Für einen Meisterspion tappt der Marchese zu leichtfertig in eine offensichtliche Falle. Beim Tor misstrauisch dem angeblichen Boten gegenüber, akzeptiert er die Nachricht im Gasthaus, ohne sie zu hinterfragen. Der Handlung fehlt mir oft die Logik. Wenn er dem ersten Boten schon misstraut – warum dem zweiten nicht?
Mir ist noch nicht klar, was ich von dieser Buchreihe halten soll. Die Intrigen, die gesponnen werden, sind faszinierend zu lesen, doch vermisse ich eine Figur, mit der sich mitfiebern lässt. Della Motta ist nicht gerade ein Sympathieträger. Dazu geht er zu sehr über Leichen. Sympathisch sind Giacomo und Charlotte Gräfin von Rostow, auch wenn beide zu tief in die Verschwörungen verstrickt sind. Bedauerlicherweise handelt es sich bei ihnen um Randfiguren, auch wenn sich ein Großteil der Handlung um die Gräfin rankt und der Marchese ohne seinen treuen Dienerfreund oftmals auf verlorenem Posten stünde. So war es schlussendlich Maja, das kleine Mädchen, mit dem mitgefiebert wurde. Wobei die Rolle des Kindes nicht altersgerecht war. Man rechne. Zweieinhalb Jahre ist es her, als er sie verließ. Eine Schwangerschaft dauert neun Monate. Da sie erst bemerkte, dass sie Schwanger war, nachdem er sie verlassen hatte, dürfte das Kind bei seiner Rückkehr bestenfalls zwei Jahre alt gewesen sein. Ein zweijähriges Kind entwischt noch nicht seinem Kindermädchen. Dass es in diesem Alter bereits schwimmen lernt, ist auch zu bezweifeln. In ruhigem Gewässer vielleicht, aber nicht in einem Fluss.
Dass der Meisterspion schlussendlich versagt, wundert nicht. Dennoch bin ich neugierig auf die Fortsetzung.