Barbara Sauser

 3,8 Sterne bei 29 Bewertungen

Lebenslauf

Barbara Sauser, geboren 1974 in Bern, studierte Slawistik und Musikwissenschaft. Nach mehreren Jahren im Rotpunktverlag, Zürich, arbeitet sie seit 2009 als freiberufliche Übersetzerin aus dem Italienischen, Französischen, Russischen und Polnischen. Sie lebt in Bellinzona.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Generator (ISBN: 9783039250448)

Generator

Neu erschienen am 25.03.2025 als Gebundenes Buch bei Lenos.

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Neue Rezensionen zu Barbara Sauser

Cover des Buches Pferdemund tut Wahrheit kund (ISBN: 9783039250301)
Pialalamas avatar

Rezension zu "Pferdemund tut Wahrheit kund" von Meryem Alaoui

Pialalama
Wunderbares Debüt!

Dschmiaa ist alleinerziehende Mutter und Sexarbeiterin in Casablanca. Ihren Alltag meistert sie durch viel Selbstvertrauen und ihre unverwüstliche, direkte Art. Das Geld reicht kaum aus, ihre Sorgen kreisen sich um ihre eigene Zukunft und die ihrer Tochter, sowie das Verbleiben ihres Mannes, der zuerst ihren Körper verkauft und sich später nach Europa abgesetzt hat. Die Sorgen ertränkt sie zunehmend im Alkohol, bis eines Tages eine Regisseurin auftaucht und ihr ein unerwartetes Angebot macht.

„Wenn wir hier gelandet sind, dann deswegen, weil wir keine andere Wahl hatten. Nicht weil wir vor einem Bildschirm kindische Dinge angestellt haben und uns danach nicht zu wehren wussten. “ S. 66 

Ich bin begeistert von diesem Buch! Eine originelle, grandiose Geschichte mit feministischer Ader und einer großen Portion Humor. Dschmiaas temperamentvoller Charakter haucht der Geschichte einen frechen Atem ein und macht sie zu einem erfrischend authentischen Lesevergnügen. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, zeigt uns ungeschönt das Leben einer Frau mit einem Schicksal wie ihrem. Ihre Rückblicke in die Vergangenheit zeichnen das turbulente Leben einer jungen Frau, die wie so viele andere versucht in einem Land zu überleben, in dem es nicht viele Möglichkeiten gibt. So offen und selbstbewusst sie auch in ihrem Viertel auftritt, ihrer Familie gegenüber erzählt Dschmiaa nichts von ihrem Leben als Sexarbeiterin. Doch wie lange, kann sie ihre Arbeit vor der Tochter verbergen, wenn die Freier in die Wohnung kommen. Wie lange, kann Sie ihrer Mutter Märchen auftischen, bis ihr Geheimnis gelüftet ist? Dschmiaas Geschichte hat mich sehr berührt, sowohl ihr Leben als Ehefrau, als auch ihr Dasein als Tochter und Mutter. Die Wendung, die ihr Leben nimmt, mag einem Märchen gleichen. Doch alles, was diesem Märchen vorausgeht ist wahrscheinlich die Realität vieler junger Frauen, deren Träume langsam zerplatzen, deren Männer auf der Suche nach dem Geld in andere Länder entfliehen. Für mich ist Meryem Alaouis Debütroman ein lebhaftes und wunderbar freches Werk, dass mir eine Welt gezeigt hat, die jeder am Rande des Blickfelds wahrnimmt, aber selten in den Fokus stellt.

Eine ganz große Empfehlung meinerseits!

