Babak Rafati

 4,6 Sterne bei 9 Bewertungen

Lebenslauf

Babak Rafati, geb. 1970 in Hannover. Als Sohn persischer Eltern wuchs er teilweise in Deutschland und teilweise im Iran auf. Er absolvierte in Hannover, wo er auch heute noch lebt, eine Lehre als Bankkaufmann. Seit 1997 war Babak Rafati DFB-Schiedsrichter. Im Jahr 2000 leitete er sein erstes Spiel in der Zweiten Bundesliga und ab 2005 auch Spiele der Ersten Fußball-Bundesliga. Von 2008 bis 2011 war er außerdem international als FIFA-Schiedsrichter tätig. Rafati pfiff insgesamt 84 Bundesligaspiele und 102 Zweitligapartien.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Babak Rafati

Cover des Buches Ich pfeife auf den Tod! (ISBN: 9783442158065)

Ich pfeife auf den Tod!

 (9)
Erschienen am 18.08.2014

Neue Rezensionen zu Babak Rafati

Cover des Buches Ich pfeife auf den Tod! (ISBN: 9783466370740)
Jasminh86s avatar

Rezension zu "Ich pfeife auf den Tod!" von Babak Rafati

Die brutale Wahrheit über das Leben eines Spitzensportlers!
Jasminh86vor 3 Jahren

In "Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete" erzählt der ehemalige und erfolgreiche FIFA- und DFB-Schiedsrichter Babak Rafati seine Geschichte und vor allem seinen Leidensweg, den er durch den Profisport erlitt. 

Babak Rafati war FIFA- und DFB-Schiedsrichter – bis zum 19. November 2011, als er sich unmittelbar vor dem Spiel 1. FC Köln gegen 1. FSV Mainz 05 das Leben nehmen wollte. Nach dem Suizid von Robert Enke erschütterte sein Selbstmordversuch die Öffentlichkeit. Monatelang wurde über Rafatis Motive gerätselt. In seiner schonungslosen Beschreibung gibt er – ausgehend von der Nacht des Suizidversuches – zum ersten Mal Antworten, die alle Menschen betreffen, die unter extremen Leistungsdruck, Mobbing und Erschöpfung leiden. Seine Tat war die Folge einer Depression, hauptsächlich verursacht durch die brutalen Gesetze des Profisports. Rafatis Bericht gibt Einblicke in das „System Schiedsrichter“, an dem er fast zerbrochen wäre. Es ist nicht nur eine schonungslose Abrechnung mit sich selbst und menschenverachtenden Mechanismen im deutschen Fußball, sondern auch Protokoll einer mentalen Heilung, das vielen Menschen Mut machen kann, alles was einen krank macht hinter sich zu lassen.


Babak Rafati berichtet hier auf eine detaillierte, flüssige, emotionale und vor allem glaubhafte Art von seinem erlebten Burnout und seinen Depressionen, die es zu einem Suizidversuch haben kommen lassen. Die Situationen, die im Leistungssport besonders viel Druck ausgeübt haben, kamen sehr ehrlich rüber. Ich bin kein Fußballfan, aber ich erlebe selbst oft, wie zum Beispiel Zuschauer oder Fans über die Spieler schimpfen, wenn ihnen was nicht passt. Aber ob jemand davon auch nur eine kleine Ahnung hat, was jeder einzelne tagtäglich auf dem Spielfeld zu leisten hat? Überall wird gemobbt, unterdrückt und erniedrigt. Nur die besten kommen weiter. Nicht jeder Mensch wird krank, aber Babak Rafati hat es erwischt und seine Schilderungen vom Umgang der Schiedsrichterführung des Deutschen Fußball-Bundes waren hart zu lesen. Da er neben Schiedsrichter auch noch Bankangestellter mit einer Führungsposition war, hatte er eine Doppelbelastung zu ertragen. Hartes Training unter Schmerzen, Verletzungen, die er ignoriert hat, Rückzug von Familie und Freunde haben unter anderem das Fass im Jahre 2011 zum Überlaufen gebracht. Denn der Selbstmordversuch von Babak Rafati am 19. November 2011 unmittelbar vor einem Spiel der 1. Bundesliga in einem Hotelzimmer hat weltweit die gesamte Öffentlichkeit erschüttert und setzte die gesamte Fußballwelt unter Schock. Diese Verzweiflungstat war die Folge der Krankheit Burnout/Depression, ausgelöst durch Mobbing, Leistungsdruck und Stress. 

