Maigret in Künstlerkreisen, auch bekannt als Maigret und der Dieb (nicht zu verwechseln mit Maigret und der faule Dieb), spielt im Paris der 60er Jahre im Filmmilieu. Obwohl er Maigret und seine Frau immer wieder ins Kino gehen ließ, hatte Simenon keine allzu gute Meinung vom Filmgeschäft. Die frühen Verfilmungen seiner Bücher fanden nicht seinen Beifall, und so lässt er Maigret unter Menschen ermitteln, die ihm fremd und unsympathisch sind.
Sophie Ricain wurde erschossen. Mehrere hatten Gelegenheit und ein Motiv, und Maigret und alle Leser, die gut aufpassen, haben schon nach einem Drittel des Buches einen handfesten Tatverdacht. Aber keinen Beweis. Also macht Maigret etwas, was man heute fachmännisch als „Erhöhen des Ermittlungsdrucks“ bezeichnet, und tatsächlich hat er damit am Ende Erfolg. Der Täter gibt schließlich auf.
Ein Dialog zwischen Maigret und dem Filmproduzenten Carus springt dem heutigen Leser ins Auge:
„Sagen Sie, Monsieur Carus, es kommen doch sicherlich jeden Tag hübsche Mädchen in Ihr Büro, und die meisten von ihnen sind zu allem bereit, um eine kleine Rolle zu erhalten.“
„Das stimmt.“
„Ich glaube zu wissen, daß Sie sich das manchmal zunutze machen.“
„Ich mache keinen Hehl daraus. […] Das gehört zum Beruf. Alle Männer machen das so, nur haben nicht alle die gleiche Gelegenheit dazu.“
Unterm Strich: Vielleicht keiner von den allerbesten Maigrets, aber immerhin - nicht nur, aber auch - ein interessantes Dokument über Simenons Verhältnis zum Filmgeschäft und den Menschen, die dort unterwegs sind.
(Gelesen habe ich die erstmals 1969 im Verlag Kiepenheurer und Witsch als Maigret und der Dieb erschienene Ausgabe, Übersetzung: Wille/Klau.)