Cover des Buches Seven SOULS (ISBN: 9783401064482)
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Rezension zu Seven SOULS von Barnabas Miller

Seven Souls

von daydreamin vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Man kann viele Gründe haben, jemanden zu hassen, aber deswegen muss man ihn nicht umbringen. Für mich fehlt die Moral bei diesem JUGENDbuch.

Rezension

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daydreaminvor 8 Jahren

Geschrieben im Juni 2012:

Puh! Von dem Buch hatte ich schon viel Gutes gehört und konnte daher kaum abwarten, es zu lesen. Jetzt bin ich fertig und weiß echt nicht so ganz, was ich davon halten soll.

Zuerst kam ich überhaupt nicht in die Geschichte rein. Der Schreibstil ist etwas abgehakt und man braucht ein wenig um sich daran zu gewöhnen, gerade wenn man vorher ein sehr flüssiges Buch gelesen hat. Der Lesefluss wird auch im Verlaufe des Buches noch von vielen Anmerkunden in Klammern unterbrochen. Entweder man löst sowas durch Nebensätze oder lässt es ganz weg, denn viele Bemerkungen unterstrichen einfach nur offensichtliche Tatsachen und rissen einem aus dem Satz heraus. Die Hälfte des Buches erlebt man aus Mary Shaynes Perspektive während sich noch lebendig ist und mir wären weit mehr als sieben Gründe eingefallen, um sie zu hassen. Sie ist oberflächlich, arrogant, unverschämt, frech, benutzt die Menschen um sich herum und ist dabei vollkommen von sich eingenommen. Die Betonung in den Beschreibungen liegt hierbei sehr auf Designerklamotten, Marken und Luxus. Es wird allerdings nicht nur einmal erwähnt, dass Marys Freund Patrick eine TAG Heuer trägt, sondern gleich mehrmals im gesamten Verlaufe des Buches. Aus Marys Perspektive erschien es mir noch plausibel, doch später ist das ein sehr unwichtiges Detail, dessen erneute Erwähnung sich mir nicht so ganz erschlossen hat.

Am Anfang kommen dann noch so einige Unstimmigkeiten in der Geschichte auf, sodass ich das Buch schon nach kurzer Zeit wieder weggelegt hab. Ihre beiden besten Freundinnen werden zum Beispiel seltsam beschrieben. Zum einen haben wir da Amy, mit der Mary schon seit ihrer Kindheit befreundet ist. Amy ist unsicher, hat wenig Selbstbewusstsein und überhäuft Mary mit Komplimenten. Wie kann so jemand in Marys Welt überleben? Selbst wenn die beiden seit Kindheitstagen befreundet sind, Amy würde mit so vielen Selbstzweifeln doch niemals von den anderen Leuten akzeptiert werden und das würde sie doch weiter kaputt machen oder nicht? Na wie auch immer, Marys andere beste Freundin Joon ist gleichzeitig die Ex-Freundin von Marys Freund Patrick (wir erinnern uns, der mit der teuren Uhr!). Wer tut denn bitte sowas seiner besten Freundin an? Beziehungsweise wie können die beiden danach noch befreundet sein? Offensichtlich lauert hier der erste Grund um Mary zu hassen, doch ich würde dann lieber gar nichts mehr mit besagter bester Freundin zu tun haben wollen, anstatt ihr wie im Buch hinterherzulaufen.

Nun gut, neben dem Lesefluss sieht es auch mit der Sprache nicht immer so rosig aus. Die Jugendsprache ist viel zu überzogen und ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem öfter die drei Punkte … vorkamen. Irgendwann gewöhnt man sich daran, doch besonders am Anfang hab ich mich doch gefragt was die Autoren mir dadurch mitteilen wollen.

Nach ca. 130 Seiten kommt dann endlich mal Spannung auf, aber dann gleich so richtig. Marys Tod wird ja schon im Klappentext angekündigt und bis sie nach ca. 200 Seiten stirbt, folgt eine sehr hektische, undurchsichtige und verwirrende Beschreibung der wirklich merkwürdigen Ereignisse und ich kam mir kurzzeitig vor wie in einem Horrorfilm. Das soll jetzt allerdings nicht so negativ rüberkommen, denn nach einem Viertel des Buches war ich zum ersten Mal von der Geschichte gefesselt und konnte das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen obwohl ich solche Startschwierigkeiten hatte.

