Eigentlich saß ich da und befand mich mitten in meiner Rezension zu der Farm der Toten und den groben Notizen zu Im Fadenkreuz der Spinne. Dann kam dieser Baukowski daher und meine Pläne wurden über den Haufen geworfen und wofür? Nun da bin ich mir nicht mal sicher. Wirklich nicht. Und hier die obligatorische Warnung: Könnte eventuell Spoiler enthalten die eventuell Schreihälse triggert, bla bla bla. Also das übliche bevor wir loslegen können.
Im Grunde ist es eine Kurzgeschichtensammlung, aber nur im Grunde. Denn irgendwie gibt es dann doch einen roten Faden und irgendwie schafft es der Autor irgendwie doch die zahllosen losen Fäden zu einem Ganzen zu verbinden. Vorbildlich wirklich vorbildlich. Wir lernen die Clique um Baukowski kennen, das Wiesel, den Udo und Patrick. Und während Udo wortwörtlich ein Ei lässt, stellt sich Wiesel als der komplette Wahnsinnige heraus. Egal ob eine Nazi Event Party, Sex mit ungewöhnlichen Dingen, merkwürdige Masturbationstechniken und vieles mehr. Wiesel ist halt Wiesel und der einzige Charakter der hier Profil bekommt und Tiefe erhält. Natürlich neben Baukowski der sich Selbst spielt und in dessen chaotisch wahnsinniges Leben wir einen viel zu tiefen Einblick bekommen.
Wir erleben wie Udo ein Ei verliert, Baukowski seinen Opa einen letzten Trip auf dem Kiez gönnt, Snuff Filme gedreht werden, Alkoholtrips, sexistische Telefonstreiche, Deals mit Gott, tiefe Abgründe und vieles mehr stehen auf der Tagesordnung. Und das in voller Gossensprache, rau und ungezügelt. Was es gibt, gibt es direkt aufs Maul. Und zwar direkt und ohne großes Drumherum reden. Das ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und die Sprachwahl wird die meisten wohl abschrecken. Untermalt wird das Ganze durch einen so pechschwarzen Humor das selbst Monty Python erbleichen würde. Hin und wieder blitzt sogar ein wenig zynische Gesellschaftskritik durch. Hinzu kommt der Umgang des Autors mit allen möglichen Körperflüssigkeiten und Säften die sich prima in die Sprachwahl einpassen. Es ist nicht Hardcore, aber es ist geschmacklos. Also genau das was man bei einem Baukowski Buch erwartet.
Der Anfang jedoch zeigt klipp und klar das Baukowski dem Hardcore nicht abgeschworen hat. Die Lösung um sich seiner Verweichlichung zu entledigen ist kreativ. Und es gibt 2 Geschichten die aus dem üblichen Rahmen fallen und zeigen das da immer noch dieser blutige Biss ist der für Hardcore benötigt wird, allerdings mit einem Baukowski Twist. Zum einen Evil Dick das ein prima Troma Steifen hätte werden können und Eine Frau sieht Rot. Letzteres ist ein Gender Swap Remake von Ein Mann sieht Rot, nur halt auf die brutalere Art und Weise. Eine Geschichte die ich nicht einordnen konnte war Der Misanthrop. Entweder ging es um Baukowski oder es traf ein anderes armes Schwein, aber die Geschichte glänzt sowieso nicht mit Kreativität dafür aber mit einem Wortzynismus den ich so nicht erwartet hätte.
Unter Strich ist es eine Quasi Biografie mit einigen unabhängigen Hardcore Ausuferungen. Kann man so machen, es bleibt unter dem Strich ein gutes Buch das es sich zu lesen lohnt.