Seine Gedanken über sein Leiden konnte ich während des Lesens gut nachvollziehen und auch einiges verstehen, da ich selbst Erfahrungen mit Depressionen habe. Wie es schleichend zu dem Suizidversuch gekommen ist und vor allem, dass er anschließend so die Augen geöffnet bekam, macht besonders Betroffene Mut und spendet Hoffnung. Dass es erst so weit kommen musste war logischerweise nicht mehr zu ändern, aber Babak Rafati konnte so sein Leben von neuem beginnen, um nicht weiter unter immensen Druck zu stehen. Im Jahre 2012 beendete er seine beeindruckende und erfolgreiche Karriere, um aus dem jahrelangen dunklen Loch herauszukommen. 

Babak Rafati schildert im ersten Drittel detailliert und vor allem schonungslos offen über den Weg, der ihn nicht mehr hat klar denken lassen. Er deckt Missstände im Schiedsrichterwesen auf, kritisiert die Schiedsrichterkommission Fandel und Krug. Ein immer stärker werdender Druck hat auf ihn gelastet, sodass Depressionen starken Besitz von seiner Psyche nahmen. Denn Verschwörungen, die er gegen sich wahrgenommen hat, waren wie er schreibt, die reinste Tortur. Er spricht die Namen seiner Peiniger offen aus, was ich sehr schätze und vor allem auch mutig finde. Er gewährt tiefe und beeindruckende Einblicke in seine Grenzerfahrungen aus dem Profisport und zeigt die Parallelen zum damaligen Berufsalltag auf.

Ich habe Babak Rafatis' Leidensweg als E-Book gelesen, welches am 21. März 2013 im Kösel-Verlag erschienen ist. Der Titel des Buches "Ich pfeife auf den Tod" passt perfekt zur damaligen Situation. Denn der Inhalt zeigt nicht nur die brutale Wahrheit über das Leben eines Spitzensportlers, sondern er macht genauso viel Mut.

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Cover des Buches Ich pfeife auf den Tod! (ISBN: 9783466370740)
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Rezension zu "Ich pfeife auf den Tod!" von Babak Rafati

"Jeder darf einen Fehler machen, nur du nicht, Babak."
BuecherBallvor 10 Jahren

"Jeder darf einen Fehler machen, nur du nicht, Babak."

Ich bin auf das Buch gestoßen, als ich davon in dem Schiedsrichterpodcast Collinas Erben hörte. Da habe ich mich sofort wieder daran zurückerinnert, als ich vor anderthalb Jahren vor dem Fernseher saß, dabei war, mir einen schönen Fußballnachmittag zu machen und dann plötzlich, ich weiß gar nicht mehr wie, erfahren habe, dass sich Babak Rafati vor dem Parallelspiel Köln gegen Mainz versucht hat, das Leben zu nehmen. Es war ein Schock für mich, wie wohl für viele andere in diesem Moment auch. Natürlich hat man sofort spekuliert, doch schnell kam man zu der vermeintlichen Lösung: Der Fußball ist schuld. So erging es jedenfalls mir. Irgendwann legte sich dann der Medienaufruhr um Schiri Rafati und bei mir, wie bei vermutlich einigen anderen, geriet es in den Hintergrund, jedenfalls beinahe.

Nun ist Babak Rafati mit seinem Buch an die Öffentlichkeit gegangen und erzählt darin allen, die es lesen wollen, was der aus unserem Blickfeld verschwundene Top-Schiedsrichter in den vergangenen 15 Monaten, losgelöst von der Öffentlichkeit, alles durchmachen musste, um wieder mit beiden Beinen im Leben stehen zu können. Er berichtet aber auch, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass sich Rafati nicht mehr anders zu helfen wusste, als dem Leben zu entsagen und sich die Pulsadern in der Badewanne in seinem Hotelzimmer aufzuschlitzen.

