Rezension zu "Geschichte Ungarns" von Miklos Molnar
Molnár Miklós ist ein renommierter Wissenschaftler und hat hier auf 538 Seiten ein fundiertes Werk über die Geschichte Ungarns vorgelegt.
Es beginnt damit, wie die Vorfahren der heutigen Magyaren irgendwo aus den Nebeln der Zeit hervorgetreten sind – aus den Tiefen der Steppen des heutigen Russlands. 895 ist der wichtige Marker, der das spätere Ungarn "offiziell" begründet.
Die Hunnen haben zwar mitgemischt, ebenjener berühmte Attila, aber nicht so eminent, wie das gerne einige Magyaren hätten.
Das Land war über lange Zeit archaisch geprägt, mit einem Übergewicht zugunsten des Adels. Sie eroberten immer mehr Land bis nach Dalmatien und zeitweise gehörte Neapel zu ihrem Wirkungskreis. Der Heilige István (Stefan) und Mátyás Corvinius waren bedeutende Männer.
Als aber andere Mächte aufstrebten, weckte Ungarns Gebiet Begehrlichkeiten und sie gerieten in eine widerwillige "Hochzeit" mit den Habsburgern. Als dann der Kaiser Franz Joseph auch König von Ungarn wurde, war im 19. Jahrhundert Kakanien geboren.
Nach dem Ersten Weltkrieg, in den sie ebenso unwillig hineingezogen worden war, verlor Ungarn durch den Vertrag von Trianon sehr viel Staatsgebiet, an die Slowakei, Rumänien und Jugoslawien, sowie das Burgenland an Österreich. Deswegen war der Schock und das Trauma groß.
Irredentismus wurde das Schlagwort der Stunde. Man wollte zum Beispiel Siebenbürgen (Érdely) zurück. Die Beziehungen zu Rumänien waren auf dem absoluten Tiefpunkt.
Der Zweite Weltkrieg beförderte Horthy in eine widerstrebende Allianz mit Hitler. An der russischen Front wurden neben vielen Deutschen die meisten Ungarn und Rumänen vernichtet.
In die sowjetische Einflusszone geraten, wurde dann Ungarn kommunistisch und dass die Welt 1956 tatenlos bei dem Massaker nach dem Aufstand zusah, ist eine Schande.
Dass Imre Nagy, die Figur des Aufstandes, hingerichtet wurde, ebenso. Der Gulaschkommunismus ließ die Ungarn aber dennoch besser leben als die Rumänen in den 80er Jahren. Und die samtene Revolution 1989 forderte kein Blut, im Gegensatz zu Rumänien.
Die 9 Jahre nach der Wende werden ebenso beleuchtet und das Buch endet im Jahr 1998, als Orbán Viktor an die Macht kam, der auch nicht DIE Hoffnung ist, wie einst angedacht.
Das Werk ist verständlich geschrieben, multiperspektivisch und illuminierend. Diverse Abbildungen sind eine großartige Ergänzung. Es gibt auch eine Zeittafel, Anmerkungen und ein alphabetisches Namensverzeichnis. Jedenfalls kann man hier Faszinierendes erfahren und lernt sehr viel dazu.