Zur Entwicklung des Gehirns und des Lernens im „mittleren“ Alter
Mit der deutlichen Verlängerung der Lebensdauer entstand in en letzten hundert Jahren ein durchaus zu würdigendes „mittleres Alter“, das in dieser Form in den Jahrhunderten zuvor kaum im Mittelpunkt des Interesses stand, da es schlichtweg ob der durchschnittlich deutlich niedrigeren Lebenserwartung „nicht vorkam“.
Nun aber steht das „mittlere Alter“ „voll“ im Raum. Jene Zeit, in der die Kinder oft bereits „aus dem Gröbsten“ heraus sind, die Arbeitswelt weiter vollen Einsatz und ständig neues Lernen erwartet und somit an das Gehirn und die Lernfähigkeit deutlich erweiterte Anforderungen gestellt werden als noch vor 100 Jahren.
Auf dieser Basis ist es eine interessante Reise, zu der Barbara Strauch mit der Lektüre ihres Buches einlädt und die der Frage nachgeht, ob ab dem 40. Lebensjahr „Nachlassen“ an der Tagesordnung des Gehirns ist oder „ob da noch was geht“ an Entwicklung.
Durch moderne Untersuchungsmethoden und eine sich stark verbreiternde Forschung liegen durchaus vielfache Erkenntnisse vor, dass das Gehirn in den „mittleren Jahren“ eben nicht einfach das eines „jungen“ Menschen ist, das nun eben nur „langsamer“ arbeitet.
Durchaus verständlich formuliert und schlüssig argumentiert legt Barbara Strauch überraschend positive Erkenntnisse über die Entwicklung des Gehirns in diesem Alter vor. „Unser Gehirn verfügt im mittleren Alter über erstaunliche Fähigkeiten und überraschende Begabungen“.
#Und dies auf einer sehr soliden Basis, die Strauch formuliert als: „Wir wissen einfach Bescheid“. Über nicht alles , aber über vieles Wesentliche des Lebens. Auch wenn Teile des Gedächtnisses erkennbar schwächer werden. Auch wenn die „Verarbeitungsgeschwindigkeit“ spürbar nicht mehr mit „jungen Gehirnen“ Schritt hält. Was aber letztlich nicht von entscheidender Bedeutung ist, solange das Gehirn sich den Lebensumständen und den Anforderungen durchaus noch anzupassen in der Lage ist. Was es ist, wie Strauch aufweist.
Eine Anpassung, die viel mit der von ihr sogenannten „kognitiven Reserve“ zu tun hat, einer Art „Pufferzone“ des Gehirns, die durch „Training“ in Form von Bildung und Arbeit des Gehirns lange erhalten werden kann.
Das Gehirn ist eben nicht etwas „Reifes, Fertiges und Ganzes“ im mittleren Alter, das langsam mit dem Verfall beginnt, sondern gerade in diesen Jahren bietet das Gehirn eine erfahrene und „trainierte“ Grundlage für weitere Entfaltungen hin zu Erfahrungen, Urteilsvermögen und Weisheit. Eine rundweg positive Botschaft des Buches.
Dass dabei „Übung Gehirn macht§, darauf verweist Barbara Strauch eindringlich und bietet in den letzten Kapiteln ihres Buches hierzu eine Reihe von Instrumenten und Methoden, mit denen der Leser umgehend beginnen kann.
Barabara Strauch bietet mit ihrem Buch einen ruhigen, fundierten und schlüssigen „Aufruf“, die vielfachen positiven Möglichkeiten des Gehirns in den „mittleren“ Jahren wahrzunehmen und in ihren ganz eigenen Möglichkeiten zu nutzen. Mit der positiven Botschaft, dass diese Möglichkeiten vielfach im Raume stehen und ausgebaut werden können. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre , nicht nur für Menschen im mittleren Alter.