Besonders der erste Teil des Buches wurde im vergangenen Monat in Talk-Shows diskutiert und auch sonst von den Medien mit ausgebreiteten Armen empfangen. Denn auf den ersten 130 Seiten schildert Babak Rafati recht detailliert und offen den Weg hin zum Gipfel des Berges des Erträglichen, an dessen Spitze der Angriff auf den eigenen Körper stand. In diesem Teil deckt Rafati für uns Leser viele Missstände im Schiedsrichterwesen auf und auch harsche Kritik an den obersten Funktionären der Schiedsrichterkommission, Fandel und Krug, werden deutlich. So hat er den Druck, der immer stärker auf ihm lastete, nicht mehr ausgehalten und ist langsam aber sicher in eine schwere Depression abgesunken. Dabei beschreibt Rafati haargenau die von ihm als regelrechte Tortur und auch immer mehr als Verschwörung gegen ihn wahrgenommene Zeit vor dem 19. November `11. Er hat sich immer weniger erwünscht gefühlt, besonders getroffen haben ihn die an jedes Spiel anschließenden Gespräche des damals neu ernannten Vorsitzenden der DFB-Schiedsrichterkommission Herbert Fandel. Irgendwann wurden diese schlimmer als die Anfeindungen der Fans während eines Spieles.

Insgesamt geht Rafati auf diesen Seiten seines Buches auch mit dem Wandel innerhalb der Schiedsrichterkommission hart ins Gericht. Er kritisiert den gefühlten und teilweise auch tatsächlich nachweisbaren zunehmend stärkeren Einfluss der DFL, personell durch Hellmut Krug, seines Zeichens Berater in Fragen des Schiedsrichterwesens bei der DFL, der die Schiedsrichter in ihrer Autonomie und ihrer Entscheidungsgewalt immer mehr beschränkt, zum anderen den veränderten Umgangston zwischen Schiedsrichter und Vorsitzenden (besonders zwischen Rafati und Fandel) und die mangelnde Abschirmung eines Schiedsrichters durch den eigenen Verein von offenen und indirekten Anfeindungen bei Fehlentscheidungen. Mit seinen Schilderungen gewährt uns Rafati einen tiefen Einblick in die bis dato weitgehend unbekannte Struktur des Schiedsrichterwesens in Deutschland, es lohnt sich, dieses Buch alleine deshalb schon zu lesen, wenn man den Fußball auch mal von der so unbekannten dritten Sicht aus zu betrachten, von der des unbeliebten Schiedsrichters.

Doch mindestens genauso interessant und ergreifend stellt sich der zweite Teil dar. In diesem versucht Rafati, seinen harten Weg raus aus der Depression wiederzugeben, um etwaigen Schicksalspartnern ein Rat- und Hoffnungsgeber zu sein. Dieser Part des Buches ging mir persönlich sehr nahe, auch wenn mir diese Krankheit weder persönlich noch bei Freunden oder Bekannten begegnet ist, so hat man doch schon allzu oft in den Medien davon gehört (Stichwort: Burnout) und trotz der vielen Erklärungen und Erläuterungen, was es mit dieser Krankheit auf sich hat, bleibt sie doch recht plastisch und man kann es sich eigentlich nicht so wirklich vorstellen, wie es ist, ein absolutes Nichts zu spüren. Doch Rafati schafft es, die Gefühlswelt und die Probleme bei einer Depression genau auszuführen und dem Leser damit einen tiefen Eindruck in sein emotional sehr aufwühlendes Leben in den Monaten nach dem Suizidversuch zu geben.

Nach der Beendigung dieser Lektüre möchte man Rafati am liebsten persönlich für seinen überstandenen Kampf mit sich selbst gratulieren und ihm von ganzem Herzen alles erdenklich Gute wünschen… und das tue ich hiermit!

Eine Leseempfehlung für jeden Fußballfan und jedem, der wirklich wissen will, was eine Depression für den Betroffenen und seine Angehörigen bedeutet.

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Cover des Buches Ich pfeife auf den Tod! (ISBN: 9783466370740)
M

Rezension zu "Ich pfeife auf den Tod!" von Babak Rafati

Zusammenbruch unter Druck
M.Lehmann-Papevor 10 Jahren

 

„Es ist ein Rausch, ein Stadion zu erleben, das von den Rufen der über 50.000 Fans zu vibrieren scheint“.

 

Für viele ein positiver Rausch, ein sich gehen lassen, eine Feier. Für den ein oder anderen aber auch ein negativer Rausch mit Druck umgehen zu müssen.

