Rezension
Die neu aufgelegte Romanbiografie "Camille Claudel - ein Leben in Stein" von Barbara Krause ist ein echter Lesegenuss! Die Autorin nimmt sich mit Camille Claudel eine der widersprüchlichsten, polarisierendsten und unterschätztesten Persönlichkeiten der Kunstgeschichte vor. Zu ihren Lebzeiten von der Kunstkritik zwar anerkannt, an Stellen sogar als „Genie“ bezeichnet, verfehlte sie mit ihren kantigen, „ungeschliffenen“ und tief emotionalen Skulpturen den Massengeschmack ihrer Zeit um Längen, sodass sie nicht einmal eine handvoll Skulpturen verkaufen konnte.
Beirren ließ sich die eigenwillige Frau davon nie, sie verschrieb sich ihrer Kunst kompromisslos und ohne doppelten Boden, ging ihren Weg, mied die Kunstszene, lehnte es ab, sich bei einflussreichen Zeitgenossen und Mäzenen anzubiedern, blieb sich und ihrem Stil treu bis zum Schluss, bis zur Selbstzerstörung.
Barbara Krause beschreibt den Lebensweg der Künstlerin einfühlsam, anschaulich und in eindringlichen, poetischen Bildern. Dabei schildert sie all die familiären und gesellschaftlichen Hindernisse und Verstrickungen, die Camille Claudel im Alltag zu meistern hatte: Das gespaltene, von Neid und Abhängigkeiten geprägte Verhältnis zu ihrem Bruder, dem Dichter Paul Claudel, die vehemente Ablehnung seitens ihrer Mutter und ihres sozialen Umfelds, das in einer jungen Frau, die den Anspruch auf künstlerische Selbstverwirklichung und kreative wie persönliche Eigenständigkeit erhob, eine unabschätzbare Bedrohung sah, die es einzudämmen galt, und nicht zuletzt die leidenschaftliche, destruktive Liebe zu ihrem Mentor Auguste Rodin, aus dessen Schatten zu treten ihr Zeit ihres Lebens nicht möglich war.
Ich habe das Buch in erster Linie gekauft, weil mich die Person Camille Claudel faszinierte und ich mehr über sie erfahren wollte. Dass dieses Buch weit mehr als einen schnöden biografischen Abriss bietet, dass es in ungeheurer Detailverliebtheit und mit einem sensiblen Blick für die ausschnitthafte, farbige Poesie des Lebens und alltäglicher Begebenheiten eine mitreißende, tragische Geschichte erzählt, ohne dabei zu verklären, das alles umgesetzt in messerscharf präziser Sprache, ist dann natürlich umso erfreulicher. Alles in allem empfehle ich das Buch gerne weiter, und zwar nicht nur denjenigen, die sich für das Leben Camille Claudels interessieren. Ich empfehle es allen, die unterhalten werden möchten, die einer faszinierenden Person auf den Grund gehen möchten, die sich für Kunst begeistern, für die damalige Zeit… oder die einfach ein rundum gut gemachtes Buch lesen wollen!