Rezension zu "Das Sechskleeblatt" von Barbara Degen
Inhalt (Buchauszug): gedacht für Mädchen 12-16 Jahre
Sechs lebensfrohe Mädel - von allen „Sechsklee“ genannt - erleben zum Abschluß ihres Schulbesuches etwas Besonderes. Fräulein Treumann, ihre geliebte Lehrerin, regt sie dazu an, und das Geld verdanken sie einem glücklichen Einfall. So unternehmen Hanni, Eva, Lore, Anneliese, Ilse und Gudrun - jede für sich - einen Tagesausflug, um später bei Fräulein Treumann zu hören, wem von ihnen das schönste Erlebnis beschert worden war. Doch es kommt noch besser: sie müssen ihre Erlebnisse bei der Entlassungsfeier vor Eltern und Schülern berichten! Und siehe da, - es erweist sich, daß die sechs Mädel trotz ihrer 14 Jahre recht verstehen, was ihnen das Leben an jenem Ausflugstage zu zeigen hatte. Sechs jugendfrische Mädel begleiten wir ein Stückchen auf ihrem Lebensweg und nehmen teil an ihren Sorgen, an ihrem Glück. Wir erleben Mädchenschicksale - bald heiter, bald ernst - als Spiegelbild der weiten, bunten Welt, in der sie alle stehen wie du und ich.Meine Bewertung:
Das Buch kam 1958 heraus und man merkt es sprachlich deutlich an der teils ungewohnten Satzstellung oder an Wörtern, die man nicht mehr so oft verwendet. Gestört hat es mich nicht wirklich und ich fand sogar ein paar Formulierungen, die ich mochte. Der Ton jedoch erscheint mir etwas fremd. Das wirkt alles so übertrieben. "Mädchenschicksale" - so hätte ich die Erlebnisse nicht beschrieben, denn keines der Mädchen erlebt etwas, man als Schicksal verstehen würde. Als jemand auf die Idee kommt, die Lehrerin solle den Spartopf zählen, ist das "ein großartiger Einfall", der die Gruppe in helle Begeisterung versetzt, und die Lehrerin erklärt dies zu einem "feierlichen Anlaß", der entsprechend begangen sein möchte. Für mich ist das nicht nachzufühlen; die Figuren geraten mir zu schnell und zu intensiv ins Gefühl. Ich mochte zudem die Geschlechterrollen nicht. Die Mädchen leiden unter den starken Jungen, die großmäulig sind und Streiche spielen. Die Jungen werden jedoch für dumm erklärt, woraus die Mädchen Genugtuung ziehen. Blöder Geschlechterkampf und blöde Stereotype. Oder dass das Alter so einen großen Unterschied macht, dass die Abschlussklasse von den Jüngeren wie Stars bewundert und beneidet werden. Manche Dinge sind einfach schlecht gealtert, wie das, dass man als Erwachsener ein Mädchen, von dem man aus Versehen angerempelt wurde, festhalten durfte. Zu Beginn steht die Idee, sich selbst zu verbessern. Die mochte ich bereits nicht. Teils komplexes, unerwünschtes Verhalten sollte durch Geldstrafen abtrainiert werden. Wie das ablief, darüber breitet sich der Mantel des Schweigens. Dass es nicht einfach war, sieht man nur an der Menge Geld, die zusammenkam. Was zunächst als Belohnung gedacht war, verkommt am Ende zu einem Wettbewerb. Und wer zuviel von "seinem" Geld verbraucht hat, muss sich schämen. Über die Ungerechtigkeit, dass man nach einer unbekannten Regel bewertet wird, ereifert sich ausgerechnet die, die etwas von dem Geld für sich ausgegeben hatte, als ob sie eine Ausrede bräuchte. Für die sechs Ausflüge hat sich Barbara Degen allerdings viel überlegt. Das waren sehr verschiedene Erlebnisse und ich fand die Schilderung lebhaft und anschaulich, wenn auch die zu ziehende Lehre jeweils dick aufgetragen. Diese sechs Kapitel machen den größten Teil des Buchs aus und ich gebe ihm daher insgesamt drei Sterne.