Über die als Sybilla Artzt, um 1480 geborene Ehefrau von Jakob Fugger (1459-1525), deren Vorname ebenso wie ihr Nachname in unterschiedlichen Schreibweisen überliefert ist, ist wenig historisch Belegtes bekannt. Deshalb darf man sich von diesem Buch keine Biografie erwarten.
Autorin Barbara Günther-Haug spinnt um die wenigen gesicherten Fakten einen leicht zu lesenden Roman, der mit der - wie damals üblich - von ihren Eltern arrangierten Hochzeit der 19-Jährigen mit dem beinahe doppelt so alten Jakob Fugger beginnt. Die Ehe bleibt kinderlos, was zu jener Zeit, durchaus die Möglichkeit einer Scheidung bedeuten konnte. Nach Jakob Fuggers Tod heiratet Sybilla den, im Buch als jugendlichen Verehrer bezeichneten, Kaufmann Konrad Rehlinger (1470-1556).
Das Buch ist unterhaltsam und flüssig zu lesen. Der Wahrheitsgehalt über die (Liebes)Ehe von Jakob und Sybille Fugger ist aber ebenso gering wie die Schilderung des angeblichen Verhältnisses ihrer Schwägerin Veronika (Ehefrau von Jakob Fuggers Bruder Ulrich) mit Johann Henser, einem Angestellten. Ein solches unmoralisches Verhalten kann nicht lange unentdeckt bleiben und wäre geschäftsschädigend. Daher ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass weder Ehemann Ulrich noch Jakob eingeschritten sind.
Man merkt, dass das Buch schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Es ist 1985 erstmals erschienen. Meine Ausgabe ist eine Lizenzausgabe für den Bechtermünz-Verlag aus 2000.
Hilfreich wäre ein Personenverzeichnis, dass die historischen Persönlichkeiten von den fiktiven Charakteren unterscheidet.
Fazit:
Wer sich nicht an historischen Ungenauigkeiten stößt, kann mit diesem Buch einen romantischen Nachmittag verbringen und einen Einblick in den Haushalt der Sybilla Fugger werfen. Von mir gibt’s 3 Sterne.