Bénédicte Belpois

 3,6 Sterne bei 64 Bewertungen
Autor*in von Hingabe.

Lebenslauf

Bénédicte Belpois ist in Algerien aufgewachsen. Sie lebt heute in der Franche-Comté und arbeitet als Hebamme. »Hingabe« ist ihr erster Roman und entstand nach einem längeren Spanienaufenthalt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Bénédicte Belpois

Cover des Buches Hingabe (ISBN: 9783103900040)

Hingabe

(64)
Erschienen am 27.01.2021

Neue Rezensionen zu Bénédicte Belpois

Cover des Buches Hingabe (ISBN: 9783103900040)
Monika_Brigittes avatar

Rezension zu "Hingabe" von Bénédicte Belpois

Monika_Brigitte
Parodie auf Dark Romance

Triggerwarnung: Der Roman thematisiert Krebskrankheit und Gewalt an Frauen und am eigenen Körper.




Ein spanisches Dorf, Gegenwart: Tomas, ein vermögender und hart schuftender Großbauer trifft in einer Bar auf die aus der französischen Schweiz stammende geistig-kindliche Suiza. Unter dem Eindruck seiner kürzlich ärztlich festgestellten Krebserkrankung nimmt Tomas die junge Frau mit sich. Sie ergibt sich ihm und sie erleben zusammen sexuelle Begierde und Hingabe.


Der Roman liest sich für mich wie eine Parodie auf das Genre Dark RomanceMehrfach wird der Reichtum Tomas, seine Begierde und Lust auf die ihn körperlich sehr anziehende Suiza, erwähnt. Sie bekommt von ihm jeden materiellen Wunsch erfüllt. Dafür ist sie sein Eigentum und äußert auch den Wunsch es zu sein. Sie ist ihm bedingungslos ausgeliefert und glücklich in ihrer Situation. Sie wird als williges Opfer, er als egozentrischer Macho, stilisiert. 


Der Roman hat durchaus Momente, die seine Leser*innen fassungslos werden lassen. Dennoch wollte ich weiterlesen bis zum tragischen Finale. Ein Schlusswort der Autorin zu ihrem Romandebüt wäre der Diskussion wahrscheinlich abträglich gewesen, es hätte mich dennoch brennend interessiert. Meine negative Kritik richtet sich weniger an den Roman und die Autorin als vielmehr an den Verlag. Mir fehlt eine Triggerwarnung - weniger für die Gewaltszenen als vielmehr für die Thematisierung der Krebserkrankung des Protagonisten. Weder die Inhaltsangabe auf der Buchrückseite noch der Klappentext lassen darauf schließen. Ich war demotiviert als ich  im Roman davon las und hätte dem Roman wegen der fehlenden Warnung fast eine 1*-Bewertung gegeben. Der Verlag lässt den Lesenden in Unwissenheit das Buch kaufen - immerhin 22,00€.


Aufgrund den diskussionsanregenden Momenten und meiner Vorliebe für tragische Buchenden vergebe ich noch drei Sterne. HINGABE ist ein Roman der sich gut für Leserunden eignet, ein Roman, den man in seinem Inhalt nicht zu ernst nehmen sollte, den man besprechen muss, um die Fragen zu klären, die er aufruft. Stilisierte Sexualität in Romanen - Hat sich das Massenphänomen in der heutigen Buchindustrie am Mainstream überfressen?


HINGABE| Bénédicte Belpois| übersetzt aus dem Französischen von Eva Scharenberg| S. Fischer Verlag| 271 Seiten| 2021

Cover des Buches Hingabe (ISBN: 9783103900040)
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Rezension zu "Hingabe" von Bénédicte Belpois

Sheyla
Dark Romance für Freund*innen der Hochliteratur?

Hingabe habe ich mir hauptsächlich wegen der vielen emotionalen und extrem gespaltenen Rezensionen hier auf lovelybooks gekauft. Ich musste mir einfach meine eigene Meinung dazu bilden.