Cover des Buches Flügel in der Ferne (ISBN: 9783039250141)
B

Rezension zu "Flügel in der Ferne" von Jadd Hilal

buchlesenliebe
Ein berührendes literarisches Zeugnis einer bewegten Familiengeschichte

„Ich war allein. Ich war nichts. Hatte keinen Ort, keine Identität, keine Wahl. Mit siebzehn war ich Nomadin. Ich hatte nirgendwo gelebt - war bestenfalls anderen gefolgt -, und vor allem war ich zu jung, um zu wissen, ob mir ein solches Leben gefiel oder nicht“ (S.31)

Sie haben „Flügel in der Ferne“. Vier Frauen aus vier Generationen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch, was sie eint, ist nicht nur die familiäre Verbundenheit, sondern das Leben zwischen den Kulturen, damit einhergehende Erfahrungen und Prägungen sowie die stets präsente Suche nach Selbstbestimmung und Frieden.
Die Palästinenserin Naïma wird im Alter von 12 Jahren mit dem gewalttätigen 21-jährigen Dschahid verheiratet. 1947 flieht sie nach einem Anschlag der zionistischen paramilitärischen Haganah in den Libanon.
Ihre kämpferische und emanzipierte Tochter Ema widersetzt sich dem Vater, studiert gegen seinen Willen und führt schließlich eine unglückliche Ehe mit Sahi. Beide arbeiten bei der UNO und brechen während des libanesischen Bürgerkriegs zuerst nach Genf, dann nach Frankreich auf.
Emas Tochter Dara wiederum verkörpert eine traditionellere Frauenrolle, fügt sich ihrem Mann und kehrt aus Sehnsucht in den Libanon zurück. Doch als der Krieg erneut ausbricht, muss sie das Land mit ihrer Tochter Lila abermals verlassen.

Der preisgekrönte Debütroman von Jadd Hilal ist das fiktionale literarische Zeugnis einer bewegten Familiengeschichte mit Bezügen zur eigenen Herkunftsfamilie, in der generationsübergreifende weibliche Erinnerungen an Flucht, Krieg, das Leben im Exil & in der Diaspora zwischen dem Nahen Osten und Europa omnipräsent sind. Aus unterschiedlichen Perspektiven und oft fragmentarisch erzählen die vier Frauen aber auch von der Auflehnung gegenüber patriarchalisch geprägten Strukturen, von Heimweh, Zerrissenheit, dem Mutter- und Tochtersein, der Sehnsucht nach dem Loslassen und gleichzeitigen Ankommen, von Träumen und Hoffnungen. Die intensive Zeichnung dieser vier widerstandsfähigen Frauen, ihren teils sehr berührenden Erlebnissen und ihrem unerschöpflichen Lebensmut, hat mich sehr bewegt - auch, wenn ich mir noch eine tiefere Figurenzeichnung gewünscht hätte. 

Auch die Orientierung zwischen den Charakteren und den weiteren Nebenfiguren war trotz der beigefügten Genealogie nicht immer ganz leicht. Vermutlich hätten dem Roman so ca. 200 Seiten mehr sehr gut getan, um noch tiefer in die berührenden Frauenschicksale eintauchen zu können. Ich hätte auf jeden Fall wirklich gern weitergelesen. Und das spricht ja eigentlich für sich☺️!
Übersetzt aus dem Französischen von Barbara Sauser.

Cover des Buches Flügel in der Ferne (ISBN: 9783039250141)
A

Rezension zu "Flügel in der Ferne" von Jadd Hilal

Almut_Scheller_Mahmoud
Living in one land, dreaming in another

Dieser Titel einer Ausstellung von Shirin Neshat könnte das  Motto dieses frauenbewegten Romans sein, der in alternierenden Puzzleteilen das Leben von vier Frauen beschreibt. Von Naïma und ihrer Tochter Ema, ihrer Enkelin Dara und ihrer Ur-Enkelin Lila. Frauenschicksale eines zerrissenen Lebens, in einem zerrissenen Land. Wie eine Patchworkdecke sind Geburten, Trennungen und Todesfälle miteinander vernäht.

Jadd Hilal ist selbst libanesisch-palästinensischer Abstammung, also prädestiniert dazu, diese generationsübergreifenden Familienbande plastisch zu schildern. 


Die Zuordnung der mosaikartig angeordneten Textfragmente – mal ausführlicher, mal kurz – finde ich etwas verwirrend, werfen mich immer wieder zurück: Who is who? Und wer war wann wo?