Dank dem im Klappentext erwähnten Fluch erlebt Mary den Tag dann nochmal (allerdings nicht „immer wieder“ wie der Klappentext sagt, sondern tatsächlich nur noch einmal) und schlüpft dabei nacheinander in die Körper ihrer Freunde. Dabei kommen jedes Mal persönliche Erinnerungen der Person hoch, welche Mary vor Augen führen, warum ihre Freunde bzw. ihre Freundinnen sie so sehr gehasst haben. Bei manchen ist dies durchaus plausibel, bei anderen ein wenig an den Haaren herbei gezogen, damit man auch sieben Gründe zusammen kriegt. Außerdem klärt sich nach und nach die verwirrende Geschichte rund um ihren Tod auf. Während man aus Marys Perspektive noch etwas perplex zurückgelassen wurde, klärt sich das Rätsel dann immer weiter auf je öfter sie den Körper wechselt.

Auch dieser Teil der Geschichte ist durchaus spannend und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Auflösung rund um den Fluch fand ich ziemlich verworren und damit hätte ich nie gerechnet. Die Seiten 130-330 (grob geschätzt) hab ich wirklich zitternd verfolgt und war durchaus mehrmals positiv überrascht.

Was dann wieder abfiel, war das Ende. Viele Dinge sind dann hervorsehbar und werden von den Autoren total ausgeschlachtet, sodass es fast langweilig wurde. Die Nebencharakter, also Marys Freunde, ihr Freund, ihre Schwester und ihre Mutter waren mir allesamt unsympathisch. Sie alle haben ihren Teil zu Marys Tod beizutragen und ich war wirklich ein wenig entsetzt wie skrupel- und herzlos man sein kann, auch wenn ich Mary Shayne ebenfalls nicht sympathisch fand. Die Ideen der beiden Autoren fand ich teilweise schon sehr krass. Im letzten Kapitel des Buches schaltet sich dann doch noch die Mordkomission ein, da man es hier ja mit Marys Leiche zu tun hat. Mir war überhaupt nicht klar, warum Mary nicht schon viiiiel früher die Polizei oder sonst jemanden verständigt hat. Im heutigen Zeitalter sollten Teenager mit einer TAG Heuer (tut mir Leid, ich muss das erwähnen! :D) wohl ein Handy besitzen und bei den teils wirklich grausigen Ereignissen hätte ich keine Sekunde gezögert um einen Notruf und die Polizei zu rufen. Wie auch immer, der Detective, der sich dann einschaltet, ist eine Flasche. Er stellt ein paar halbherzige Fragen, lässt sich dann von zwei Jugendlichen eine Lügengeschichte auftischen, die sich ganz offensichtlich spontan erfunden haben, und meint dann „Ja, wenn das von den Fingerabdrücken so passt, dann ist der Fall wohl abgeschlossen!“ Da musste ich dann wirklich kurz auflachen, denn das war eindeutig der größte Flop im ganzen Buch. Dass gleich zwei Autoren an diesem unrealistischen Mist beteiligt waren ist umso schlimmer.

Fazit

Das Buch war definitiv ein Auf und Ab. Der Anfang war ziemlich schleppend, doch obwohl mir niemand in diesem Buch auch nur annähernd sympathisch war, hatte es mich dann doch gefesselt. Die Geschichte rund um Marys Tod und dessen Auflösung fand ich ziemlich gut gelungen und trotz einiger Logikfehler konnte man sich durchaus auf das Buch einlassen. Das Ende übertraf dann sogar den Anfang an Lahmheit. Insgesamt war es okay. Man kann es lesen. Zwischendurch macht es sogar etwas Spaß. Theoretisch würde in der Stelle 3 Sterne vergeben. Aber dann muss ich sagen, dass ich einfach geschockt bin über die Brutalität von Jugendlichen(!) und es macht mich sehr wütend, dass diese ganze Fluch- und Racheaktion an der gehassten Mary nicht einmal am Ende als Fehler dargestellt wird. Der Polizist schluckt die megadämliche Geschichte und alle sind fein raus. Ich frage mich, was die Autoren den wohl selbst jugendlichen Lesern hier vermitteln wollen. Für mich hat das Buch keine „Moral der Geschicht“, obwohl hier so viel Gewalt und Hass vorkommt. Man kann viele Gründe haben, jemanden zu hassen, aber deswegen muss man ihn nicht umbringen und das auch noch für korrekt halten. Deswegen gibt es nur 2 Sterne, weil ich das Buch für junge Leser (Empfehlung lag bei 14-16 Jahren) für moralisch nicht vertretbar halte. Im Endeffekt muss das wohl jeder für sich entscheiden, deswegen kann ich hier auch nicht klar sagen, ob es eine Leseempfehlung ist oder nicht ;)

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