Ayanna Lloyd Banwo

 3,9 Sterne bei 121 Bewertungen
Autor*in von Als wir Vögel waren, When We Were Birds und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Ayanna Lloyd Banwo, geboren 1980 in Trinidad, promoviert an der University of East Anglia in Creative and Critical Writing. Bisher erschienen vor allem Kurzgeschichten in verschiedenen Publikationen. ›Als wir Vögel waren‹ ist Banwos erster Roman; sie lebt in London.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ayanna Lloyd Banwo

Cover des Buches Als wir Vögel waren (ISBN: 9783257072242)

Als wir Vögel waren

 (116)
Erschienen am 26.04.2023
Cover des Buches When We Were Birds (ISBN: 9780241991633)

When We Were Birds

 (4)
Erschienen am 09.02.2023
Cover des Buches When We Were Birds (ISBN: 9780385547260)

When We Were Birds

 (1)
Erschienen am 15.03.2022

Neue Rezensionen zu Ayanna Lloyd Banwo

Cover des Buches When We Were Birds (ISBN: 9780241991633)
N

Rezension zu "When We Were Birds" von Ayanna Lloyd Banwo

Als wir Vögel waren
nonostarvor 5 Tagen

Ein Totengräber und eine geheimnisvolle, mächtige junge Frau werden zueinander gezogen, als in trinidad die Welt der Toten und der Lebenden aufeinander prallen.

Der in Trinidad angesiedelte Roman folgt den Schicksalen von Darwin und Yejide, die beide vor großen Veränderungen stehen. Darwin hat sein Zuhause auf dem Land verlassen, um in der Stadt Arbeit zu finden und do sich und seine Mutter ernähren zu können. Doch der einzige Job, den er findet, ist eine Stelle als Totengräber auf dem Friedhof. Er hat keine Angst vor den Toten, doch die Arbeit steht in starkem Widerspruch zu der religiösen Erziehung durch seine Mutter und dem gebot der Rastafari, sich von den Toten fernzuhalten. Er gibt seinen Glauben auf, rasiert sich die Haare ab und weiß, dass er dadurch seine Mutter zutiefst verletzten wird. Ganz anders gestaltet sich das Leben von Yejide, die schon immer im Einklang mit den Toten lebt. In jeder Generation ihrer Familie ist eine Frau dazu berufen, Seelen ins Jenseits zu begleiten. Nun liegt ihre Mutter im Sterben, wodurch diese Bürde schon bald auf Yejide übergehen wird. 

Darwin und Yejide, die sich unter normalen Umständen wohl nie kennen gelernt hätten, treffen während eines heftigen Sturms aufeinander. Sie spüren sofort eine Anziehungskraft, die sie nicht verstehen oder erklären können, der sie jedoch auch nicht entkommen. Über allem liegt die Frage, ob zwei Menschen, mit so unterschiedlichen Lebenswegen und persönlichen Umständen zusammen finden können.

Lloyd Banwo erzählt diese Geschichte in trinidad-kreolischem Englisch, einer Variante des Englischen, das sich hier durch reduzierte Verbformen und eine andere syntax auszeichnen. Daran musste ich mich zunächst etwas gewöhnen, doch es macht den Text gleichzeitig auch tiefer verwurzelt mit den Traditionen und der Kultur Trinidads. Darwin und yejides Geschichten sind tief verwoben mit magischem Realismus und knüpfen die Verbindung zwischen Realität und Mystik. Das mag manchen überladen erscheinen, mir hat es jedoch sehr gut gefallen.

When we were birds ist nicht nur eine kitschige Liebesgeschichte, sondern erkundet auch Themen wie Tod und Trauer, Traumata, die Menschen erleben und die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und dem eigenen Glauben. Diese geschichte ist voller Geister, sowohl der Gegenwart als auch der Vergangenheit und hat mich mitgenommen auf eine besondere Reise. Ich empfehle jedoch, diese Geschichte im Original zu lesen, da die Übersetzung der trinidad-kreolischen Sprache Lloyd Banwos kaum gerecht werden kann.

