Rezension zu "Einleitung in die Erziehungs- und Unterrichts-Lehre für Volksschullehrer. Zweiter Theil. Dritte verbesserte Auflage" von B. G. Denzel
Historische und pädagogische Kostbarkeit
Ein LovelyBooks-Nutzervor 5 JahrenInhalt:
1) Ueber das Wesen, den Geist und das Ziel der Volksschule.
2) Ansichten über die Grundverfassung der Volksschule.
3) Die Organisation des Schulunterrichts nach Gegenstand und Form.
4) Das Schulhalten.
Rezension:
Bereits das Anfassen, Lesen, Blättern und Kontextualisieren dieses 200 Jahre alten Büchleins ist eine besondere Freude.
Inhaltlich fallen drei Merkmale in B.G.Denzel´s Aussagen auf:
> die Wertschätzung des Kindes
> die durchstrukturierte Unterrichtsmethodik
> die religiöse Ausrichtung der Gesamtkonzeption
Zur Wertschätzung des Kindes ist anzufügen, dass sich Denzel nach der Methodik von J.H. Pestalozzi, sowie der Lehrerbildung von C.A. Zeller ausrichtete (vgl. Wiedenhorn.T./Pfeiffer-Blattner, U. (2014): 200 Jahre staatliche Lehrerbildung in Württemberg, S. 93 - 103). Inhaltlich gewann hier ein wertschätzendes Menschenbild an Bedeutung, welches auch den Stellenwert des Kindes neu begriff. Zeitgleich wurde in Halle die erste Universität mit E.C. Trapp besetzt, welcher die Loslösung der Pädagogik von der Religion forderte. Genauso war I. Kant hier sicherlich wirkmächtig mit seiner Forderung der Selbstbildung. Denzel selbst zeugt hier als Pädagoge von bezeichnender Selbstkritik: " Wenn dir (als Lehrer) etwas nicht gelingen will, so suche die Ursache immer zuerst in dir selbst und deinem eigenen Thun" (S. 309).
Eine derart durchstrukturierte Unterrichtsmethodik rezipieren zu dürfen, ist schon beinahe amüsant, da diese Art und Weise, jedes nur mögliche Detail von Unterricht derart verschriftlicht vorzufinden, in der aktuellen Unterrichtsliteratur kaum zu finden ist. Jedoch warnt Denzel hier ausdrücklich vor zu viel Pedanterie!
Interessant ist Denzel´s religiöse Ausrichtung, welche das gesamte Unterrichtsgeschehen in eine auktoriale Systematik des Glaubens stellt. Viele Aussagen sind insofern als normativ-moralische Ratschläge formuliert, gleichen religiösen Geboten. Mit diesem Aspekt ging Denzel einen persönlichen Sonderweg ein, da er den emanzipatorischen Zeitgeist nur teilhaft adaptierte.
Es ist eine Freude und eine Bereicherung, dieses 200 Jahre alte Büchlein gleichwertig zur aktuellen, pädagogischen Literatur dazu zu stellen.
À TW, danke für Deine wertvolle Arbeit in der Schulgeschichte.