Barbara Antkowiak

 4 Sterne bei 68 Bewertungen

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Neue Rezensionen zu Barbara Antkowiak

Cover des Buches Nachtgäste (ISBN: 9783990274118)
Q

Rezension zu "Nachtgäste" von Nenad Veličković

Quint
Schreiben zwischen Granaten und Großmutters Koffer

Sarajevo im Belagerungszustand. Maja, 18, dicke Brille auf abstehenden Ohren, schreibt im Keller eines Museums. Dort, in ihrem Asyl, steht ihr Bett, ein Elektrokocher, acht Menschen teilen sich Dosen und Dialoge. Draußen tobt der Krieg – drinnen wird Sprache zur Waffe, zum Schutzschild, zur Suche nach Sinn.


Maja erzählt. Fragmentarisch, wütend, ironisch und witzig. 

Zwischen Latinismen, Kindlichkeit und Kriegserfahrung entsteht ein Text, der mehr andeutet als ausspricht. Kein Roman im klassischen Sinne – eher ein literarisches Überlebensprotokoll.


🔸 Gebäude ohne Fenster wie Menschen ohne Augen

🔸 Glaube als angeblich einziger Unterschied zwischen den Kämpfenden

🔸 Ein Koffer, der durch das Buch wandert wie ein dunkles Fragezeichen und   

       Hoffnung birgt


Was an Anne Frank erinnert, ist hier anders: distanzierter, kühler, mit erstaunlich viel Humor.

Die große Nähe, die man bei dieser Thematik vielleicht erwartet, stellt sich nicht ein. Nachtgäste bleibt seltsam kühl, ein Dokument, das sich selbst schützt – wie die tägliche Nachrichtensendung, die uns informiert, aber selten berührt.


Einige Sätze schneiden tief. Andere zerfließen zwischen den Fingern. Manchmal verliert man sich in der Form, manchmal wird man gerade dadurch getroffen. Die Schuld des Vergessens – sie wird evoziert, ja. Und doch: Man bleibt Beobachter.


Was bleibt, ist ein ambivalentes Leseerlebnis. Kein Roman zum Hineinfallen, sondern einer zum Innehalten. Zum Zweifeln. Vielleicht auch zum Wiederlesen mit großartigen Sätzen.


👉 Ein Kriegstagebuch, das Fragen stellt – keine Antworten gibt.

Cover des Buches Nachtgäste (ISBN: 9783990274118)
E

Rezension zu "Nachtgäste" von Nenad Veličković

evaczyk
Coming of Age im Bürgerkrieg

Nenad Velickovic´s Roman "Nachtgäste" ist vor 30 Jahren erschienen und klingt doch ungemein aktuell, vielleicht abgesehen von Erwähnungen etwa eines Walkman - die Leser*innen im Alter der 18 Jahre alten Ich-Erzählerin Maja wissen vermutlich gar nicht mehr was das ist. Maja ist 18 und ihr Traum ist es, Schriftstellerin zu werden. Ihr Leben besteht nicht aus Parties und Musik, der Erwartung, vielleicht Literatur zu studieren, sondern der Beschaffung von Trinkwasser und kargen Lebensmittelrationen, stets in der Furcht von Scharfschützen, aus Nächten im Keller und Granat- und Raketenbeschuss. Immerhin nicht irgendein Keller, sondern der des Museums, dessen Direktor ihr Vater ist.

Erinnert an das Leben junger Ukrainerinnen und Ukrainer in Charkiv oder Mariupol, doch es ist ein anderes Land, ein anderer Krieg. Maja lebt in Sarajevo, und um sie herum ist der Traum vom südslawische Vielvölkerstaat gerade in blutige Einzelteile zerbrochen. Die Bosnier sitzen in der Stadt fest, in den Bergen schießen die Serben. Manche Nachbarn entdecken gerade ihre bosnisch-muslimische Identität, doch nicht überall sind die Verhältnisse so eindeutig, auch nicht in Majas Familie: Mutter und Oma sind jüdisch, der Vater Bosnier, der ältere Halbbruder hat einen serbischen Vater und versucht sich hartnäckig der Einberufung zu entziehen, weil er nicht auf Serben schießen will und obendrein seine Frau schwanger ist.

In ihrem Tagebuch notiert Maja ihre Beobachtungen, die Zankereien und Versöhnungen der Schicksalsgemeinschaft im Museum, zu der auch noch zwei alte ehemalige Partisanen gehören, die hypochondrische Schwägerin und quasi als Dauergäste die Nachbarin mit ihrer großen Kinderschar, deren Ehemann einer der bosnischen Kommandanten ist, vor allem aber gut im Organisieren und Requirieren ist. 

Scharfsinnig, mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor und Ironie beobachtet Maja den Mikrokosmos im Museum, die Verhandlungen mit verschiedenen Uniformierten. Während es ihrem Vater vor allem um den Schutz der Museumsexponate geht, scheint die esoterisch angehauchte Mutter in einer ganz eigenen Welt zu leben. Maja sehnt sich nach Büchern, nach Gesprächen mit ihrem Literaturprofessor, die schüchternen Annäherungsversuche eines jungen bosnischen Kämpfers versucht sie abgeklärt an sich abprallen zu lassen. Gerade weil sie nicht dramatisiert, wird der Alltag der Bürgerkriegs konkret, jenseits von Heldenmythen und Parteinahmen. Eine berührende Coming of Age-Geschichte im Bürgerkrieg, die trotz des ernsten Hintergrunds auch unterhaltsam ist.


Cover des Buches Nachtgäste (ISBN: 9783990274118)
M

Rezension zu "Nachtgäste" von Nenad Veličković

Musiklexikon
Spannende Geschichte

Die Geschichte spielt in Sarajevo im Jahr 1992. Es geht um die 18-jährige Maja, die im Keller des Museums sitzt, wo ihr Vater der Direktor ist. In ihrem Heimatort Dobrinja, wurden die Häuser beschissen und auch ihr Haus ging in Flammen auf und ihr Literaturprofessor ist auch verschwunden. Die Mutter von Maja und die Oma sind in das Viertel geflohen, wo das Museum steht und haben dort Davor und seine Gattin Sanja. Davor ist der Halbbruder von Maja.

Ich lese eigentlich sehr ungern Geschichten über Kriege, aber über den Bosnienkrieg, der im Jahr 1992 begann, wusste ich bisher noch nichts und die Geschichte war sehr spannend. Für 5 Sterne reicht es nicht ganz, aber ich vergebe gerne 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die etwas lernen wollen.

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