Sheryl Sandberg ist COO und Verwaltungsrätin bei Facebook und damit eine der wenigen weiblichen Führungskräfte und Top-Managerinnen weltweit. Vorher war sie bei Google, im amerikanischen Finanzministerium und bei McKinsey tätig. 2013 erschien ihr Buch Lean In – Frauen und der Wille zum Erfolg, in dem sie sich mit Frauen und Führungspositionen auseinandersetzt.
Sheryl Sandberg ist ohne Zweifel eine faszinierende Frau, vor ihrer Leistung kann man (und frau) wirklich den Hut ziehen. Es ist ihr zudem positiv anzurechnen, dass sie Situation nutzt und ihre mächtige Stimme für die Rechte der Frauen und die Gleichbehandlung der Geschlechter erhebt – auch wenn es ihr selber, wie sie gesteht, zunächst etwas Angst machte und sie die Konsequenzen fürchtete.
Den Einstieg ins Buch fand ich etwas schwierig, obwohl sich das Buch leicht lesen lässt. Sandberg legt einen Mix aus „harten“ Fakten und persönlichen Anekdoten vor, was dem Buch einerseits Seriosität verleiht, es anderseits aber auch nicht langweilig werden lässt. Meine persönlichen Schwierigkeiten lagen eher an dem (typisch amerikanisch) pathetischen Tonfall und vor allem an der Ratgeber-Aufmachung des Buches. Unter Überschriften wie Suchen Sie Ihre Wahrheit und sprechen Sie sie aus oder Machen Sie Ihren Partner zu einem echten Partner enthielten zwar einige interessante, bisweilen auch inspirierende Tipps, diese Auflistung von Ratschlägen hat für mich nichts mit einer „Art feministisches Manifest“ (S. 18) zu tun – zumal einige Ratschläge eher darauf abzielten, dass Frauen sich erst einmal an die Gegebenheiten anpassen und dann – wenn sie in 100.000 Jahren an der Spitze sind – einen Kulturwandel einleiten.Insgesamt gab es auch keine wirklich neuen Fakten zur Frauen und Führungspositionen bzw. Frauen und Arbeit, das rechne ich den Buch aber nicht negativ an: Es ist wichtig, die Missstände weiterhin zu benennen.
Als neue Anführerin einer Frauenbewegung sehe ich Sandberg also nicht. Dennoch hat mir das Buch als „Autobiographie“ sehr gut gefallen. Wie gesagt: Sandberg ist eine faszinierende Persönlichkeit und besonders die Darstellungen aus ihrem Leben und denen ihrer Freunde haben mir sehr gut gefallen. Sie und ihr Mann gehen mit gutem Beispiel voran: Sie teilen sich die häusliche Belastung und kämpfen im Kleinen gegen Geschlechterstereotypen an. Als persönlicher Erfahrungsbericht ist dieses Buch auf jeden Fall lesenswert!
Insgesamt war eine motivierende Lektüre mit einem positiven Grundton von einer spannenden Frau. Ein revolutionärer Beitrag zum Feminismus ist das Buch für mich jedoch nicht.