Tatsächlich sind die meisten „erotischen“ Szenen in diesem Buch Gewaltszenen. Obwohl der Bauer Tomas die geistig zurückgebliebene Suiza sexuell misshandelt und sie regelrecht entführt, bleibt sie gerne bei ihm, weil er, verglichen mit den anderen Männern im Dorf, das geringere Übel ist. Sie hinterfragt nicht, was ihr passiert ist, sondern blüht in ihrer Rolle als ihn umsorgende Hausfrau komplett auf. Dass das viele Leser*innen empört, kann ich absolut nachvollziehen.

In meinen Augen ist das aber kein angemessener Grund für eine schlechte Bewertung! Hingabe ist nun einmal kein herzergreifender, locker zu lesender Liebesroman mit einer selbstbestimmten, schlagfertigen Protagonistin. Wer dieses Genre mag, ist hier ganz einfach an der falschen Adresse.

Dennoch ist Liebe in diesem Roman ein starkes Motiv: Für mich ist Tomas ein erschreckend reales Portrait eines Mannes, der so emotional verkrüppelt und patriarchal geprägt ist, dass er nicht mehr anders kann, als in zerstörerischer, besitzergreifender Art und Weise zu lieben.
Unterscheidet ihn das in irgendeiner Form von den Protagonisten moderner Dark Romance Literatur, die von der weiblichen Leserschaft begeistert verschlungen werden? Tomas ist eben kein stinkreicher sexy Mafiaboss, sondern ein krebskranker, gealterter Bauer. Leserinnen, die sich von einer romantisierten Vergewaltigungsszene mit Mr. Mafiaboss erotisch angezogen fühlen, finden Tomas abstoßend und schreien ganz laut: Vergewaltigung ist gar nicht erotisch!
Ich persönlich finde Tomas als Charakter viel, viel realistischer als einen vom Kaliber Mr. Grey. Hingabe wagt es, toxischer Maskulinität wirklich den Spiegel vorzuhalten, anstatt sie zu verniedlichen.


Die wütenden Reaktionen auf den Charakter Suiza, die von Männnern ausgebeutet wird und es noch nicht einmal merkt, sind in meinen Augen vor allem der Versuch, sich von diesem Frauenbild abzugrenzen. Jemand wie Suiza ist nicht mehr politisch korrekt, nur noch bemitleidenswürdig. Nochmal: Für mich ist das kein Grund für eine schlechte Bewertung.

Nach dieser Logik müssten wir sämtliche Meisterwerke der Weltliteratur mit einer vernichtenden Kritik abstrafen, weil die Protagonist*innen sich darin nicht wie kultivierte, emanzipierte, aufgeklärte Bildungsbürger verhalten.

Benedicte Belpois hat Suizas Wirkung auf die Leserschaft noch intensiviert, indem sie die junge Frau als geistig stark zurückgeblieben dargestellt hat: mit Absicht, nicht aus Versehen!

Handwerklich finde ich das Buch beachtlich, den Schreibstil hypnotisierend, noch dazu für einen Debüt Roman. Einen Stern habe ich abgezogen, weil es erzählerische Längen gibt und ich gern mehr aus Suizas Perspektive gelesen hätte. Sie ist meinem Empfinden nach nich genug zu Wort gekommen, was es ein bisschen schwieriger macht, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Handlungsmotive nachvollziehen zu können.


Mein Fazit: Ich glaube, es war nie Benedicte Belpois‘ Absicht, eine zuckersüße Liebesgeschichte zum Wohlfühlen zu schreiben. Gute Geschichten sind nun einmal kontrovers und müssen den Mut besitzen, an manchen Stellen abstoßend und anstößig zu sein. Für mich ist Hingabe gute Literatur, auch wenn ich viele Szenen erschreckend und das Ende traurig und alarmierend fand. Wenn wir anfangen, von Büchern immer die Bestätigung unserer Meinung, ein striktes Gut-Böse-Schema und ein Happy End zu verlangen, sind wir verloren.