Im Hintergrund spielen zwei weltgeschichtliche Akteure mit und sind letztendlich ausschlag-gebend für die zerrissenen Biographien der vier Frauen: die Nakba, die Vertreibung der Pa-lästinenser aus ihrem angestammten Gebiet durch die Israelis und der libanesische Bürgerkrieg, auch er indirekt durch die Nakba beeinflusst, denn die Vertreibung der PLO aus dem Libanon, die wiederum zuvor nach dem sog. Schwarzen September aus Jordanien vertrieben worden war, war der Auslöser. Und das Land ist bis heute - 2021 - nicht zur Ruhe gekommen. Immer wieder flackern Kleinkriege und Kämpfe auf in diesem mediterranen Land, in dem Christen maronitischer Prägung und sunnitische und schiitische Muslime um die Macht ringen und kämpfen.


Die Frauenschicksale aber sind natürlich eng mit den Charakteren ihrer Männer verbunden, die zwar nur in Nebenrollen auftreten, die alle in irgendeiner Form zu Gewalt neigen und Anpassung und Unterwerfung erzwingen und somit ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und politischen Realität sind.  Zerrissene Seelen, die vertrieben werden und die flüchten. In andere Länder, aber auch in Alb- und Tagträume. 


Deutlich werden die kriegerischen Rivalitäten der diversen Milizen und Militärs geschildert, die Instabilität eines Landes „mittendrin“. Aber auch die Privilegien gewisser Schichten, zu denen die UNO-Mitarbeiter und die anderer internationaler Organisationen zählen. Sie leben in „Gated Communities“, mit Privatchauffeur, Spesen für dies und jenes und früher Pensionierung. Weit entfernt von der Realität der Landesbewohner, ob Einheimische oder „Zugewanderte“. Die Beamten werden evakuiert, der Rest, die gewöhnlichen Libanesen, müssen bleiben. Warum? Sie sind keine Auserwählten, sie sind nur Statisten im „Big Game“. Und es wird offen dafür plädiert, die UNO abzuschaffen. Wozu einen Sicherheitsrat, in dem
5 Staaten  (von denen keiner ein sog. Entwicklungsland ist) über 187 Staaten entscheiden. 

Faszinierend für mich als Leserin ist die Liebe zum Land, zum Libanon, zur „unerträglichen Leichtigkeit des Seins“.  So ist das Hin und Her z.B. für Dara ein Tauziehen zwischen liba-nesischer Lust am Leben und dem europäischen Verantwortungsbewusstsein und der geregelten Ordnung.  In Ländern wie dem Libanon herrschen Unordnung und Großzügigkeit, man besitzt wenig und gibt gerne. 


Bezeichnend die Szene auf dem Schiff, das Evakuierte nach Zypern bringen soll.

Eine Sängerin stimmt das Lied „Al Busta“ der über die Grenzen Libanons hinaus berühmten und verehrten Fairuz an, die Passagiere jubeln, weinen, stampfen, applaudieren, als ob ein Ozean menschlichen Leids zu einer Stimme wird.


Das Buch schließt mit Lilas Traum vom „durch die Lüfte fliegen“ wie die Vögel. „Als ich die Augen wieder öffnete, war ich wie ein Vogel, hatte Flügel, die die anderen nicht besaßen“.

„Füße, wofür brauche ich Euch, wenn ich Flügel zum Fliegen habe.“ Frida Kahlo


Die Träume, die Sehnsucht, Heimat, aber auch die frauenfamiliäre Verbundenheit - das ist die Quintessenz dieses Romans, der durch diese vier Frauen das Schicksal der Frauen in Krisen- und Kriegsgebieten verdeutlicht. Und gerade in der heutigen Zeit ist Heimat ein Zustand, nach dem wir uns sehnen, vielleicht unterschwellig, weil wir ja alle mobile Weltbürger sein wollen. Und ich schließe mit Worten des palästinensischen Dichters Mahmoud Darwish: „Ich lernte alle Wörter und habe sie alle zerteilt, um ein einziges Wort zu schaffen: Heimat. "


So können wir als Leserinnen und Leser alle Wörter dieses kleinen Romans zerteilen und jede und jeder kann etwas ganz Persönliches finden. Mag es die Wut auf Kriege sein. Mag es Heimat sein. Mag es der Ikarus-Traum sein. Mag es die Lebenslust und die Lebensfreude sein. 



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