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Cover des Buches Als wir Vögel waren (ISBN: 9783257072242)
pardens avatar

Rezension zu "Als wir Vögel waren" von Ayanna Lloyd Banwo

Magischer Realismus im karibischen Trinidad
pardenvor 2 Monaten

MAGISCHER REALISMUS IM KARIBISCHEN TRINIDAD...

Port Angeles, Trinidad. In den sonnendurchglühten Gassen mischt sich das vielstimmige Geschrei der Händler mit Vogelgezwitscher und Verkehrslärm; es riecht nach Gewürzen und reifen Früchten. Unter stillen, schattigen Bäumen ruht Fidelis, der jahrhundertealte Friedhof der Insel. Hier arbeitet Emmanuel als Totengräber. Der junge Rastafari hat sein Zuhause verlassen, um seinen Vater zu finden. Als er Yejide trifft, hat das Schicksal ihre Wege längst fest miteinander verflochten. Und so beginnt dort, wo das Leben endet, eine magische Liebesgeschichte. (Verlagsbeschreibung)

Ayanna Lloyd Banwo entführt den Leser / die Leserin auf die karibische Insel Trinidad. Im Fokus stehen Emmanuel alias Darwin, ein junger Rastafari, sowie die junge Frau Yejide, die einen ungeahnten Einfluss auf Darwins Leben nehmen wird. Die Erzählung wechselt in der Perspektive stetig zwischen Darwin und Yejide, die beide in der großen Stadt Port Angeles wohnen, sich unter normalen Umständen jedoch wohl nie begegnet wären. 

Darwin kommt in die Stadt, als sich dort die Gelegenheit ergibt, eine Arbeit zu finden und damit auch seine Mutter zu unterstützen. Doch ausgerechnet als Totengräber auf dem jahrhundertealten Friedhof Fidelis? Als Rastafari eigentlich undenkbar, und dementsprechend entsetzt reagiert auch seine Mutter:


"In der Stadt sind nur Tote, Emmanuel. Rastas hüten sich vor den Toten." 


Doch Darwin hat keine Wahl, es findet sich keine andere Arbeit. Und so macht er sich auf den Weg zum Friedhof und beginnt mit seiner Tätigkeit. Er weiß nicht, was er von seinen Kollegen halten soll, die ihm als eingeschworene Gemeinschaft erscheinen. Darwin hat Respekt vor den Toten, und nach und nach enthüllen sich die Geheimnisse um den alten Friedhof. Darwin gerät dabei in eine zusehends ausweglose Lage - wer will er sein und wer soll er nach dem Willen der anderen sein? 

Yejide dagegen lebt nicht direkt in der großen Stadt, sondern oberhalb in den Bergen, abgelegen in einem alten Haus, das von Generation zu Generation zu wachsen scheint. Sie lebt dort mit ihrer Mutter, deren Mann Peter und einigen anderen Menschen, die für den reibungslosen Ablauf des Alltags sorgen. Zwischen Yejide und ihrer Mutter herrscht ein sehr angespanntes Verhältnis, denn die Mutter liebt ihre Tochter offenkundig nicht und schenkt ihr keinerlei Aufmerksamkeit. Die junge Frau hat sich verbittert damit abgefunden, und doch ist der Wunsch geliebt zu werden ein großer. Als die Mutter stirbt, reagiert Yejide sehr gefasst. Doch im Tod weiht die Mutter sie in ihr Erbe ein - von Mutter zu Tochter wird seit Generationen die Gabe der Totenbeschwörung weitergereicht.

Yejides Perspektive blieb mir über weite Strecken tatsächlich eher fremd. Der magische Realismus dominiert hier sehr offenkundig, und mit vielen Bildern und mythischen Anklängen konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Doch der Atmosphäre, die Ayanna Lloyd Banwo hier kreiert, konnte ich mich letztlich nicht entziehen. Etwas traumartig gleitet man so durch die Erzählabschnitte, die Yejides Perspektive betreffen.

