch der Sünden von Axel S. Meyer
Rezension zu "Das Buch der Sünden" von Axel S. Meyer
von kubine
Rezension
kubinevor 14 Jahren
Im Jahre 845 überfallen Normannen Paris. Der 8-jährige Odo muss mit ansehen, wie seine Mutter geschändet wird und findet die Leiche seines Vaters. Mönche bringen ihn in ein Kloster und lassen ihm eine christliche Erziehung zukommen. Aber Odo möchte Rache. Als er von einem Buch erfährt, dass die Anleitung erhält, wie Gottes Königreich auf Erden herzustellen ist, wodurch auch alles Böse von der Welt getilgt wird, macht er sich auf die Reise nach Sankt Gallen. Dort angekommen, klaut er dieses Buch aus der Bibliothek und reist nach Haithabu, dem großen Handelsplatz der Dänen. Er lässt eine neue Kirche bauen und beginnt damit, sieben Dämonen die für je eine Todsünde stehen, ihrer gerechten Strafe zuzuführen, so wie es im Buch steht. Und so wird Haithabu von einer unheimlichen Mordserie heimgesucht. Der Jarl, das Oberhaupt von Haithabu hat aber keine Zeit sich darum zu kümmern. Schließlich rüstet er für einen Kriegszug gegen Rom. Und dafür braucht er Waffen. Einar, ein örtlicher Schmied, erhält den Auftrag. Gemeinsam mit seinem Sohn Helgi macht er sich daran, den Auftrag zu erfüllen. Helgi hat aber nur Augen für eine schöne Sklavin, die dem ärgsten Konkurrenten Einars gehört. Als Einar von diesem umgebracht wird und Helgi den Auftrag für die Waffenproduktion verliert, beschließt er um seinen Lebensunterhalt zu kämpfen, um eines Tages genug Geld zu verdienen, damit er die Sklavin frei kaufen kann. Aber das Glück ist nicht auf seiner Seite. Und so muss er eines Tages mit Runa, der Sklavin, fliehen. Begleitet von Ansgar, einem alten Mönch, machen sie sich auf den Weg in den Osten, nach Rujana, Runas Heimat. Runa, die eigentlich Teška heißt, hat dort noch ein paar Rechnungen zu begleichen. Und so begeben sie sich auf eine gefährlich Reise mit ungewissem Ausgang... Der Debütroman von Axel S. Meyer gewann den ersten Preis des „Historischer Roman des Jahres“ - Wettbewerb vom Rowohlt Verlag. Ich bin da ein wenig zwiegespalten. Sicher, der Autor scheint gut recherchiert zu haben, um so einen komplexen Roman zu schreiben. Viele Fakten kommen zur Sprache: das Leben der Menschen an den Küsten, die zu der Zeit immer wieder Wikingerangriffen ausgesetzt waren, das Verhältnis der einzelnen Stämme untereinander und die Schwierigkeiten, denen sich die christlichen Missionare gegenübersahen. Allerdings habe ich mir unter dem Titel und nach dem Lesen des Klappentextes etwas anderes vorgestellt. Das „Buch der Sünden“ spielt nur eine hintergründige Rolle, die ersten 5 Opfer, die Odo als vermeintliche Dämonen richtet, sind schon auf den ersten 200 Seiten zu beklagen. Und das ohne näher darauf einzugehen, welcher Sünde sie erlegen sind und welche Besonderheit bei ihrer Vernichtung laut dem Buch eine Rolle spielten. Eine zentrale Rolle in dem Buch spielt vielmehr Helgis Schicksal. Er verliebt sich verbotener Weise in eine Sklavin und wagt mit ihr die Flucht nach Rujana. Dort hat Teška noch eine Rechnung offen, bei der wohl ihre Schwester eine große Rolle spielt. Die Schwestern hassen sich, warum das so ist, wird auch nur am Rande erwähnt. Es ist ein trivialer Grund und rechtfertigt meiner Meinung nicht den abgrundtiefen Hass. Auch spielen Zufälle eine große Rolle in dem Roman, zuviel für meinen Geschmack: zufällig kommt Odo genau an dem Tag in Sankt Gallen an, als das Buch königlichen Gesandten übergeben werden soll, zufälliger Weise reist Teškas Schwester nach Haithabu, wo sie Odo begegnet, zufälligerweise verbindet Odo und Helgi die Vergangenheit. Mit den Personen bin ich auch nicht warm geworden. Einzig Damek, eine Zauberer aus dem Stamm der Ranen, ist mir ein wenig ans Herz gewachsen, Er erinnerte mich irgendwie an Obelix. Kurze Kapitel regen zum Weiterlesen an, aber streckenweise zieht es sich ganz schön. Und das obwohl die geschichtlichen Fakten auch recht interessant sind. Um sich besser hineinversetzen zu können, ist dem Buch eine Karte vorangestellt, mit den in dem Buch vorkommenden Orten. Die Idee hinter dem Buch ist nicht schlecht, aber auch hier habe ich den Eindruck, als ob man zuviele Ideen verarbeiten wollte. Manchmal wäre weniger halt mehr. Für einen Debütroman ist es nicht schlecht, aber der Autor sollte sich in Zukunft besser auf eine Idee konzentrieren und diese gut ausbauen. Das Potenzial dazu besitzt er.