"Der liebste Platz auf dieser Welt ist mir die Küche. Ganz gleich, was sonst geschieht - in einer Küche, an einem Ort, an dem man kochen kann, da geht's mir gut." - Banana Yoshimito, "Kitchen"
"Kitchen" von Banana Yoshimito, aus dem Japanischen übersetzt von Wolfgang E. Schlecht, beinhaltet drei Geschichten: "Kitchen", "Vollmond (Kitchen 2)" und "Moonlight Shadow". Während die beiden ersten Geschichten miteinander zusammen hängen, lässt sich die dritte Story unabhängig lesen.
In "Kitchen" und "Vollmond (Kitchen 2)" geht es um die Studierende Mikage, die ihre Großmutter verliert, ihre letzte lebende Verwandte. Unglaublich einsam wohnt sie von nun an vor allem in der Küche, in der sie das Brummen des Kühlschranks beruhigt. Kurze Zeit nach dem Tod ihrer Großmutter meldet sich Yuichi, ein Studienkollege, bei ihr und lädt sie ein, zu seiner Mutter und ihm in eine luxuriöse Wohnung hoch über den Dächern Tokyos zu ziehen. Mikage willigt ein - und blickt in eine Zukunft, in der so ziemlich alles offen ist.
Die Protagonistin Satsuki in der Novelle "Moonlight Shadow" hat gerade ihren Partner verloren und versucht, durch frühmorgendliche Joggingrunden in ihr Leben zurückzufinden. Eines Morgens trifft sie dabei auf eine mysteriöse Frau, die ihr ein Ereignis voraussagt, das alles verändern könnte.
"Kitchen" ist der erste Roman der japanischen Autorin, der 1988 erschien und 1992 ins Deutsche übersetzt wurde. Die enthaltene Novella "Moonlight" ist der erste Schreibversuch Banana Yoshimitos, beides erhielt in Japan bei Veröffentlichung viel Aufmerksamkeit und wurde sogar mehrfach verfilmt. Die Autorin fokussiert sich in ihren Geschichten auf die Einsamkeit junger Menschen in der Großstadt, auf den Verlust nahestehender Personen, auf die romantische Liebe und Geschlechtszuschreibungen.
Insgesamt fand ich die Auseinandersetzung der Autorin vor allem mit Trauer und Tod sehr berührend, auch die übernatürlichen Elemente der Erzählungen mochte ich. Hinzu kommt der unaufgeregte Schreibstil Banana Yoshimitos, der das Buch zu einer sehr leicht zu lesenden Lektüre macht. Die Schilderung von trans Personen in den Texten ist allerdings extrem schlecht gealtert und hat bei mir für großes Unbehagen gesorgt, weshalb ich "Kitchen" auch nur sehr eingeschränkt empfehlen möchte. Um in das Werk der Autorin einzusteigen sicherlich die richtige Wahl!