 

Der Schiedsrichter professioneller Spiele, vor allem von Fußballspielen, das muss auch der unbeteiligte Leser zugestehen, hat die schwerste aller Aufgaben, den größten Druck vor allem im Angesichts möglicher Fehlentscheidungen, die nicht korrigiert werden können. Fehler, die Rafati machte. Die im Stadion und vor den Fernsehschirmen allseits offenkundig dann waren, die ihn in eine Spirale „abwärts“ äußerlich wie innerlich brachten. Die mit der modernen Technik umgehend auch im Stadion, auch für ihn selbst zu sehen sind.

 

Wer schon den Umgang mit Schiedsrichtern in der Kreisklasse, in Jugendmannschaften hautnah miterlebt hat, wer die Bericht zur Kenntnis nimmt, das physische Gewalt gegen Schiedsrichter auch im Amateurbereich zunimmt, wer im Stadion die Beschimpfungen, den nackten Hass der Masse schon gesehen hat, wenn der Elfmeter gegen die Heimmannschaft gepfiffen wurde (und dann noch unberechtigt war), der ahnt, dass man schon ein ziemliches Standing benötigt, um professionell sich diesem Druck regelmäßig auszusetzen.

 

Auch bei Spielern im Übrigen ist das nicht immer der Fall. Sebastian Deisler hat Burnout erlebt. Robert Enke ist durch seine Depression in den Freitod gegangen- Nicht umsonst beginnt diese Buch mit einem Auszug aus der Rede Theo Zwanzigers anlässlich der Trauerfeier für Robert Enke.

 

Allerdings, den Umkehrschluss zu ziehen, dass ein Leben im professionellen Sportbetrieb und konkret als Schiedsrichter im Profi Fußball fast automatisch Burnout, Depressionen nach sich zieht, wäre nun nicht statthaft. Es bedarf hierzu auch einer Disposition der Persönlichkeit. Was übrigens in diesen sehr persönlichen Schilderungen Rafatis durchaus zum Ausdruck kommt. Seinen eigenen Perfektionismus, das „Verbot des Fehlers“, das räumt er freimütig als persönliche Disposition ein.  Hier klingt der Klappentext ein stückweit zu polemisch, wenn von den „brutalen Gesetzen des Profisports und den Druck der Sportmedien“ die Rede ist.

 

So ist dieses Buch kein allgemeines Werk über „Druck im Sport“ oder ein „Aufbauratgeber“ für eine „dicke Haut“, sondern eine durchaus berührende, sehr persönlich gehaltene und sehr detaillierte Schilderung des „Hineinrutschens“ in eine Depression, der Lähmung, die ein solche Depression mit sich bringt (u.a. in der sehr plastischen Schilderung der Angst, der Lähmung, der körperlichen Symptome in den Stunden der Vorbereitung auf ein großes Spiel).

 

Bis zum versuchten Selbstmord führte Rafati diese Depression und ist dabei schon auch ein Dokument der Gnadenlosigkeit des „Spiels“ und seiner Protagonisten und Anhänger. Gut, dass ein „Insider“ hier einmal aufzeigt, welche Folgen der in Teilen auch übertriebene Stellenwert eines Sport-Spiels hat auf all jene, die nicht in Ignoranz oder anderweitig abgeschirmt sich innerlich von all dem fernzuhalten verstehen.

 

Das Rafati bei der Schilderung seiner eigenen Entwicklung und auch der Anklage gegen eine System nicht stehen bleibt, sondern ebenso anhand seiner eigenen Geschichte konstruktive Möglichkeiten aufzeigt, innerhalb eines druckvollen Systems zu bestehen, dass ist die eigentliche Botschaft dieses Buches. Zwar beschreibt er seinen individuellen Weg, doch vieles von dem, was ihm an Einsichten in langer Reflektion sich eröffnet, dürfte auch für viele andere Betroffene an ganz anderen Orten und in ganz anders gelagerten Druck-Situationen eine Hilfe sein.

 

Ein sehr persönliches, zunächst sehr auf den Sport bezogener Bericht einer Depression und des Auswegs aus dieser, der aber durchaus auch für viele andere Bereiche zum Nachdenken anregt.

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