Barbara Glauert-Hesse

 4,5 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Barbara Glauert-Hesse studierte Germanistik und Amerikanistik in Mainz, Berlin und den USA. Sie arbeitete in Mainz und Frankfurt am Main als Rundfunkredakteurin und Verlagslektorin. Im Auftrag der Deutschen Schillergesellschaft katalogisierte sie gemeinsam mit Claire Goll die Werkbestände im Pariser Archiv von Yvan und Claire Goll. 1969 lernte sie, ebenfalls in Paris, auch Paul Celan und Gisèle Celan-Lestrange kennen, deren Werke sie für eine Ausstellung im Gutenberg-Museum zu Mainz vermittelte. Nach Claire Golls Tod 1977 setzte sie die Arbeit an den Goll-Nachlässen im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar und in Saint-Dié-des-Vosges, Frankreich, fort. Seit 1988 ediert sie die Gesamtwerke beider Autoren.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Barbara Glauert-Hesse

Cover des Buches Germaine Berton (ISBN: 9783835319844)

Rezension zu "Germaine Berton" von Yvan Goll

Ein LovelyBooks-Nutzer
"Germaine Berton - Die rote Jungfrau" von Yvan Goll


Autor: Yvan Goll
Titel: Germaine Berton - Die rote Jungfrau 
Gattung: Erzählung, Historisches, Biographie
Erschienen: 1925
Gelesene Ausgabe: Wagenbach, 2017
ISBN: 978-3-8353-1984-4
Gelesen auf: Deutsch
Gelesen im: Juli 2017


Zum Buch:
Yvan Goll, der expressionistische Vorzeigedichter, Surrealist und Dadaist, Deutsch-Franzose und selbst gewählter Ortsloser veröffentlichte in der Reihe "Außenseiter der Gesellschaft" des Berliner Verlages die Schmiede, 1925 eine Biographie der Anarchistin und Mörderin Germaine Berton. Im Januar 1923 hatte die erst 21-jährige Germaine in Paris einen der Wortführer der rechtsnationalen "Action Francaise" erschossen. Als Motiv gab sie an, sie wollte die Ermordung des linken Aktionisten Jean Jaurès rächen. Ihr eigentliches Ziel war der rechte Léon Daudet, der an dem Mord neun Jahre vorher beteiligt gewesen sein sollte. Stattdessen erschoss sie kurzerhand Marius Plateau. Er wurde zum Symbol für einen Kampf.
Der Strafprozess von Berton wurde zum politischen Tribunal. Massen verfolgten den Freispruch und beteiligten sich an dem Prozess über eine ungewöhnliche Frau.
Ungewöhnlich trifft wohl auch am besten als Beschreibung des schmalen Bändchen zu. Es ist vier geteilt, in die Beschreibung des Lebens der Germaine Berton und ihrem Weg zur Radikalisierung, der Tat und dem Prozess, einer Reflektion des Autors und schließt mit einem Nachwort der Herausgeberin. Während die ersten beiden Teile, der eigentliche Text also, sehr gelungen sind und expressionistisch sprüht, hätte man eines der beiden Nachworte sich sparen können, weil es sich arg wiederholt. Auch holpert hier die Sprache das ein um das andere Mal. Ich habe es mit Vergnügen gelesen, allerdings wäre es mir nicht die fast zwanzig Euro wert gewesen.


Ein paar der Lieblingsstellen 
Zitat 1:
"Weil ihr zur Dichterin die Tiefe fehlte, wurde sie zur Mörderin." (S.8)

Zitat 2:"Sie haßt, wie eine Frau nur hassen kann: sie haßt ganz unlogisch, ganz indirekt, ganz intensiv, sie haßt, daß sie davon krank wird. Später erklärt sie, wie sich das Gefühl langsam in ihr kristallisiert hat. Sie nimmt Haß zu sich wie Kokain." (S.18)


Stil und Sprache: ausdrucksstark, teils surrealistisch, gewöhnungsbedürftig im Präsens erzählt.
Zitat: "Da ist die Anarchie. Sie ist eine lockende Illusion, sie negiert Staat, jegliche Autorität und proklamiert die Freiheit des Individuums. Ziel: die arbeitenden Massen sollen Arbeitsgemeinschaften bilden und alle Produktionsmöglichkeiten an sich reißen. Keine Politik, direkte Tat. Es ist nur eine Illusion. Aber sie tröstet. Viele kommen zu ihr." (S.7)


Schlüssigkeit der Handlung: Leben, Prozess, Nachwort, Kommentar der Herausgeberin - alles schön der Reihe nach. Teilweise unnötige Wiederholungen.

Das hat mir gefallen: Die außergewöhnliche Frauengestalt und der Einblick in ihr Innenleben.
Das hat mir nicht gefallen:  Sehr kurz, mehr über das Leben hätte ich mir gewünscht.



In One Sentence: Die Biographie einer starken, anarchistischen Frau Anfang des 20. Jahrhunderts.
Sterne: 3

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