Rezension zu "Zu keiner anderen Zeit" von Barbara Martina Strebel
Von Barbara Martina Strebel hatte ich noch nie gehört, ehe mir in einer einschlägigen Buchhandlung ihr Roman empfohlen wurde. Wie sich herausstellte, wohl ihr erster (?).
Ich war von Beginn an ziemlich beeindruckt, wie tief die Autorin in die politischen und geschichtlichen Wogen des frühen 20. Jahrhunderts eingetaucht ist. Recherche hat sie wahrlich nicht gescheut, und im Vergleich zu anderen historischen Romanen, die ich kenne, wirkt hier alles realistisch, fundiert, frei von Kitsch. Beim Lesen fragte ich mich dennoch immer wieder, warum dieser Roman denn um Himmels Willen nur in einer einschlägigen Buchhandlung ausliegt - oder ÜBERHAUPT dort ausliegt. Denn die lesbische Liebesgeschichte, obgleich am Klappentext groß angekündigt, wurde hier nur ganz sparsam und dosiert abgehandelt, obgleich sie doch eigentlich das Hauptthema sein sollte (?).
In einer anderen Rezension heißt es, das Barbara Martina Strebel eine Art raffinierten Kunstgriff gewählt hat, um diese Geschichte der zwei Frauen zu berichten. Nun, so kann man es auch nennen.... mir war es einfach ein bisschen zu wenig.
Allerdings schreibt die Autorin vom Stil her sehr gut, und ich sehe ihre Zukunft bei irgendeinem großen Publikumsverlag. Die Charaktere waren gut und überzeugend geschildert, allerdings hätte ich vor dem Hintergrund, dass die beiden Frauen doch eigentlich die Hauptfiguren sein sollen, mehr Einblick in deren "Innenleben" erwartet. Damit meine ich ihre Wünsche, Träume, Ängste, Emotionen...ja, und auch - vor allem! - ihre Liebe zueinander. Diese war für mich nicht allzu plausibel dargestellt, weshalb ich nur vier Sterne vergebe.
Trotzdem finde ich den Roman insgesamt beeindruckend...nur ist es eben kein typischer Genre-Roman.