Zweiter Weltkrieg: Da London beinahe jede Nacht von Luftangriffen heimgesucht wird, beschließt eine alleinerziehende Mutter, ihre neunjährige Tochter Doreen aufs Land zu schicken. So kommt das aufgeweckte Mädchen zu den wohlhabenden Osbornes, einem kinderlosen Ehepaar. Doreen wird von ihnen trotz des Klassenunterschieds wie das eigene Kind, das sie nie hatten, behandelt. Doreen liebt ihre Mutter, fühlt sich aber auch immer mehr von den neuen Eindrücken bei den Osbornes angezogen. Irgendwann kommt es zum Loyalitätskonflikt.
Bei dieser Erzählung von Barbara Noble gefiel mir die Thematik sehr gut. Ein wissbegieriges Kind aus einer armen Familie erhält plötzlich neuen „Input“ und beginnt aufzublühen. Trotzdem liebt es seine Mutter, die trotz ihrer begrenzten Mittel immer alles für sie getan hat. Die Autorin hat die Klassenunterschiede in Großbritannien zu dieser Zeit gut getroffen, wobei die Folgen des Kriegs schon absehbaren Einfluss darauf haben.
Die Motive von Geoffrey und Francie Osborne sind ebenfalls sehr gut dargestellt. Alle Charaktere waren authentisch, was mir ebenfalls sehr gut gefiel. Was den Roman für mich herausragend machte, war die Einfühlbarkeit in beide Seiten der Mutter bzw. Pflegeeltern.
Mit "Doreen" hat Barbara Noble einen kleinen, aber bedeutsamen Aspekt des Zweiten Weltkrieges beleuchtet: das Schicksal evakuierter Kinder, hier mal aus britischer Sicht.