Darwin dagegen bildet zwar seinen Glauben als Rastafari ab, doch seine Passagen verkörpern auch die harte Realität. Armut, Gewalt, Brutalität, allgegenwärtiger Tod herrschen in der Stadt, wer Skrupel hat, gehört zu den Verlierern. Etwa ab der Mitte des Romans verweben sich die beiden Erzählstränge, nachdem sich Darwin und Yejide auf dem alten Friedhof treffen. Dies hat meinen Lesesog deutlich gesteigert. Darwins zunehmend missliche Lage erhöht die Spannung sukzessive, und schließlich wollte ich unbedingt wissen, wie das Ganze ausgeht. Yeyide und Darwin fühlen sich zueinander hingezogen, aber die Liebe ist keine einfache Angelegenheit - aufgerieben "zwischen den Anforderungen eines alten Matriarchats in den Hügeln und einer Stadt voller Abzocker, Träumer und Toter, die keine Ruhe geben". 

Eine mythische Liebesgeschichte um zwei Außenseiter, die zu sich selbst und zueinander finden wollen - doch ob ihre Liebe eine Zukunft hat, werde ich hier natürlich nicht verraten. Magischer Realismus im karibischen Trinidad - eine mythische Atmosphäre, ein Roman mit einem ganz eigenen Sog, außergewöhnlich... 


© Parden

Kommentare: 12
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Cover des Buches Als wir Vögel waren (ISBN: 9783257072242)
zeilenrauschens avatar

Rezension zu "Als wir Vögel waren" von Ayanna Lloyd Banwo

Mystisches Trinidad
zeilenrauschenvor 2 Monaten

Die Autorin entführt ins karibische Trinidad, erzählt von alten Legenden über die Toten, Lebenden und dem durchlässigen Schleier dazwischen. Ein Großteil des Buches dreht sich um die Arbeit auf dem magischen, alten Friedhof Fidelis, auf dem sich mysteriöse Geister herumtreiben und eine Gruppe zwielichtiger Totengräber, die Emmanuel/Darwin in ihre Machenschaften reinziehen. Außerdem geht es um Yejide, die mit ihrem übernatürlichen Familienerbe kämpft und die sehr komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter, die sie nicht liebt.

Leider fand ich alle Beziehungen - seien es Freundschaften oder die Liebesgeschichte - zu vage dargestellt. Vertrautheiten habe ich kaum nachempfinden können. Tiefsinnige Dialoge zwischen den Figuren haben sich mir das ein oder andere Mal nicht erschlossen. Das lag möglicherweise auch an der Metaphernwahl. 😶

Trotzdem fand ich es sehr interessant, über Darwins Identitätssuche zu lesen. Wie er sich um seine Familie kümmert, in Kauf nimmt, etwas zu tun, dass eigentlich gegen seine Werte spricht, um seiner Mutter und sich ein gutes Leben zu ermöglichen. Ich mochte seine ruhige, besonnene Art, sein Feingefühl, vor allem auch im Umgang mit den Trauernden, die ihm während seiner Arbeit begegnen. Sein Zwiespalt zwischen dem, was er glaubt, tun zu müssen und seinen Ängsten - das alles hat die Autorin sehr gut rübergebracht. Auch die mystische, melancholische Atmosphäre hat mir sehr gefallen. Aufgrund der Thematik bestimmt auch ein schöner Roman für den Herbst. 🍂

Mit Yejides Kapiteln habe ich mich etwas schwerer getan, das lag aber auch viel daran, dass ich viel zu wenig über sie und ihr Familienerbe wusste. Die Enthüllungen kamen mir viel zu spät. Ich hatte ständig das Gefühl, mir würden Informationen fehlen, um alles richtig verstehen zu können

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Gespräche aus der Community

Welcome to our English discussion group. We will start reading this book together on 20 April 2023.

113 Beiträge
Favoles avatar
Letzter Beitrag von  Favolevor 4 Monaten

I am glad that you liked it and especially that it felt somehow good to you after your loss. Books can do this. But they can do the other way round. So I am glad that it was a good thing for you to keep on reading.

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