Auf Skin Picking aufmerksam zu machen und dieses Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, ist grundsätzlich gut, da es hierzu nur wenig deutschsprachige Publikationen gibt und möglicherweise auch nur wenig Menschen darüber etwas wissen. Diesen Auftrag erfüllt das Selbsthilfebuch von Ingrid Bäumer und Barbara Schubert. Man erhält interessante einführende Informationen zur Dermatillomanie.
Allerdings ist das Buch, vor allem in Hinblick auf seine zahlreichen Unterkapitel, etwas unübersichtlich strukturiert. Ein Großteil besteht lediglich aus zahlreichen Erfahrungsberichten, die zwar interessant sind, sich jedoch sehr stark ähneln und sich das Lesen hier ziemlich zieht.
Im Selbsthilfe-Teil beschreibt Ingrid Bäumer ihre eigenen Erfahrungen mit Skin-Picking, die in der Gründung einer Selbsthilfegruppe mündeten. Warum diese Erfahrungen so ausführlich im Selbsthilfe-Teil und nicht unter den Erfahrungsberichten geschildert werden, bleibt unverständlich.
Ebenfalls im Selbsthilfe-Teil schildert Barbara Schubert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, wie sie mit ihren Klienten am Problem Skin-Picking arbeitet. Dass diese "Expertin" sich für ihre Beschreibungen auf Wikipedia-Einträge und einen Zeitungsartikel stützt, wie den Quellenangaben zu entnehmen ist, statt sich auf seriöse und fundierte Quellen zu beziehen, ist wenig vertrauenserweckend und glaubwürdig.
Zudem schreibt sie, dass es für das Vorankommen ihrer Klienten wichtig wäre, über Bindungstheorien Bescheid zu wissen, um damit an tieferliegenden Problemen hinter dem Skin Picking zu arbeiten. Statt dem Leser hier eine kurze Einführung zu geben und genauer zu begründen, inwiefern solches Wissen hilfreich sein kann - schließlich steht all dies im Selbsthilfe-Teil -, heißt es lediglich, dass dies an dieser Stelle zu weit führen würde. Wenn auch hierbei lediglich Bezüge auf Wikipedia-Artikel genommen worden wäre, hat sich der Leser hier zum Glück wohl einiges erspart, obwohl es doch durchaus interessant gewesen wäre, hier mehr zu erfahren.
Generell liest es sich ein kleines bisschen wie Werbung für ihr eigenes Therapieangebot. Im gesamten Buch kommt klassiche Psychotherapie eher schlecht weg, sodass den Betroffenen auch nicht geraten wird, eine solche zur Bewältigung des Skin Pickings zu beginnen, da die meisten Therapeuten darüber ohnehin nichts wissen würden.
Den Erfahrungsberichten folgen sehr interessante kreative, selbstgestaltete Bilder von Betroffenen, die darin ihr Skin Picking verarbeiten. Es wird sehr kurz darauf verwiesen, dass eine solche symbolische Verarbeitung hilfreich sein kann. Im Selbsthilfe-Teil wird auf diese kreative Art von Selbsthilfe jedoch überhaupt nicht mehr eingegangen geschweige denn, dass der Leser hierfür eine Anleitung oder Hilfestellung erhält.
Fazit: Zur Einführung ins Thema ist das Buch ganz okay, als Selbsthilfebuch jedoch zu unstrukturiert und oberflächlich.
Informationen und Erfahrungen über Skin Picking, Hilfe eher weniger