Cover des Buches Lehrerkind (ISBN: 9783492272964)
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Rezension zu Lehrerkind von Bastian Bielendorfer

Rezension zu "Lehrerkind" von Bastian Bielendorfer

von alexandra_amber vor 12 Jahren

Rezension

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alexandra_ambervor 12 Jahren
Der Anfang war gut, flüssig geschrieben und wirklich lustig (nach meinem Geschmack). Also lud ich das Buch auf meinen Kindle und fing freudig zu lesen an, in der Hoffnung, nach Fehlversuchen mit Tommy Jaud und anderen endlich etwas zu finden, worüber ich dann auch mal lachen kann. Leider blieb mir das Lachen nach den ersten gut fünfzig Seiten häufiger im Halse stecken, als ich es gehofft hätte. Anfangs sind die Witze über seine Eltern (vor allem seinen Vater) noch wirklich witzig, doch nachher verliert sich der Autor im verzweifelten Versuch, witzig zu sein und haut in jedem Satz irgendeinen hanebüchenen und total überspitzten Vergleich raus, der mich nur den Kopf hat schütteln lassen. Das Buch hat keine Story und keinen Handlungsfaden, einen Spannungsbogen gibt es natürlich auch nicht, und so wurde es ab der Hälfte zu einer Quälerei, die ich leider abbrechen musste. Es ging einfach nicht mehr. Irgendwann stellte sich bei mir das Gefühl ein, jetzt schon viel zu viel erfahren zu haben. Relativ abstruse Handlungen wie die, dass er seinem ersten Date (mit neun Jahren?) fünfzehn Kugeln Waldmeistereis kredenzte und sich das Mädel dann mit einer Kotzorgie "bedankte" (die ausführlich geschildert wird), waren mir einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Auch der Mitschüler, der bei einem wagemutigen Sprung vom Turm im Schwimmunterricht, angefeuert durch die eiskalte Sportlehrerin, erfolgreich etwas unschön Braunes im Schwimmbecken hinterlässt, dass dann auch noch durchs Wasser schwimmt und "irgendwo verschwindet", ist alles andere als realistisch (es sei denn, der Junge trug keine Badehose, was ich mal nicht annehmen möchte). Das Schlimmste an dem Buch war für mich aber, dass der Autor sich selbst (den Ich-Erzähler, der auch seinen Namen trägt) so schlecht wegkommen lässt, dass jede Form von Mitleid erstickt wird. Anfänglich leidet man noch mit ihm über seine Eltern, doch da er kein gutes Haar an sich lässt und ständig selbstmitleidig über sich herzieht, war ich nachher nur noch genervt von ihm. Und mir war auch klar, warum er in der Schule keine Freunde hatte - nein, es sind nicht immer nur die anderen schuldig. Aber ein in Selbstmitleid ertrinkender Besserwisser ist nun wirklich kein Kind, mit dem man befreundet sein möchte. Ich auch nicht, daher kann ich dem Buch mit gutem Gewissen nur zwei Sterne geben, weil das Ziel für mich eindeutig verfehlt war. Ich hätte mir einen realistischeren, feinsinnigeren Humor gewünscht (und hatte ihn eigentlich auch erwartet), die Spezies Lehrer gibt das doch wirklich her, ohne dass man so rettungslos übertreiben und überziehen muss. Nice try.
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