Cover des Buches Hingabe (ISBN: 9783103900040)
Himmelfarbs avatar

Rezension zu "Hingabe" von Bénédicte Belpois

Himmelfarb
Unsäglich

„Wenn aus purer sexueller Begierde bedingungslose Liebe wird“. So lautet der Kernsatz des Romans „Hingabe“ von Bénédicte Belpois auf dem Cover.

Wenn aus Vergewaltigung eine antifeministisch - verschwurbelte Liebesgeschichte wird, so würde ich diesen komplett überflüssigen Roman skizzieren.

Was auch immer sich der französisch Verlag Gallimard dabei gedacht hat, diesen erbärmlichen Erstling einer gelernten Hebamme zu veröffentlichen, mir als Leserin bleibt das unerklärlich.

Weder ist die Geschichte an sich interessant, noch sind es die Figuren darin. Ganz im Gegenteil. Beschrieben wird eine dumpfe Männerwelt in einem spanischen Dorf, in der es primär ums Arbeiten auf den Feldern, dem Saufen in der Dorfkneipe und dem Vögeln geht. Ja, man muss den Akt der Liebe in diesem Kontext so bezeichnen, denn um keine andere Darstellung geht es Benedicte Belpois - warum auch immer... Sex sells? Man möchte es ihr nicht unterstellen, der Verdacht aber liegt nahe, schafft die Autorin es doch bis zuletzt nicht, die kranke Beziehung des Großbauern Tomas zur ätherischen, grenzdebilen Suiza angemessen oder empathisch darzustellen.
Schon die Beschreibung der Figuren an sich... Der derbe, emotionslose Bauer Tomas, der an Krebs erkrankt ist und durch die Krankheit eine Katharsis erwartet. Die aus einem Heim in der Schweiz geflohene junge Frau, deren Geisteszustand nicht auf der Höhe ist, die sich auf ihrer Flucht von allen Männern ohne mit der Wimper zu zucken „nehmen“ lässt, dann in Tomas Dorf landet und von ihm Tag und Nacht ebenfalls „ genommen„ wird. Wen soll das bitte interessieren. Zu allem Übel steckt in Suiza eine kleine Hausfrau, und so wird Tomas verwahrlostes Haus schon bald, dank des unermüdlichen putzens und Räumens des zurückgebliebenen Mädchens, zu einem Schmuckstück, in dem sich Tomas endlich heimisch fühlt.
Derber Sex, gepaart mit dem Traum vom trauten Heim und einer Familie.

Das Ganze endet mit einem Donnerhall, der offenbar auf die Tränendrüsen drücken soll. Dieses Buch gehört zu den unerquicklichsten, die ich in dieser Saison gelesen habe und könnte auch gut nur einen Stern bekommen. Aber diese Höchststrafe ist nur komplettem Schund vorbehalten.

Gespräche aus der Community

Eine Frau, die übertrieben weiblich ist, und gleichzeitig sehr zerbrechlich, man möchte sie küssen, sie besitzen. Tomás ist verrückt nach Suiza, dem rätselhaften Mädchen, über das keiner in dem kleinen galizischen Dorf etwas weiß. Echte Liebe? Oder nur eine Obsession? In ihrem fulminanten Debütroman "Hingabe" zeigt Schriftstellerin Bénédicte Belpois, wie eine maßlose Liebe an ihre Grenzen
stoßen kann.

2.144 BeiträgeVerlosung beendet
Laurie8s avatar
Letzter Beitrag von  Laurie8

Hallo zusammen,

hat jemand von euch Interesse an dem Buch? Es gab ja so viele Bewerber :-) Ich würde sehr gerne mit jemandem gegen ein anderes Buch tauschen.

Schreibt mich einfach an, ich würde mich freuen!

Liebe Grüße, Laura

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